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Alasea 05 - Das Buch der Entscheidung

Alasea 05 - Das Buch der Entscheidung

Titel: Alasea 05 - Das Buch der Entscheidung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Clemens
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ins Mark.
    »Die Stimme des Zahns«, sagte der einzelne Geist neben ihm.
    Tol chuk streifte die Nebelgestalt mit einem Blick. Sie hatte sich verdichtet, als wären ihr mit dem Summen neue Kräfte zugewachsen.
    »Das Land spricht durch den Berg.« Wieder wies der Geist auf den Bogen.
    Das Summen schwoll weiter an, und zugleich begann der Fels im Inneren des Herzsteinbogens zu flimmern. Was bisher ausgesehen hatte wie massiver Granit, wurde durchsichtig, wie ein Spiegelbild in einem Teich, der sich unter den Vibrationen kräuselte.
    Sogar die Luft wurde klarer, als bliese durch die Pforte ein frischer Wind, der nicht zu spüren war. Tol chuk sog sie tief in seine Lungen. Neue Energien durchströmten ihn, und als sie die Hand erreichten, die das Herz der Og’er hielt, leuchtete der Stein heller auf und vibrierte im Takt mit der Stimme.
    Tol’chuks Arm hob sich ganz von selbst, in seiner Brust spürte er den altbekannten Schmerz. Die Geistpforte zog ihn unwiderstehlich zu sich. Sein Blut erstarrte zu Eis. War er dazu verdammt, noch einmal das Tor zu durchschreiten und sich an einen anderen Ort versetzen zu lassen? Er wehrte sich gegen die fremde Macht, die seinen Körper beherrschen wollte.
    »Gib deinen Widerstand auf«, flüsterte der Geist hinter ihm.
    »Was geschieht mit mir?« stieß Tol chuk ängstlich hervor.
    »Der Zahn ruft dich. Du kannst nichts dagegen tun.«
    Der Geist hatte Recht. Tol chuk fühlte sich vorwärts gezogen aber nicht zur Mitte des Tores wie damals, sondern auf einen
    der beiden Pfeiler zu. Und mit jedem Schritt wurde der Stein heller, bis er wie ein greller Stern in seiner Hand lag.
    Tol chuk war geblendet und nahm kaum wahr, dass er stehen geblieben war. Sein Arm hob sich höher, sein Rückgrat streckte sich noch weiter. Das Herz berührte den Pfeiler und fügte sich mit leisem Klicken ein. Damit war der Bann gebrochen, Tol chuk war frei und taumelte zurück.
    Er rieb sich den Arm und schaute empor. Das Herz ruhte in einer ausgeschliffenen Höhlung, in die es so nahtlos hineinpasste wie ein Schlüssel ins Schloss. Hätte es nicht so hell gestrahlt, es wäre nicht zu sehen gewesen.
    Wieder sprach der Geist. »Der Stein ist der Mittelpunkt der Pforte er ist ebenso ihr Herz, wie er das deine ist.«
    Die Stimme des Zahns veränderte ihre Tonlage.
    »Pass gut auf!« mahnte der Triadengeist. »Nun wird die Pforte wieder ganz.«
    Das Licht des Herzsteins drang aufwärts und entzündete den Stein der Geistpforte, als hätte man eine Fackel in Öl gehalten. Die strahlende Helligkeit durchraste das obere Ende des Pfeilers, durchwanderte den Bogen und strömte auf der anderen Seite wieder herab.
    Als sie den Boden erreichte, wurde sie schwächer aber sie erlosch nicht!
    Tol chuk stockte der Atem.
    Der helle Schein tauchte in den Boden ein und schien durch den Granit wie das Licht des Mondes durch dichten Nebel. Das Leuchten wölbte sich unter dem Bogen hindurch, kehrte in den ersten Pfeiler zurück und erreichte das Herz von der anderen Seite. Der Kreis war geschlossen.
    Tol chuk bestaunte den flammenden Bogen über und seinen Widerschein im Granit unter sich mit offenem Mund. Er fühlte sich an die Zitadelle des Bergvolkes erinnert: jenen Granitbogen, der durch sein eigenes Spiegelbild im Amov See zum Magik Ring ergänzt wurde. Hier war es nicht anders.
    »Endlich vereint!« flüsterte der Triadengeist. Schmerz und Freude mischten sich in seiner Stimme. »Wie lange ist es her, dass das Herz die Kraft hatte, die ganze Pforte zu entflammen!«
    »Ich verstehe nicht ganz …«
    Der Geist wies mit der Hand nach oben. »Der Bogen, den du in der Höhle siehst, ist nur die Hälfte des Ganzen.« Der Arm wanderte nach unten. »Dort liegt, noch vergraben, der zweite Teil, der die Pforte vollendet.«
    »Ein Ring aus Herzstein«, murmelte Tol chuk. »Nicht nur ein Bogen.«
    Der Geist nickte. »Mit der Rückkehr des Herzens steht der Weg nun offen.«
    »Der Weg wohin?«
    Wieder richtete der Geist seine Wurmlichtaugen auf ihn. »Zum Kern aller Dinge, in den Mittelpunkt der Welt.« Der Geist wies mit dem Arm auf die Pforte. »Sieh selbst, was sich im wahren Herzen des Landes befindet!«
    Den flimmernden Granit im Inneren des Bogens durchlief eine Welle, als wäre ein großer Felsblock hineingestürzt. Aus jedem der Pfeiler löste sich eine dichte Nebelwolke die zwei anderen Geister kehrten zurück und stellten sich neben den dritten. Gemeinsam betrachteten sie den lodernden Herzsteinring. Der wogende Fels in seiner

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