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Alasea 05 - Das Buch der Entscheidung

Alasea 05 - Das Buch der Entscheidung

Titel: Alasea 05 - Das Buch der Entscheidung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Clemens
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weiterzugeben. Falls es nicht anders geht, ritzt du sie mit deiner Klaue in die Planken.«
    »Ich habe dich doch eben erst wiedergefunden«, flüsterte er.
    Sie hob seine Hand an ihre Lippen und küsste sie. »Warne die Flotte, damit sie sich darauf vorbereiten kann, die Bestie im Tor zu bekämpfen. Dann kehrst du zurück und bringst Hant mit, damit wir auch ihn befreien können. Mir wird nichts geschehen. Ich habe meine Freiheit wieder, und niemand wird mich jemals mehr versklaven.«
    Sie hatte Kasts Bedenken nicht zerstreuen können, dennoch nickte er.
    »Du musst dich beeilen.« Sie wollte sich von ihm lösen, aber er zog sie mit unwiderstehlicher Kraft in seine Arme zurück.
    »Die Gelegenheit lasse ich mir nicht entgehen«, flüsterte er, beugte sich über sie und küsste sie.
    Saag wan hing seufzend an seinen Lippen. Wie sehr hatte sie das vermisst! Sie schmolz dahin unter der Wärme seines Mundes, spürte den Salzgeschmack, den Duft seines Atems. Ihr Herz weinte, und sie konnte auch ihre eigene Angst nicht mehr verbergen. Also zog sie so viel Kraft wie nur möglich aus seinen stählernen Armen, seinen festen Lippen, den rauen Stoppeln auf seiner Wange. Sie nahm, was er ihr geben konnte.
    Aber auch dieser Kuss nahm einmal ein Ende. Mit Tränen in den Augen löste sie sich und schob Kast von sich. »Geh …« Bevor ich dich nicht mehr gehen lasse, fügte sie stumm hinzu.
    Er trat zurück, hielt aber die Arme ausgestreckt, sodass sie sich mit den Fingerspitzen berührten. Sein Gesicht war gerötet, er schwankte zwischen Pflicht und Liebe.
    »Geh«, wiederholte sie.
    »Gib auf dich Acht«, entgegnete er.
    Sie nickte nur. Ihrer Stimme konnte sie nicht mehr trauen.
    Er ließ die Hände sinken. Die Magik entzündete sich, ein Sandwirbel stob auf. Gleich darauf stand der Drache vor ihr und scharrte mit seinen silbernen Klauen im schwarzen Sand. Saag wan trat vor, hob Rodrickos Blüte auf und legte sie vor ihn hin.
    »Flieg, so schnell du kannst«, flüsterte sie.
    Kast sah sie aus Drachenaugen an. Wieder liefen ihr die Tränen über das Gesicht. Vorsichtig nahm er die Blüte zwischen die Zähne und breitete die Schwingen aus. Ich komme bald wieder. Das stumme Versprechen füllte Herz und Geist. Mit einem mächtigen Satz stieß er sich ab. Der Flug war nicht so ruhig wie sonst, wenn Ragnar’k den Drachen steuerte, aber Kast hatte in den zwei Wintern seit ihrer Vereinigung offensichtlich einiges gelernt. Anfangs taumelte er, doch dann schwang er sich mühelos über die Zacken der Krone hinweg und strebte auf das offene Meer hinaus.
    Saag wan hielt die Faust aufs Herz gedrückt und sah ihm nach.
    Wieder erbebte die Erde unter ihren Füßen, diesmal war der Stoß so heftig, dass sich das glatte Wasser der Lagune kräuselte. Saag wan wandte sich um und betrachtete den Berg hinter sich. Aus den Spalten schossen Rauchfontänen, und hoch oben spuckte der Krater mit mächtigem Gebrüll einen Feuerstrahl in den Himmel.
    Sie hatte sich noch nie so verlassen gefühlt. Sie sah dem immer kleiner werdenden Drachen nach, bis er verschwunden war. Dann sank sie im schwarzen Sand auf die Knie.
    Sie hatte sich frei gewähnt, doch der riesenhafte schwarze Krater und seine Feuerströme jagten ihr Angst ein. Sie richtete den Blick auf den nebligen Horizont.
    Halte Wort, mein Liebster. Komm bald zu mir zurück.
    24
    Die Windfee wurde von Stürmen geschüttelt. Elena klammerte sich an die Reling. Je mehr sich das Deck schräg legte, desto weiter ging der Blick über die Landschaft. Kolonnen von Og’ern stapften durch den Schlamm und die verwüsteten Obstpflanzungen und rückten in geschlossener Linie auf die Grube vor. Von den Glutnestern unter dem Schutt stieg Dampf auf. Bisher hatten weder der heftige Sturm der vergangenen Nacht noch der Dauerregen am Morgen diese letzten Überreste des großen Brandes löschen können, der die Haine zerstört hatte.
    »Sie kommen gut voran«, sagte Er’ril neben ihr.
    »Bisher«, nickte Elena. »Aber der Tag hat eben erst begonnen.« Sie zog ihren Ölzeug Umhang fester um sich. Wenigstens schützte er sie vor dem Regen. Dann tastete sie mit einer Hand nach dem Rosengriff ihres Blutschwerts. Der Elementarstahl wirkte beruhigend. Seit der Schlacht an der Geistpforte trug sie das Schwert immer an der Hüfte der dumpfe Druck erinnerte sie an ihre Verantwortung.
    Über den Og’ern am Boden schwebten Vögel in allen Formen durch den Regen. Nur einige Kundschafter des Si’lura Heeres flogen tiefer und

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