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Alasea 04 - Das Buch der Prophezeiung

Alasea 04 - Das Buch der Prophezeiung

Titel: Alasea 04 - Das Buch der Prophezeiung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Clemens
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über ihre Schulter auf den schwarzen Flecken der Verderbnis, der sich immer weiter ausbreitete. Kesla liebte die Wüste.
    Dennoch zögerte er. Er trat zurück und sah ihr ein letztes Mal in die Augen. »Ich liebe dich, Kesla. Ich werde dich immer lieben.«
    Sie lächelte und umarmte ihn, als wollte sie ihn nie wieder loslassen. »Ich liebe dich auch.«
    Joach schloss die Augen und stellte sich die Waffe vor. Ein langer Dolch erschien in seiner Hand, so scharf geschliffen, dass er schmerzlos eindringen konnte. Hier im Land der Träume war alles möglich. Er hielt Kesla fest, übermittelte ihr die Liebe eines ganzen Lebens und stieß ihr die Klinge ins Herz.
    Sie stöhnte auf, er spürte ihren Griff fester werden und drückte sie an sich. Blut strömte über den Dolchgriff und über seine Hand und versickerte im schwarzen Sand zu ihren Füßen.
    »Joach …?«
    »Still, meine Liebe. Es ist nur ein Traum.«
    Er hielt die Augen geschlossen und stützte sie, da sie langsam gegen ihn sank. Seine Tränen flossen weiter, bis er ihren letzten Atemzug auf seiner Wange spürte, und auch dann ließ er sie nicht los. Er wusste nicht, wie lange er so gestanden hatte, bis er endlich die Augen aufschlug.
    Zu seinen Füßen hatte das Blut die Schwärze aus dem Sand gewaschen. Keslas reines Blut hatte die Dunkelheit besiegt. Die kleine Sandfläche leuchtete wieder, und während er sie noch ansah, breitete sich das Wunder weiter aus. Nach allen Richtungen hin hellte sich der Sand auf, und die Schwärze des Basilisken wurde aus der Elementarwüste vertrieben.
    Joach lag das Herz wie ein Stein in der Brust. Er konnte nicht mehr stehen, also setzte er sich auf den Boden und hielt Keslas erschlafften Körper in seinem Schoß. Er strich ihr eine Haarsträhne aus dem Gesicht und weinte.
    »Du hast es geschafft, Kesla. Du hast deine Wüste gerettet.«
    24
    Tol’chuk kauerte auf dem steinernen Arm des Mantikors und sah zum Himmel. Der Mond war fast untergegangen; nur ein schmaler Rand leuchtete noch über den schroffen Gipfeln am Horizont. Die Geistererscheinung aus dem Buch war unscharf geworden und verlor mit dem Verschwinden des Mondes zusehends an Kraft.
    »Wir müssen uns beeilen!« mahnte Fila.
    Er’ril stand vor dem Schwarzsteinblock. Sein Gesicht war von der Anstrengung gerötet, auf seiner Stirn glänzte der Schweiß. Noch einmal hob er die Axt und schlug damit auf den Stein ein. Das Eisen klirrte hell durch die Nacht, aber es konnte nichts ausrichten. Wieder hob Er’ril die Axt. Die Schneide war von den vielen Versuchen schartig und stumpf geworden.
    »Es hat keinen Sinn«, sagte Wennar. »Nur der Try’sil hätte den Stein zerschmettern können.« Er warf einen vorwurfsvollen Blick in Tol’chuks Richtung.
    Tol’chuk schaute zu Boden.
    »Elena!« rief Er’ril.
    »Ich bin noch da.« Ihre Stimme schwebte aus dem Stein empor. »Aber ich weiß nicht, wie lange noch. Der Schutz der Magik lässt nach. Ich spüre schon den Sog des Wehrs. Wenn Chos Magik erlischt, werde ich nicht mehr widerstehen können.«
    Tol’chuk schloss die Augen. Es musste einen Ausweg geben! Er’ril hatte es mit roher Kraft versucht, Fila hatte eine Lösung auf der Ebene des Geistes gesucht, und Wennar hatte einfach aufgegeben. Was für eine Rolle war ihm zugedacht? Das Herz seines Volkes hatte ihn zu der Hexe geführt. Der Schatten seines Vaters hatte ihm den Weg nach Gul’gotha gewiesen, und der Vernichter hatte ihn zum Mantikor Tor gebracht.
    Und jetzt hockte Tol’chuk auf den Fersen und war zu nichts nütze. Was sollte er bloß tun? Er hatte lauter Einzelteile und wusste, dass sich dazwischen die Lösung verbarg, aber er konnte sie nur finden, wenn er die Teile in die richtige Ordnung brachte.
    In hilfloser Wut ballte er die Krallenfaust. Er trug, ein Zeichen seiner verfluchten Abstammung, das Antlitz des Herrn der Dunklen Mächte. Diese Vorstellung hinderte ihn daran, klar zu denken. Weltuntergangsstimmung hüllte ihn ein wie eine Decke. Doch jetzt schüttelte er sie ab. Er würde sich mit diesem Schicksal nicht abfinden.
    Tol’chuk riss den Beutel an seinem Schenkel auf und holte den großen Herzstein heraus. Er hielt den rubinroten Kristall ins Mondlicht und sah den schwarzen Vernichter im Inneren unverwandt an. Wo liegt der Sinn? Warum hat das Land mein Volk verflucht? Warum hat es mich hierher geführt?
    Aus dem Schwarzstein rief Elenas Stimme: »Er’ril, ich kann mich nicht mehr halten …«, und verklang.
    »Elena!« schrie

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