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Alasea 05 - Das Buch der Entscheidung

Alasea 05 - Das Buch der Entscheidung

Titel: Alasea 05 - Das Buch der Entscheidung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Clemens
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nicht zu dicht herangehen. Obwohl Stadt und Obsthaine ausgestorben schienen, hielt irgendjemand dort unten ein Feuer in Gang, und dieser Jemand war sicher auf der Hut vor Spionen.
    Andererseits hatte man sie auf die Suche nach dem letzten Wehrtor geschickt, und was sie bisher gefunden hatte, war zwar in hohem Maße verdächtig, aber ein Verdacht allein reichte nicht aus. Sie brauchte Beweise, um den Heerscharen ein Ziel zu geben.
    So drängte Cassa Dar ihr Sumpfkind noch höher hinauf. Sie wollte dieser Stätte möglichst nahe kommen, ohne entdeckt zu werden.
    Die Rauchwolke wurde größer und erfüllte die Welt mit Schmutz und Gestank. Über den Bergen hatten die Wälder nach Ruß und brennendem Holz gerochen, doch hier trug ihr der Wind den Gestank von verbranntem Fleisch und verkohlten Knochen und eine Ausdünstung zu, die krank und unnatürlich war.
    Cassa Dar stieg noch höher und entdeckte endlich, woher der Rauch kam. Ein gewaltiges Loch klaffte in der Erde. Sie ging etwas tiefer. Es war kreisrund und hatte einen Durchmesser von schätzungsweise zwei Meilen. So weit sie es erkennen konnte, bestanden die Ränder der monströsen Grube aus riesigen Stufen, gewaltigen, aus dem Land herausgescharrten Terrassen, die nach und nach in die Tiefe führten.
    Wozu das Ganze dienen sollte, wusste sie nicht, auch war das Werk noch nicht vollendet. Immer wieder züngelten Flammen durch den Rauch zum Himmel empor. Sie hörte Hammerschläge und gedämpfte Explosionen, die unglaublich weit entfernt klangen.
    Wie tief mochte dieses Loch sein?
    Cassa Dar flog an den Rändern des unheimlichen Bauwerks entlang. Ringsum war das Gebiet so tot wie das Tal mit den Obsthainen, aber aus dem Inneren der Grube trug ihr der Wind Schreie zu, wildes Geheul und Eisengeklirr. Auch Bewegungen waren zu erahnen: Der Rauch bildete Wirbel, und durch den Brodem, der immer wieder von feurigen Blitzen erhellt wurde, stolperten schwerfällig dunklere Schatten.
    Die Grube war ganz gewiss nicht leer.
    Noch eine Runde wollte sie fliegen, doch damit sollte es genug sein. Sie würde dem Kriegsrat berichten, was sie gesehen hatte, und es ihm überlassen, danach zu handeln.
    Als sie auf die Mitte des rauchenden Kessels zusteuerte, spürte sie eine dunkle Bedrohung. Die Rauchsäule veränderte ihre Gestalt: Sie ließ sich schwarze Schwingen wachsen, ein Hals löste sich aus dem Qualm. Über einem trübgrauen Schnabel öffneten sich feurige Augen. Das verkörperte Böse suchte die Umgebung ab.
    Cassa Dar verweilte nicht länger, sondern jagte davon. Wenn dieses Geistwesen sie entdeckte, wäre sie verloren. Sie stieß wieder hinab in das verlassene Tal mit den Obstbäumen und raste im Zickzack zwischen den kahlen Stämmen hindurch.
    Die Bäume flogen vorbei.
    Das Sumpfkind schlug Haken nach rechts und nach links, schoss auf ein Bachbett zu, das Deckung verhieß, und fegte dicht über dem schlammig schmutzigen Wasser dahin, wobei Cassa Dar darauf achtete, stets im Schatten der Uferböschungen zu bleiben. Dennoch rechnete sie jeden Moment damit, von einer schwarzen Monsterkralle gepackt und fortgerissen zu werden. Sie wusste, dass sie selbst hunderte von Meilen entfernt vor dem Bösen nicht sicher wäre. Denn wenn das Geschöpf gefangen wurde, war auch die Schöpferin dem Untergang geweiht.
    So raste sie, ein Gebet auf den Lippen, von Angst getrieben, die Fähigkeiten ihres Sumpfkindes bis zum Äußersten nutzend, mit unglaublicher Geschwindigkeit bachabwärts.
    Der Bach mündete in einen Mühlenteich, und die Böschungen flachten ab. Cassa Dar hatte keine Deckung mehr. Sie drehte sich um und sah hinter sich. Sie hatte eine beachtliche Strecke zurückgelegt. Das Rauchwesen war nur noch ein Fleck am Horizont.
    Aus der Ferne beobachtete sie, wie es die schwarzen Schwingen anlegte und in der Wolke verschwinden ließ. Kopf und Schnabel lösten sich in Rauch auf. Als Letztes verglühten die feurigen Augen. Einen Atemzug lang suchten sie noch nach ihr dann waren sie erloschen.
    Cassa Dar zitterte vor Erleichterung. Es hätte nicht viel gefehlt, und sie hätte die Bestie aus dem Herzen der schwarzen Grube gelockt.
    Froh, noch einmal davongekommen zu sein, steuerte sie das Sumpfkind aus dem Tal. Im Westen verschwand die Sonne hinter den Bergen. Cassa Dar strebte zurück zu ihren Freunden und zu Jaston.
    Einmal schaute sie noch hinter sich. Der schwarze Fleck zeichnete sich deutlich vor dem Abendhimmel ab. Sie hatte gefunden, wonach sie gesucht hatte. Die Bestie, die sich

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