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Alasea 05 - Das Buch der Entscheidung

Alasea 05 - Das Buch der Entscheidung

Titel: Alasea 05 - Das Buch der Entscheidung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Clemens
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Mitte begann zu brodeln. Der Granit zerfloss und verwandelte sich.
    Tol chuk zitterte vor Angst, aber er konnte den Blick nicht losreißen. Wieder stockte ihm der Atem.
    Langsam beruhigte sich der kochende Fels. Die schwarze Granitwand verschwand, und was an ihre Stelle trat, warf den Og’er auf die Knie.
    Er starrte in eine endlose, von tiefroten Feuerblitzen durchzuckte Finsternis. An den Linien glitten leuchtkäfergleich pulsierende Lichter entlang, von denen einige ihren Ursprung in dem Ring aus Herzstein hatten. Doch nicht dieses Feuerwerk war es, was Tol chuk den Atem benahm. Im Herzen der schwarzen Finsternis drehte sich silbrig blau ein riesiger Kristall von unglaublicher Reinheit, der durch die Nacht strahlte wie ein makelloser Diamant.
    Tol chuk war gefesselt von seiner Schönheit. Es gab nichts, woran er seine Größe hätte messen können, doch er ahnte, dass der majestätische Stein die höchsten Berge in den Schatten stellte, und fühlte sich vor ihm so unbedeutend wie ein Staubkorn.
    »Du schaust das Herz der Welt«, sang die Triade im Chor. »Der Geist des Landes hat hier Gestalt angenommen. Du siehst den Geiststein.«
    Bei diesen Worten schwoll der leuchtende Kristall an und schwebte ihnen entgegen. Tol chuk spürte eine Gegenwart, die den Raum erfüllte wie der Druck in den Tiefen des Meeres. Wie verzaubert kniete er vor dem Bogen und fühlte sich im Angesicht dieser unendlich starken, unendlich tiefen Energie selbst ganz und gar vollkommen.
    Allmählich begriff er, dass die roten Blitze in Wirklichkeit Herzsteinvorkommen waren. Sie bildeten ein Netz von sich teilenden, sich überkreuzenden Linien, doch letztlich strebten sie alle dem Kristall in der Mitte zu.
    Der Geiststein … das wahre Herz der Welt.
    »Da kommt sie«, flüsterte die Triade in ehrfürchtiger Scheu.
    Tol chuk spürte, wie die Luft schwüler wurde und sich ein Druck auf seine Ohren legte. Eine Gestalt erschien. Sie trat aus der Geistpforte, als sei sie dem Stein entstiegen, und schwebte vor dem flimmernden Silberteich wie ein schwarzer Schatten, ein lebender Ölfleck. Tol chuk erkannte eine Frau, groß und stattlich, umwallt von vollem, silbrig glänzendem Haar, das ihr wie eine Nebelflut über die schwarzen Schultern fiel und das Gesicht verbarg. Das Haar bewegte sich, als schwämme sie unter Wasser. Die Strähnen wogten bis zum Geiststein zurück und verschmolzen mit ihm.
    »Wer …? Was …?« stammelte Tol chuk.
    Als die Gestalt seine Stimme hörte, wandte sie sich ihm zu. Das Silberhaar gab ihr Gesicht frei.
    Tol chuk keuchte auf. »Elena!«
    Mama Freda saß immer noch am Feuer und wärmte sich die kalten Glieder. Neben ihr unterhielt sich Jerrick leise mit Magnam und Jaston, doch sie achtete nicht darauf, sondern belauschte stattdessen mit den scharfen Ohren ihres zahmen Tamrink die Horde Og’er vom Ku’ukla Clan.
    Es war Schwindel erregend, so still vor einem warmen Feuer zu sitzen, während ein anderer Teil von einem selbst mit aufs äußerste geschärften Sinnen dahineilte. In ihrer Nase mischte sich der Rauch des prasselnden Lagerfeuers mit dem Og’er Geruch nach nassen Ziegen.
    Mama Freda umfasste mit beiden Händen den Knauf ihres Gehstocks und stützte das Kinn darauf. Die Angst um ihr Tierchen, aber auch um sich und ihre Gefährten trieb ihr Herz zu harten, hämmernden Schlägen an. Krah’nocks Worten hatte sie entnommen, dass die Ku’ukla auf blutigen Verrat sannen. Sie hätte sich gern den anderen anvertraut, doch da sie hier völlig blind war, wusste sie nicht, ob es nicht vielleicht unerwünschte Zuhörer gab. Von allen Seiten hörte sie schlurfende Schritte, knurrende Stimmen und schroffe Befehle. Einige Og’er waren ganz in der Nähe und behielten die Fremden in ihrem Gehege im Auge. Sie beschloss, erst zu reden, wenn sie herausgefunden hatte, was genau die Ku’ukla planten.
    Sie richtete ihre Sinne wieder auf Tikal.
    Die Og’er hatten inzwischen das Grasland durchquert und einen Hochwald im oberen Teil des Berglandes betreten. Dort befanden sie sich auf ihrem eigenen Stammesgebiet, und zu ihren heimischen Höhlen war es nicht mehr weit. Die Gruppe war in ein Gespräch vertieft. Es klang wie leises Donnergrollen. Jeder prahlte damit, wie viele Köpfe er während des kommenden Krieges erbeuten würde. Doch schon bald wurden die Schwarzkiefern und Bergerlen dichter, und die Og’er wurden schweigsamer.
    Durch Tikals Nase roch Mama Freda deutlich die Angst in ihren Ausdünstungen. Der scharfe Geruch wurde

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