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Alasea 05 - Das Buch der Entscheidung

Alasea 05 - Das Buch der Entscheidung

Titel: Alasea 05 - Das Buch der Entscheidung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Clemens
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war. Nach der wundersamen Heilung hatte sie den Verband nicht mehr gebraucht. Mogwied hatte durch Ferndals Augen beobachtet, wie sie ihn wegwarf, und ihn aus dem Abfall geholt, als er erwachte. Er hatte vor, mit ihrem Elementarblut die Magik der Schale zu wecken.
    Aber noch zögerte er. Er schloss die Augen. Kein Kribbeln im Nacken, als starrte ihn jemand von hinten an. Gut. Ferndal schlief noch. Nachdem er es mit seiner Wölfin getrieben hatte, war er wohl müde gewesen.
    Träume nur weiter, solange du noch kannst, Bruder. Jetzt habe ich ein nächtliches Stelldichein.
    Er ließ den Verband in die Schale fallen, setzte sich auf die Fersen zurück und wartete. Mit der Zeit kroch die nächtliche Kühle durch den Umhang. Er fröstelte. Allmählich wurde die Luft so eisig wie ein Grab. Ein grässlicher Gestank nach Eiter und Verwesung verbreitete sich, und unter schaurigem Wehklagen stieg ein schwarzer Nebel auf.
    Mogwied wich einen Schritt zurück. Seine Eingeweide krampften sich zusammen, und sein Mund füllte sich mit Galle.
    Aus dem Nebel drang eine Stimme, so dunkel wie die Steinschale und so kalt wie die schwärzeste Gruft. »Du wagst es noch einmal, uns zu rufen, kleine Maus, obwohl du uns enttäuscht hast?«
    »Ich … ich …« Mogwieds Zunge war wie gelähmt. »Ich konnte doch nichts tun.«
    Dunkle Fäden schwebten aus der Schale. Mogwied wollte flüchten, aber die Nebelarme umschlangen ihn wie ein Netz, und er hockte sich nieder. Diese schwarzen Fäden hätten ihm sonst schon bei der leisesten Berührung das Mark aus den Knochen gesaugt.
    »Ich werde dich lehren, was es heißt, uns zu enttäuschen.«
    Mogwied kauerte sich noch mehr zusammen. Im Nebel regten sich Schatten, Wesen, die noch schwärzer waren als die Finsternis. Er kniff die Augen fest zu der Anblick hätte ihn um den Verstand gebracht. Doch ihrem schrillen Geschnatter konnte er nicht entgehen. Es zerfraß die Mauer der Vernunft, die er um sein Bewusstsein errichtet hatte.
    »Halt«, rief er. »Zum Ausgleich für mein Scheitern habe ich dir so manches mitzuteilen!«
    Die eisige Stimme durchdrang den Nebel und dessen Ausgeburten. »Dann sprich, oder du bist verloren!«
    Mogwied öffnete ein Auge. Die Gestalten hielten sich zurück, aber der Nebel hüllte ihn immer noch ein wie ein tödlicher Kokon. »Ich … weiß, wann die Hexe angreifen will … Ich kenne die Streitkräfte … die Zahl …«
    Das Angebot löste nur frostiges Gelächter aus. »Kleine Maus, meinst du, wir wissen nicht, was in diesen Bergen vorgeht? Wir erwarten sie doch bereits wir haben eine Falle aufgestellt, der niemand entkommt.« Die Stimme lachte wieder, das Geschnatter wurde lauter, die Gestalten bewegten sich von neuem.
    Mogwied wusste, dass er nur einen Atemzug davon entfernt war, wie eine Kerzenflamme ausgelöscht zu werden. »Ly’chuk!« rief er den Herrn der Dunklen Mächte in seiner Verzweiflung bei seinem wahren Namen.
    Das Lachen riss jäh ab. Dafür schrie die Stimme von allen Seiten zugleich auf ihn ein. »Nimm diesen Namen nie wieder in den Mund!« Eine Nebelpeitsche holte aus und traf seine Wange.
    Der Schmerz durchzuckte sein Gesicht, als hätte man ihm die Haut abgezogen und Säure über das rohe Fleisch gegossen. Mogwied fiel mit einem gellenden Aufschrei auf die Seite, doch als er nach der Verletzung tastete, fand er nichts. Die Haut war unversehrt, doch der Schmerz ließ viel zu langsam nach.
    »S sie wissen alles über dich«, stieß er hervor. »Nicht nur deinen wahren Namen.«
    »Das macht nichts.« Zum ersten Mal hörte er eine leise Unsicherheit in der Stimme des Dämons. Mogwied hatte im Schlamm gehockt, doch jetzt stand er auf. Angst, Unschlüssigkeit und Zweifel bestimmten seine Welt. Jetzt befand er sich auf vertrautem Territorium; niemand wusste solche Gefühle besser zu schüren als er.
    »Sie wissen auch über Schwarzstein und Herzstein Bescheid«, log er. »Die Hexe an der Pforte hat ihnen alles verraten. Sie wissen sogar, was du am Abend deines Eides an der Pforte getan hast.«
    Die Stimme schwieg. Mogwied nahm eine aufrechtere Haltung ein. Er wusste um die Macht gelüfteter Geheimnisse, auch wenn es sich nur um Vermutungen handelte. Schon als Kind hatte er sein Herz fest verschlossen und seine Gedanken stets für sich behalten. Er wusste, wie es war, wenn das Innerste nach außen gekehrt und offen zur Schau gestellt wurde ob König, Dämon oder Mensch, in dieser Hinsicht waren alle gleich.
    Er baute seine Überlegenheit weiter aus. »Du hast

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