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Alasea 05 - Das Buch der Entscheidung

Alasea 05 - Das Buch der Entscheidung

Titel: Alasea 05 - Das Buch der Entscheidung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Clemens
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drückte ihm kurz die Schulter und trat zurück. »Das Feuer ist geschürt. Die Schlafsäcke müssten noch warm sein. Leg dich zur Ruhe.«
    Die Vorstellung war verlockend, aber beim Anblick der Bahre war Mogwied die Lust auf Schlaf vergangen. Wie sollte er seinen Auftrag erfüllen, wenn Greschym tot war? Denn das Ei war nicht für den Og’er sondern für den Dunkelmagiker bestimmt gewesen. Warum der Herr der Dunklen Mächte einen seiner eigenen Leute verseuchen wollte, war ihm unbegreiflich. Aber vielleicht enthielt das Ei ja etwas, um dem Magiker zur Flucht zu verhelfen? Er schüttelte den Kopf. Wieder hatte er das Schwarze Ungeheuer enttäuscht, und wieder war es nicht seine Schuld. Er war nur zu spät gekommen.
    Was sollte er nun machen? Er wagte nicht, den Herrn der Dunklen Mächte in dieser Nacht noch einmal zu rufen, denn das wäre sein sicherer Tod.
    Joach lachte herzlich und zog damit seine Aufmerksamkeit auf sich. Er war überglücklich, seine Stimme klang kraftvoll und jugendlich. Mogwied sah ihn nachdenklich an. Der junge Mann war ein Meister der Traum Magik und der Illusion.
    Wieder fiel Mogwied der Elv’e ein, der Joach mit seiner Berührung verwandelt hatte und anschließend davongeritten war. Wohin? Und warum? Er fand keine einleuchtende Erklärung.
    Sein Blick fiel auf den kalten Leichnam, dann schaute er hinaus in die Nacht. Seltsame Gedanken gingen ihm durch den Kopf. Ein Meister der Illusion … Wieder lachte der junge Mann laut auf. Mogwied drehte sich um, seine Augen wurden schmal. Joach, was hast du getan?
    Elenas Bruder wandte sich Mogwied zu. Doch bevor einer von ihnen etwas sagen konnte, entstand am Höhleneingang ein Aufruhr. Ein Grüppchen Og’er, mit Keulen bewaffnet, stürmte herein. Wachposten. Sie brummten etwas in ihrer Muttersprache.
    Tol chuk drängte sich zu den Wächtern durch und redete mit ihnen. »Sie haben das geflügelte Kind entdeckt«, meldete er.
    »Cassa Dar!« rief Jaston. »Ist alles in Ordnung mit ihr?«
    Die Si’lura Kundschafter waren bei Sonnenuntergang zurückgekehrt. Nur das Sumpfkind hatte weiter die Gebirgsausläufer abgesucht.
    Tol chuk nickte. »Keine Sorge. Sie kommt gleich.«
    Alle gingen mit den drei Posten auf die Wiese hinaus. Mogwied suchte den Nachthimmel ab. Es war so dunkel, dass man kaum etwas erkennen konnte; sogar der Mond war untergegangen. Doch Mogwied war lange genug mit Tol chuk zusammen gewesen, um zu wissen, dass Og’er auch im Dunkeln sehen konnten.
    Einer der Posten hob seine Keule. Da sah auch Mogwied, wie sich vor den Sternen etwas bewegte. Die Gestalt wurde größer und kam auf sie zu.
    Jaston stand neben ihm. »Sie ist es!« rief der Sumpfmann freudig aus. Er machte ein finsteres Gesicht und verschränkte die Arme vor der Brust, doch Mogwied sah die ungeweinten Tränen in seinen Augen glitzern.
    Über der Wiese stieß das Kind herab. So unsicher, wie es flog, so verkrampft, wie es die Flügel bewegte, musste es völlig erschöpft sein. Endlich landete es im Gras. Das Gesicht unter dem dunklen Haar war aschgrau.
    Jaston eilte ihm entgegen. »Cassa!«
    Das Kind hob abwehrend die Hand. Seine Stimme war schwach, es flüsterte mit schwindender Kraft: »Ich … ich habe das letzte Wehrtor gefunden!«
    22
    Elena erwachte davon, dass an die Tür ihrer Kabine auf der Windfee geklopft wurde. Sie hatte gar nicht gemerkt, dass sie eingeschlafen war. Überrascht sah sie, wie hell das Licht durch die schmalen Fenster strömte. Sie rieb sich die Augen. Es musste weit nach Mittag sein. Warum hatte Er’ril sie so lange schlafen lassen?
    Natürlich kannte sie die Antwort. Nach Joachs wundersamer Verjüngung und der Rückkehr von Cassa Dars Sumpfkind war der Rest der Nacht mit Besprechungen und Pläneschmieden vergangen. Sie hatte kein Auge zugetan. Erst nachdem sich die Streitkräfte versammelt und bei Sonnenaufgang in Marsch gesetzt hatten, war es Er’ril gelungen, sie zu einer kurzen Ruhepause in ihre Kabine zu schicken.
    Wieder wurde geklopft. »Herrin Elena?«
    Sie warf die Decke zurück. Sie trug noch die Kleider vom gestrigen Abend. »Ja?« antwortete sie.
    »Meister Er’ril bittet dich, zu ihm in die Kombüse zu kommen.«
    Elena sprang aus dem Bett und fuhr in ihre Stiefel. »Ich bin gleich da.« Sie trat an das Waschbecken, über dem ein Spiegel mit Goldrand hing, fuhr sich mit den Fingern durch das Haar und steckte es mit einer Silberspange fest. Dann schaute sie sich selbst ins Gesicht und beschwor die Kraft, die sie in den nächsten

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