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Alasea 03 - Das Buch der Rache

Alasea 03 - Das Buch der Rache

Titel: Alasea 03 - Das Buch der Rache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Clemens
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was, wie Er’ril feststellte, tatsächlich der Fall war. Quer über den Hals der Königin, den sie für den Schrei ausgestreckt hatte, klaffte eine lange Wunde. Der Schnitt wirkte wie ein Lächeln, aus dem Blut lief.
    Die riesige Gestalt bebte, alle Augen waren auf sie gerichtet. Dann stürzte sie klaglos vornüber aufs Deck.
    Schweigen machte sich auf beiden Seiten breit. Nur das Gekreische der hungrigen Möwen, die um die blutigen Überreste der Kobolde im Meer kämpften, störte die Ruhe. Was war geschehen? Er’ril warf einen Blick zu Joach, der jedoch nur ratlos den Kopf schüttelte. Die Magik aus seinem Stab war es nicht gewesen.
    Jenseits der wachsenden Lache aus schwarzem Blut erstarrte die Drak’il Armee. Die Wesen waren benommen vom plötzlichen Tod ihrer Königin. Sogar Rockenheim hatte sich aufgerichtet und Augen misstrauisch zusammengekniffen. Tief in der Brust des Golems flackerten die roten Augen heller auf, als könnte dieses Etwas da drinnen nicht glauben, was es sah. Dicke Schatten quollen aus der ausgefransten Wunde und ergossen sich in einen anschwellenden See um die Füße des Golems.
    Elena stand über dem Kadaver der Kobold Königin. In der zitternden Hand hielt sie noch immer den Dolch. Von dem mit Rosen verzierten Griff tropfte Blut aufs Deck, während sie am ganzen Körper bebte.
    Die Kobold Königin war die erste Kreatur gewesen, die sie eigenhändig getötet hatte. Sie hatte schon die übelsten Gestalten, sämtlich Diener des Herrn des Schreckens, mithilfe ihrer Magik vernichtet, aber diesmal war es anders gewesen. Kein Hexenfeuer war aufgeflammt, kein Kalt oder Sturmfeuer entfacht worden sie hatte den Drak’il einfach abgeschlachtet.
    Elena hatte sich an Er’ril und den anderen Gefährten vorbeigeschlichen und vor die Kobold Königin gestellt. Mit erhobenem Silberdolch hatte sie dem Scheusal in die wütenden Augen gestarrt. Keine besonderen Fähigkeiten waren gefordert gewesen, kein Tanz der Klingen notwendig, keine Magik Kunst gefragt. Als die Kobold Königin zum Schrei angesetzt hatte, hatte Elena nur die Hand ausstrecken und dem Biest die Kehle durchschneiden müssen. Lediglich das heiße Blut, das ihr auf Arme und Gesicht gespritzt war, zeugte von dem Mord.
    Elena starrte nun auf den zusammengesunkenen Körper der toten Kreatur.
    Als die Widersacherin ihren letzten Atemzug ausstieß, presste sie noch eine Krallenhand gegen den Bauch. Erst jetzt bemerkte Elena die auffallende Schwellung dort.
    Die Kobold Königin trug ein Kind unter dem Herzen!
    Oh, Süße Mutter, was hatte sie getan? Mit einem Hieb hatte sie die Mutter und das unschuldige Kind getötet. Was war nur aus ihr geworden? Elena fuhr herum und sah ihre Gefährten an. Sie hielt Er’ril den Dolch hin und flehte ihn schweigend an, in ihr abzunehmen. Aber die anderen sahen sie nicht. Alle Blicke waren auf die zusammengesunkene Gestalt der Kobold Königin gerichtet.
    Elenas Beine begannen zu zittern. Die Magik sang immer lauter in ihren Ohren und übertönte alles andere. Das Entsetzen über das, was sie angerichtet hatte, schwächte den ohnehin schon kraftlosen Griff, mit dem sie ihre Magik in Schach hielt. Die Hexe in ihr nutzte die Schwäche, durchbrach die Fesseln und strömte durch ihre Adern. Elena konnte sich der Dunkelheit in ihrem Geist nicht mehr widersetzen, ihr Wille war zu gebeutelt von der Tat. Und tief in ihrem Innern wollte sie auch gar nicht mehr dagegen ankämpfen.
    Elena fiel auf die Knie in die Lache aus Kobold Blut und öffnete sich der Hexe, sie ließ zu, dass der eiskalte Teil ihres Geistes die heiße Scham und Schuld in ihr linderte.
    Die Hexe feierte die lang ersehnte Befreiung, und unkontrolliertes Gelächter brach aus Elena heraus eine Mischung aus Lust, Entsetzen und Wahnsinn. Die Grenze zwischen Frau und Hexe wurde verwischt. Elena merkte, wie sie sich aufrichtete. Laute der Schadenfreude drangen aus ihrem Hals, während das Blut aus dem aufgeschnittenen Rachen der Koboldin floss.
    Elena versuchte, so viel wie möglich von ihrer eigenen Stimme in diesen Ausbruch zu legen. Sie schrie ihre Erschütterung und Fassungslosigkeit heraus, den Verlust und Schmerz; sie rief nach jemandem, der dies alles von ihr nahm. Doch ihre Stimme war nur ein Flüstern vor dem Sturm. Die Freude der Hexe sprudelte aus ihrem Herzen, sie sang von der Befreiung und Herrlichkeit der Macht.
    Elena konnte sie nicht aufhalten.
    Sie beobachtete, wie ihre linke Hand den Dolch nahm und zum Schnitt in die Handfläche ansetzte, die

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