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Alasea 03 - Das Buch der Rache

Alasea 03 - Das Buch der Rache

Titel: Alasea 03 - Das Buch der Rache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Clemens
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entgegen.
    Mikela seufzte, das Glühen in ihren Augen verblasste. Sie sprach nun in der allgemeinen Sprache, ein Lächeln umspielte ihre Lippen. »Komm in meine Arme, Tol’chuk, lass dich drücken.«
    Der Lärm eines anhaltenden Kampfes hallte durch das Schiff, während Elena ihre rechte Hand anstarrte, die Augen vor Entsetzen weit aufgerissen. Anstatt wie üblich dunkelrot, schimmerten ihre Finger und die Handfläche nun in einem weichen, rosigen Azur. Aber diese zarte Färbung war nicht das, was sie störte. Was ihr den Atem verschlug, war die Tatsache, dass ihre Hand nun körperlos war. Sie bestand nicht mehr aus Muskeln und Knochen, sondern schimmerte durchsichtig. Elena konnte durch die Handfläche den alten Sextanten sehen, der an der gegenüberliegenden Wand hing. Es war, als gehörte ihre Hand einem Geist.
    »Hexe von Geist und Stein«, murmelte sie und erinnerte sich an Tante Filas Worte. So überirdisch ihre Hand nun erscheinen mochte, Elena fühlte die Magik, die sich hinter der glasigen Haut staute. Sie sang und trommelte genauso stark wie jede andere Magik, die aus Sonne oder Mond geboren wurde. Doch welche neuen und unbekannten Seiten würde diese neue Magik besitzen?
    Als sich Elenas Herzschlag langsam beruhigte, erreichten die Schreie und blutgierigen Rufe ihr Ohr. Sie hörte, wie Er’ril mit strenger Stimme Befehle erteilte. Aber seine Worte wurden durch das Holz des Schiffsrumpfes so gedämpft, dass Elena nichts verstehen konnte. Kämpften sie immer noch gegen die Drak’il? Sie befühlte den Verband um ihren Bauch. Plötzlich erinnerte sie sich an den Stich des Koboldstachels und an das Brennen des Giftes. Sie wusste nun, dass ihr Körper das Gift letztendlich doch bezwungen hatte.
    Elena setzte sich auf.
    Durch das Bullauge an der Seite schien die Sonne hell herein. Hatte der Kampf die ganze Nacht gewütet? Sie stieg aus dem Bett und stellte sich hin, zitternd, noch immer geschwächt von den Auswirkungen des Giftes.
    Sie stützte sich an der Wand ab und ging hinüber zum Bullauge. Hinter dem Glas sah sie nur das Meer. In der Ferne erkannte sie ein paar Inseln, nur Punkte am Horizont. Sie lagen also nicht länger vor Anker, sondern segelten durch das Archipel!
    Der Kampflärm erschütterte das ganze Schiff.
    Sie fühlte sich zwar schwach, aber sie musste helfen. Elena starrte auf ihre geisterhafte Hand. Da sie die neue Magik nicht verstand, fürchtete sie sich davor, diese zu berühren. Aber bei dem vielen Sonnenschein konnte sie immer noch die Macht des Hexenfeuers in der anderen Hand erneuern und die elenden Kreaturen mit magischen Flammen vom Schiffsdeck verjagen.
    Sie hob die linke Hand und legte sie auf das derbe Glas des Bullauges. Sonnenlicht strömte durch ihre weißen Finger. Sie wünschte sich das Geschenk des Feuers und betete zur Mutter über ihr, sie möge ihr die Kraft schenken. Ihre Augenlider sanken herab, als sie sich dem Ritus der Erneuerung öffnete.
    Sie stand so regungslos wie ein Stein und wartete doch es geschah nichts.
    Elenas Augen weiteten sich. Die linke Hand lag noch immer auf dem Bullauge im grellen Licht der Sonne, war jedoch so blass wie zuvor. Stirnrunzelnd konzentrierte sich Elena noch einmal. In der Vergangenheit hatte der bloße Wunsch immer genügt, um den Vorgang einzuleiten, der sie mit neuer Macht versorgte. Tränen stiegen ihr in die Augen. Verzweiflung bemächtigte sich ihrer. Sie hatte sich die Erneuerung ihrer Magik noch niemals mehr gewünscht als in diesem Augenblick, also warum geschah nichts?
    Sie wartete weiter. Noch immer nichts. Der Kampf über ihr dauerte an; das Zischen in ihren Ohren wurde lauter. Sie konnte nicht mehr länger warten.
    Elena nahm den Arm herunter, wandte sich ab und betrachtete erneut die rosigen Lichtwirbel, die ihrer Geisterhand Konturen verliehen. Sie ballte die Finger zur Faust. Diese fühlte sich ganz normal an. Aber welche Magik würde wohl entfesselt werden, wenn sie sich in die Hand schnitt?
    Mit einem Kopfschütteln wandte sie den Blick von ihrem Arm. Es gab nur einen Weg, um das herauszufinden. Sie ging zur Tür, schluckte schwer und öffnete den Riegel, worauf sich die alten Scharniere quietschend öffneten. Die Kampfschreie von oben schwollen an und wurden beinahe fühlbar. Der Geruch von Blut und Angst schlug ihr wie ein kalter Wind entgegen, und sie hörte das irre Lachen eines Menschen, der genau über ihr stehen musste. Was ging dort oben vor?
    Sie lief durch den Gang und duckte sich schnell nach links in die

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