Alasea 03 - Das Buch der Rache
leere
Augenhöhlen glühten in einem fahlen Gelb, als würden
schimmernde Pilze die Schädel der Monster füllen.
Aber Er’ril wusste, dass diese Erscheinungen noch das
geringste seiner Probleme waren.
»Elena«, murmelte er vor sich hin, »was hast du getan?«
Elena presste die blutige rechte Faust an ihre Brust und ging in die Knie. Dabei beobachtete sie die kriechenden Schatten, die der Tiefe von Rockenheims Brust entstiegen. Vor ihren Augen war der Körper der Kobold Königin bereits zu einem lederumhüllten Knochengerüst verdorrt, Krallen und Zähne sprossen nun aus der Leiche wie Unkraut aus einem brach liegenden Acker. Dahinter nahmen weitere Kreaturen Gestalt an.
Schwärmer, hörte sie Moris diese Kreaturen benennen.
Der Kadaver der Kobold Königin wuchs zum größten dieser abscheulichen Dämonen heran, die Reißzähne schleiften übers Deck. Nun, da er vollkommen heraufbeschworen war, hob der Schwärmer den Kopf. Mit bösen, gelben Augen suchte er in seiner Beute nach dem Kern des Lebens. Seine abscheulichen Brüder erhoben sich ebenfalls vom Deck und gesellten sich zu ihm. Während die anderen schwatzten und zischten, blieb der Schwärmer, der von der Kobold Königin Besitz ergriffen hatte, so still wie ein kaltes Grab.
Elena spürte genau, dass hier der Anführer der Horde stand; die Königin der Kobolde war vom König der Schwärmer besessen. Der größte der Dämonen hob den Kopf mit den hungrigen Augen und starrte Elena direkt ins Gesicht.
Irgendwie schien er in der Lage zu sein, sie zu sehen.
Na schön, dachte Elena. Sie ließ den Dämon spüren, wer seinen Geist in Stücke zu zerreißen und seine Energien aufzufressen vermochte.
Elena stieß die Faust vor und öffnete sie, um den blutigen Schnitt quer über der Handfläche ihrer rechten Hand freizulegen. silberne Flammen tanzten auf der Wunde, als würde ihr Blut rennen. Wie ein Wirbelwind breiteten sich die Flammen über den Arm und die nackte Haut aus. Elena erkannte plötzlich, dass das Feuer den Bann der Unsichtbarkeit wegbrennen würde, das kümmerte sie im Augenblick nicht.
Sie hörte ihre Gefährten hinter sich nach Luft schnappen, beachtete sie jedoch nicht.
Die Hexe in ihr lächelte den Schwärmer König an und ließ Elenas Mund wie den niederträchtigen Schlund eines nackten Schädels aussehen.
Sollte ein Dämon den Dämon bekämpfen.
Er’ril sah zu, wie die feurige Erscheinung sich zwischen ihm und den versammelten Schwärmer Dämonen materialisierte. Zuerst flackerte eine silbrige Flamme wie eine kleine Kerze auf und schwebte in Hüfthöhe über dem Deck. Dann breitete sich der Flammensamen mittels Feuerrinnsalen und wänden aus und wuchs zu einem silbrigen Scheiterhaufen heran.
»Weicht zurück«, brüllte Flint und drängte sie alle zurück zur Luke.
Nur Er’ril machte keine Anstalten, sich von der Stelle zu rühren. Er stand mit erhobenem Schwert vor der wachsenden Feuersbrunst. Im Gegensatz zu Flint wusste Er’ril, dass es sich hier nicht um eine neuartige Erscheinungsform der schwarzen Magik handelte, sondern um etwas… etwas anderes.
Die anderen hatten sich nun alle hinter ihm versammelt, und die Flammen loderten immer höher auf. Silbrig und azurblau tanzte das wilde Feuer. Dann wurde aus dem Herzen des Infernos eine Gestalt geboren. Sie trat aus den Flammen heraus, so nackt wie ein schreiender Säugling, doch war sie kein Neugeborenes, sondern eine Frau von greller Schönheit. Es war kein Weinen, das ihr über die Lippen kam, sondern wildes Lachen.
Er’rils Haut prickelte bei dem wahnsinnigen Gelächter. Es fraß sich in seinen Geist, schlängelte sich wie Maden in seinen Schädel. Er trat einen Schritt zurück. Sein Instinkt sagte ihm, dass er fliehen sollte, doch stattdessen umfasste er sein Schwert noch fester und hielt die Stellung. Er wusste, dass das, was da aus den Flammen stieg, nicht von dieser Welt war, sondern aus der Dunkelheit zwischen den Sternen stammte. Doch so fremd und merkwürdig die Gestalt auch wirkte, Er’rils Herz erkannte die Frau hinter der wilden Magik und dem ungestümen Lachen.
Er sprach ihren Namen aus. »Elena.«
Die Frau warf ihm einen flüchtigen Blick zu. Als sie sich vollständig aus den Flammen befreit hatte, die ihr das Leben geschenkt hatten, verglühte das Feuer und kehrte zurück in die Ödnis, aus der es gekommen war. Nun stand nur noch die Frau auf dem Deck, nackt bis auf kleine Flammen, die wie Öl über ihre Haut liefen.
Er’rils Augen fixierten ihr Gesicht. Die
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