Alasea 05 - Das Buch der Entscheidung
um Kasts Zweifel zu zerstreuen.
»Ich erinnere mich, wie der Rauch auf meiner Hand brannte. Dann stürzten wir ab. Als ich aufschlug, wurde mir entsetzlich übel.« Sie zog Kast mit sich auf die Stelle zu, wo sie sich übergeben hatte. In der Pfütze aus Blut und Galle lag ein öliger Fetzen, runzelig wie eine abgeworfene Schlangenhaut. Kast fischte ihn mit dem Ende des Blütenzweiges heraus, warf ihn zu Boden und stocherte daran herum, bis die Tentakel zum Vorschein kamen.
Es war das Simaltrum … oder was davon noch übrig war.
»Ich bin wirklich frei!« rief Saag wan. Eine Woge des Glücks überschwemmte ihr Herz. Frei! Kast erhob sich, und sie sah zu ihm auf. Die Freude und Erleichterung, die ihr aus den Augen strahlten, beseitigten auch den letzten Zweifel.
Er riss sie in die Arme und drückte sie an sich, bis ihr die Luft wegblieb. »Du bist wieder mein«, flüsterte er. Sie spürte sein Zittern, er wagte noch kaum, an die Rettung zu glauben.
Saag wan ließ ihn gewähren. Erst nach einer Weile wich sie ein wenig zurück und fragte: »Aber was ist mit Ragnar’k?«
Kast starrte auf die Rauchsäule hinter sich. »Ich weiß es nicht, aber Scheschon hatte mich gewarnt sie sagte, ich müsste Ragnar’k töten, er würde sonst zur Gefahr für die ganze Welt.«
Saag wan erschrak so heftig, dass sie sich fast von ihm losgerissen hätte. »Warum sollte sie so etwas sagen?«
»Ich weiß es nicht, und sie wusste es auch nicht.« Kast betrachtete die Rauchwolke am Himmel. »Die Magik aus dem Herzen des Berges ist offenbar imstande, fremde Bestandteile aus einem Körper zu ziehen. Sie zog das Simaltrum aus deinem Kopf und ließ nur die Haut zurück, die du später ausgestoßen hast. Ich nehme an, sie hat auch Ragnar’k aus mir herausgeholt und nur den Drachenleib zurückgelassen. Aber der Bann in meiner Tätowierung erhält diesen Leib am Leben, sodass die Verwandlung auch weiterhin vollzogen werden kann.«
»Aber ohne den Drachen in deinem Inneren …«
»Ist seine Gestalt nur eine leere Hülle«, vollendete Kast und scharrte mit dem Fuß Sand über die schleimigen Fangarme.
»Nicht leer«, widersprach sie und streichelte seine Wange. »Sie hat immer noch ein Herz … dein Herz.«
Seufzend sah er in den aufsteigenden Rauch. »Ragnar’k ist in einer Rauchwolke dem steinernen Herzen von A’loatal entstiegen. Jetzt trägt der Rauch ihn fort, vielleicht geradewegs ins Herz von Schwarzhall.«
Sie hörte die Unruhe in seiner Stimme. »Du fürchtest, er könnte von der Magik verseucht werden?«
»Ragnar’ks Geist ist reine Elementarmagik, der Stoff, aus dem der Herr der Dunklen Mächte seine Bösewächter erschafft. Wenn ich mir vorstelle, was dieses Ungeheuer mit der Energie des Drachen anstellen könnte, wird mir angst und bange.« Er zog Saag wan wieder fester an sich. »Die Schwarzsteineier waren nur nach A’loatal gebracht worden, um Ragnar’k zu fangen. Und nun haben wir ihn dem Herrn der Dunklen Mächte direkt vor die Haustür gelegt.«
Ohne das Gesicht von seiner Brust zu heben, sagte Saag wan: »Das heißt, wir haben meine Freiheit mit der Versklavung des Drachen bezahlt.«
Sie spürte, wie sich Kasts Arme spannten. »So darfst du nicht denken. Deine Freiheit ist ein Geschenk der Mutter. Das war kein Handel.«
Sie lehnte sich an seine Brust. Die Freude war ihr verdorben. »Wie auch immer«, murmelte sie endlich, »wir müssen zur Drachenherz zurück. Die Besatzung muss von dem Ungetüm erfahren, das hier auf sie lauert, ich muss von unseren Erlebnissen berichten und Rodricko darf nicht zu lange von seiner Blume getrennt sein, sonst wird er noch krank.«
Kast nickte und wollte zurücktreten. »Ich fliege uns hin.«
Saag wan griff hastig nach seiner Hand und schüttelte den Kopf. »Nein. Ich kann nicht auf dir reiten.«
Kasts sah sie verständnislos an.
»Du weißt doch, wenn ich dich berühre, wirst du zum Menschen«, erklärte sie. »Du musst ohne mich fliegen.«
»Ich soll dich zurücklassen?«
»Ich werde mich verstecken«, versprach sie. »Die Nachrichten sind zu wichtig. Und Rodricko braucht seine Blüte. Ich warte hier, bis du zurückkommst.«
Kast sah sich suchend um, aber er fand keine andere Lösung. Endlich kehrte sein Blick zu ihr zurück. Sie sah seine Unsicherheit.
»Du musst es tun«, sagte sie schlicht und legte ihren ganzen Mut in die Worte hinein.
»Aber wenn ich das Schiff erreiche, bin ich immer noch ein Drache.«
»Du wirst schon einen Weg finden, die Nachricht
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