Alasea 05 - Das Buch der Entscheidung
versuchen, durch das Tor in den Berg einzudringen. Falls sich das Monster herauslocken ließe, wollte er über die Schwelle fliegen und auskundschaften, was die Truppen erwartete.
So weit der Plan. Doch Kast hatte auf seinen Streifzügen durch die Verdammten Untiefen mit den De’rendi schon in hunderten von kleineren und größeren Seeschlachten gekämpft und wusste, dass sich kaum ein Plan jemals vollständig verwirklichen ließ. Diese Sorge lastete schwer auf seiner Seele.
Über ihm fegte das Donnerwolken Geschwader mit glühenden Eisenkielen durch den düsteren Tag. Schon zuckten knisternde Blitze über die Rümpfe, die Schiffskapitäne leiteten Energien für den Angriff in das magikgeschmiedete Eisen. Die sechs Schiffe flogen in enger Formation und schossen wie ein Pfeil auf das Tor zu.
Kast löste sich aus ihrem Schatten und steuerte etwas mehr nach Osten auf die Stelle zu, wo er Saag wan zurückgelassen hatte. Dabei wurde er allmählich schneller, sodass sie bald das Riff überflogen hatten und zur Lagune hinabglitten. Vor ihm lag weit und leer der schwarze Sandstrand.
Das Blut dröhnte ihm in den Ohren. Wo war Saag wan? Hektisch suchte er Sand und Felsen ab, hoffte und fürchtete zugleich, den falschen Strandabschnitt angeflogen zu haben. Sie hatte ihn doch sicher kommen sehen. Warum verließ sie denn nicht ihr Versteck?
Dann war er unten, legte die Schwingen an und streckte die Beine, um den Aufprall im weichen Sand mit ein paar Schritten abzufangen. Es war eine sichere Landung, aber das nahm er kaum wahr. Aus seiner Kehle löste sich ein Aufschrei der Enttäuschung.
Hants Stimme drang durch die Hammerschläge seines Herzens. »Da drüben ist sie!«
Kast fuhr herum und wirbelte mit den Klauen eine Sandwolke auf. Weiter unten am Strand sprang eine schlanke Gestalt über einigen Felsen. Saag wan! Erleichterung durchströmte ihn. Er war wohl über sein Ziel hinausgeschossen. Die Küstenlinie dieser Insel war so verflucht gleichförmig. Er war erleichtert, trunken vor Glück.
Saag wan landete im Sand und rannte ihnen entgegen. Dabei steuerte sie schräg auf den nassen Streifen dicht am Wasser zu, wo die Füße besser Halt fanden.
Erst jetzt bemerkte Kast, dass sie verfolgt wurde.
Es sah aus, als rollten vier schroffe, massive Felsblöcke hinter ihr her. Doch die vermeintlichen Felsen hatten kräftige Hinterbeine und konnten hüpfen wie die Kröten. Der vorderste hatte ein riesiges Maul, das seinen Schädel förmlich spaltete, und war so im Jagdfieber, dass er jaulte. Seine Zähne waren lang und spitz wie Dolche.
Kast schüttelte seine Reiter ab. Hant war bereits im Absteigen begriffen und stürzte, unter jedem Arm ein Kind, in den Sand.
Von seiner Last befreit, setzte Kast zum Sprung an, war mit einem einzigen Satz bei Saag wan und trompetete wütend.
Die Bestien verringerten ihr Tempo und erlaubten ihr, zu ihm zu laufen.
Geh zu Hant!, brüllte er.
Ohne Widerrede huschte sie, tief geduckt, um ihn nicht mit einer versehentlichen Berührung in einen Menschen zu verwandeln, unter seiner Schwinge hindurch und rannte weiter. Sei vorsichtig, Liebster, sendete sie noch, dann war sie fort.
Die Warnung war in den Wind gesprochen, denn jetzt gewannen die Instinkte des Drachen die Herrschaft über ihn. Sein Blut kochte vor Zorn. Mit scharfem Auge musterte er seine Beute.
Die erste Bestie ging zum Angriff über, als hätte sie seine Aufmerksamkeit gespürt. Mit weit aufgerissenem Maul und blitzenden Zähnen schnellte sie auf den langen Drachenhals zu. Doch sie hatte offensichtlich noch nie mit einem Drachen zu tun gehabt. Kast schnappte sich das Krötenwesen im Sprung und schlug ihm die Zähne in den Körper, dass die Knochen krachten. Dann schüttelte er es so lange hin und her, bis er noch ein befriedigendes Knacken hörte, und warf den schlaffen Körper in die Lagune.
Die nächsten beiden gingen gemeinsam auf ihn los. Das eine stürzte sich auf seine Kehle, das andere auf den Unterleib.
Kast schlug das Erste mit der Schwinge beiseite. Das Zweite hielt er mit den Silberklauen fest und drückte es mit seinem ganzen Gewicht in den Sand. Als die erste Bestie eigensinnig zurückkam, schnappte er zu und biss ihr den Hals durch. Der kopflose Körper stolperte noch ein paar Schritte blind durch den Sand, bevor er zuckend liegen blieb.
»Kast!« schrie Saag wan von hinten.
Er fuhr herum und sah, dass sich das vierte und letzte Monster während des Kampfes an ihm vorbeigeschlichen hatte und nun durch die
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