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Alasea 05 - Das Buch der Entscheidung

Alasea 05 - Das Buch der Entscheidung

Titel: Alasea 05 - Das Buch der Entscheidung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Clemens
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Sumpfjunge und wollte das Kind anfassen.
    Cassa Dar schlug ihm auf die Finger. Etwas blieb noch zu tun. Wieder richtete sie alle ihre Sinne auf das Mädchen und flüsterte: »Wach auf.«
    Die Lider des Kindes zitterten wie die Flügel eines Schmetterlings und öffneten sich. Ein elfenbeinblasses Puppengesicht mit großen schwarzen Augen wandte sich Cassa Dar zu. »Mama?« flüsterte die Kleine noch wie im Traum.
    »Ja, mein Schätzchen. Zeit zum Aufstehen.«
    Das Kind sah sich um. »Muss ich schon gehen?«
    Cassa Dar lächelte. Sie hatte auch ihre Wünsche auf ihr Geschöpf übertragen. »Ja, du darfst dich nicht verspäten.«
    Cassa Dar prüfte die Bande, die von ihr zu dem Mädchen führten. Die Verbindung war kristallklar wie es sich gehörte, wenn sie einander so nahe waren. »Geh jetzt«, sagte sie und lehnte sich zurück.
    Das Mädchen schaute in die untergehende Sonne und drehte sich ein wenig nach Norden.
    »Du kennst den Weg.«
    Das Kind nickte und ging auf die Mauer zu, die den Turm abschloss. Schon nach wenigen Schritten wurden seine Bewegungen sicherer. Ohne Angst vor einem Sturz erstieg es die steinerne Brüstung.
    Es hatte auch keinen Grund, sich zu fürchten.
    Auf seinem Rücken entfalteten sich Flügel, aus Sumpfkraut, Vorstellungskraft und Magik geformt, die im Sonnenlicht schimmerten.
    »Spring, meine Süße«, drängte Cassa Dar.
    Das Kind ließ sich fallen. Seine ersten Flügelschläge waren noch so ungelenk und schwerfällig wie zuvor die Schritte, doch schon bald schwebte es wie ein Vogel durch die Lüfte.
    Cassa Dar trat an die Mauer, beugte sich über die warmen Steine und blickte ihrem Geschöpf nach. Sie sah nun gleichzeitig mit ihren eigenen Augen und mit denen des Kindes. Das Mädchen mit der Giftschlange trug in seinem Inneren etwas vom Wesen der Sümpfe und damit auch ein Stück von Cassa Dar selbst.
    »Ich hoffe nur, es ist genug«, flüsterte die Sumpfhexe. Sie schloss die Augen, versetzte sich ganz und gar in das Kind hinein und setzte etwas von der giftigen Energie im Kern des Geschöpfes frei. Damit und mit der Magik, die ihr aus dem Elementarstrom vom Südzahn zufloss, schuf sie einen Durchgang. Alsbald sah sie mit den Augen ihres fliegenden Sumpfkindes ein schwarzes Loch im Nebel der Sümpfe erscheinen.
    Sie lenkte ihr Kind auf das Magik Portal zu. Es flog in das Loch hinein und auf der anderen Seite wieder hinaus.
    Im ersten Moment war die Verwirrung groß. Das Mädchen überschlug sich und stürzte in die Tiefe. Cassa Dar fiel auf ihrem Turm zu Boden.
    »Nein!« keuchte sie und versuchte verzweifelt, die Kontrolle zurückzugewinnen. Die Verbindung war viel schwächer geworden. Das Kind war zu weit weg, nur noch ein flackerndes Lichtchen jenseits eines großen dunklen Sees. Sie musste alles aufbieten, um den Kontakt zu halten.
    Der Junge auf dem Turm trat zu ihr. Wie immer hatte er gespürt, dass sie ihn brauchte. Sie streckte die Hand aus, berührte ihn und saugte ihm die Magik aus. Er zerfiel zu einem Häufchen aus feuchtem Sumpfkraut und Moos, das unbeachtet zu ihren Füßen liegen blieb. Aber er hatte ihr das Quäntchen Energie gegeben, das sie brauchte, um ihre Kräfte zu bündeln.
    Das Mädchen breitete die Flügel aus, fing die stürmischen Winde ein, die über die Hänge der fernen Berge fegten, und ließ sich von ihnen emportragen. Cassa Dar blickte weit über das Land. Hier war es viel dunkler. Im Westen dräute ein mächtiges Gewitter, schwarze Wolken türmten sich auf. Grelle Blitze zuckten über den Himmel, Donnerschläge hallten von den Felswänden wider.
    Cassa Dar ließ das Kind ein wenig tiefer gehen, um ihm die heftigsten Böen zu ersparen. Unten floss durch einen Wald aus Schwarzkiefern und Bergerlen ein Bach, der ihr bekannt vorkam an seinem Ufer hatte Jaston mit dem Og’er gekämpft.
    Auf ihrem Turm in den Sümpfen presste sie die Stirn auf den Steinboden. »Ich habe es geschafft«, stöhnte sie. Sie hatte einen Weg zu dem Ort eröffnet, wo ihr letztes Kind umgekommen war. Sie richtete sich auf. Zu diesem neuen Geschöpf, das die giftige Magik der Sümpfe im Herzen trug, würde sie die Verbindung nicht abreißen lassen. Das Band war nur sehr dünn, aber bislang hielt es stand.
    Sie befahl dem Mädchen, auf die Hänge des Nordzahns zuzufliegen, mitten hinein in den Sturm. Sie wollte den Sumpfmann suchen, um ihm zu helfen, so gut sie es vermochte. Die Liebe wies ihr den Weg.
    Mit der Zeit wurde sich Cassa Dar eines zweiten Bandes bewusst, das tief ins Innere

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