Alasea 05 - Das Buch der Entscheidung
rätselhaften Lächeln.
Joach ahnte, dass Greschym ihm noch etwas vorenthielt, dass die Sache irgendeinen Haken hatte, aber damit konnte er sich auseinander setzen, wenn es so weit war. Zunächst brauchte er die Unterstützung des Magikers, allein kam er nicht weiter.
Er klemmte sich den Stab unter einen Arm und zog einen Dolch unter seinem Umhang hervor. »Ich kann dir nur raten, dein Wort zu halten, Greschym, denn sonst schneide ich dir mit diesem Dolch die Kehle durch.« Damit beugte er sich vor und durchtrennte die Fesseln des Gefangenen.
Greschym rieb sich die Handgelenke und streckte die Arme. »Was ist mit den Wachen?«
Joach bedeutete ihm, beiseite zu treten, richtete seinen Stab auf die Stelle, wo Greschym eben noch gesessen hatte, und wirkte einen der zwei Banne, die er vorbereitet hatte. Der Zauber hatte ihn Blut gekostet, und er musste noch einmal eine große Menge gespeicherter Magik für ihn aufwenden, aber für seine verlorene Jugend war ihm kein Preis zu hoch.
Traum Magik entströmte dem Ende seines Stabes. Auf dem Steinboden entstand, aus Traumenergie gebildet und in die wirkliche Welt geholt, eine Gestalt. Sie war dem Dunkelmagiker zum Verwechseln ähnlich, nur war sie wieder gefesselt.
Greschyms verblüfftes Gesicht bereitete Joach keine geringe Befriedigung. »Du hast mehr Talent, als ich dachte«, murmelte der Magiker. »Beeindruckend.«
Sein Doppelgänger lag matt und mit bläulich verfärbtem Gesicht vor ihm. Das Bildnis lebte nicht und würde auch niemals leben.
»Man wird dich für tot halten«, sagte Joach. »Du kannst unbehelligt abziehen, und niemand wird dich verfolgen.«
Greschym runzelte die Stirn. »Nicht, wenn man mich gesund und munter herumlaufen sieht.«
Joachs Augen wurden schmal. »Das wird nicht geschehen.« Er richtete seinen Stab auf das Herz des Dunkelmagikers.
Der fühlte sich bedroht und wich zurück, aber da wirkte Joach bereits seinen zweiten Bann. Wieder quoll die Traum Magik aus dem Stab. Joach hütete sich jedoch, sie mit Greschym in Berührung zu bringen, damit sie nicht vom Buch des Blutes eingesaugt würde. Stattdessen umgab er den Magiker mit einer Hülle, die ihn tarnte. Jetzt sah er aus wie ein hellhäutiger Elv’en Matrose mit kupferrotem Haar. Einer genaueren Überprüfung würde das Trugbild nicht standhalten. Die Hülle war durchlässig, jede zufällige Berührung konnte den Schwindel auffliegen lassen. Doch vorerst erfüllte sie ihren Zweck.
Greschyms Stimme durchdrang die Hülle. »Gut gemacht.«
»Eines lass dir gesagt sein. Wenn du dein Wort brichst, brauche ich nur die Magik Hülle wegzureißen und die Wächter zu rufen.«
Greschym nickte, und der Kopf des Trugbilds ging auf und ab. »So lass uns die Sache zu Ende bringen.«
Joach schleppte sich zum Eingang der Grotte und rief in den Tunnel: »Wache! Schnell! Dem Gefangenen geht es nicht gut!«
Schlurfende Schritte waren zu hören ein Og’er Wächter kam durch den Gang zu ihnen.
Joach deutete mit seinem Stab in die Ecke der Grotte, wo der Traum Greschym lag. »Tot«, sagte er in der allgemeinen Sprache, aber möglichst einfach, damit ihn der Og’er auch verstehen konnte. »Der Mann ist tot.«
Der Og’er duckte sich und schaute durch den Eingang. Seine Nüstern blähten sich. »Tot«, bestätigte er heiser.
Joach nickte. »Schick einen Läufer zu dem fliegenden Schiff. Er soll Bescheid geben!«
Der Og’er knurrte zustimmend. Er war froh, die Grotte hinter sich lassen zu können; der Anblick des Toten brachte ihn aus dem Gleichgewicht. Er sah die Leiche noch einmal mit großen Augen an, dann trottete er, auf seine Knöchel gestützt, durch den Tunnel davon.
Joach winkte Greschym, ihm zu folgen. Die Wachen hatten ihn in Begleitung eines Elv’en kommen sehen, doch das war der Illusionszauber allein gewesen, den er kurz hatte entstehen lassen, um sie zu täuschen die leere Hülle, hinter der sich nun der Dunkelmagiker verbarg.
Am Tunnelende angelangt, rief der Og’er Wächter ein kleineres Mitglied seines Clans zu sich und blaffte ein paar Worte in seiner Sprache. Der jüngere Og’er nickte, knurrte etwas und trottete zum Ausgang der Höhle.
Joach humpelte mit Greschym im Gefolge an den beiden Wächtern vorbei ins Freie. Die Hochlandwiesen glänzten silbrig im Schein der Sterne, dahinter ragten die Berge auf wie dunkle Riesen. Vor den Höhlen brannten die Kochfeuer des Og’er Heeres, und aus den Wäldern drang der Lichtschein des Si’lura Lagers. Obwohl der Mond bereits
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