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Alaska-Kid - V3

Titel: Alaska-Kid - V3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack London
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bekomme ich. Ich habe nie etwas mit Booten zu tun gehabt, und außerdem habe ich nur meinen Neffen, der ein junger Bursche ist, und meine Frau mit. Wenn Sie heil durchgekommen sind, wollen Sie dann auch mein Boot durch den Cañon lotsen?«
    Kid sah Kurz an, der mit der Antwort zögerte.
    »Er hat seine Frau mit«, sagte Kid, um Eindruck zu machen. Er hatte sich auch nicht in seinem Kameraden geirrt.
    »Selbstverständlich«, sagte Kurz. »Ich zögerte eben, weil ich daran dachte. Ich wußte, daß es einen Grund gab, weshalb wir es tun müssen.«
    Wieder schickten sie sich an weiterzugehen, aber Sprague und Stine rührten sich nicht vom Fleck.
    »Glückliche Fahrt!« rief Sprague Kid nach. »Ich werde... werde...«, er zögerte einen Augenblick, »ich werde hier stehenbleiben und zusehen, wie es Ihnen geht.«
    »Wir brauchen drei Mann im Boot, zwei an den Riemen und einen im Ruder«, sagte Kid ruhig.
    Sprague warf Stine einen Blick zu.
    »Fällt mir nicht im Traum ein«, erklärte dieser Herr. »Wenn Herr Sprague sich nicht fürchtet, hier stehenzubleiben und zuzugucken, tue ich es auch nicht.«
    »Wer fürchtet sich?« fragte Sprague erregt.
    Stine antwortete ihm im selben Ton, und als ihre Leute sie verließen, zankten sich die beiden Chefs aus Leibeskräften.
    »Wir kommen schon ohne sie durch«, sagte Kid zu Kurz. »Du setzt dich vorn mit einem Riemen hin, und ich nehme das Ruder. Alles, was du tun kannst, ist, das Boot geradeaus zu halten. Wenn wir erst losgehen, wirst du nicht mehr hören können, was ich dir sage. Aber du sollst immer nur das Boot gerade voraus halten.«
    Sie machten das Boot flott und arbeiteten sich in die Mitte des reißenden Stromes hinaus. Aus dem Cañon ertönte ein Brüllen, das immer stärker wurde. Der Fluß war so glatt wie geschmolzenes Glas, bevor er in die Mündung des Cañons hineingezogen wurde, und Kurz benutzte die Gelegenheit, um einen Priem zu nehmen. Dann steckte er seinen Riemen ins Wasser. Das Boot sprang sofort in die gekräuselten Wellen auf dem Kamm. Der Lärm, der donnernd von den engen hohen Felswänden widerhallte, war so stark, daß sie nichts anderes mehr hören konnten. Sie erstickten fast, so heftig schlugen die fliegenden Schaumspritzer ihnen ins Gesicht. Es gab Augenblicke, da Kid seinen Kameraden vorn im Bug kaum sehen konnte. Die ganze Geschichte dauerte zwar nur zwei Minuten, aber in dieser kurzen Zeit durchsausten sie auf dem Rücken des Wellenkammes eine Strecke von dreiviertel Meilen. Als sie heil hindurchgeschlüpft waren, legten sie das Boot im stillen Wasser hinter dem Cañon bei.
    Kurz, der während der Fahrt vergessen hatte zu spucken, entleerte jetzt seinen Mund vom Priemsaft und spie kräftig aus.
    »Das nenne ich Bärenfleisch!« rief er begeistert. »Richtiges Bärenfleisch! Weißt du, da fehlte aber nicht viel, nicht wahr, Kid? Im Vertrauen kann ich dir ja ganz ruhig erzählen, daß ich, ehe wir losfuhren, die allerjämmerlichste, lausigste Memme diesseits der Rocky-Mountains war. Aber jetzt hab' ich Bärenfleisch gegessen. Und jetzt los, jetzt wollen wir das andere Boot durchbringen.«
    Auf dem Rückwege zu Fuß trafen sie ihre beiden Unternehmer, die ihre wilde Fahrt von oben beobachtet hatten.
    »Da kommen die Fischfresser«, sagte Kurz. »Wollen wir uns nicht lieber in Lee halten?«

    Als sie das Boot des Fremden, der Breck hieß, durch den Cañon gelotst hatten, lernten sie auch seine Frau kennen. Es war eine schlanke, mädchenhafte Frau, deren blaue Augen mit Tränen der Dankbarkeit gefüllt waren. Breck selbst versuchte, Kid fünfzig Dollar in die Hand zu stecken, und als es mißlang, wiederholte er den Versuch bei Kurz.
    »Fremder«, sagte der, als er das Geld ablehnte, »ich kam hierher, um Gold aus dem Boden zu kratzen, nicht um es meinen Kollegen aus der Tasche zu ziehen.«
    Breck suchte in seinem Boot und holte eine Flasche mit Whisky hervor. Kurz streckte schon die Hand aus, um sie zu nehmen, zog sie aber plötzlich wieder zurück. Dabei schüttelte er den Kopf und sagte: »Wir haben noch dieses verdammte "Weiße Roß" vor uns, und man sagt, daß es noch schlimmer ist als die "Büchse". Ich glaube, es ist besser, wenn ich mir jetzt keinen Affen anschaffe.«
    Einige Meilen weiter abwärts liefen sie wieder an den Strand und legten bei. Dann gingen sie alle vier weiter, um sich das gefährliche Gewässer anzusehen. Der Fluß, der hier lauter Stromschnellen bildete, wurde durch ein Felsriff nach rechts gezwungen. Die ganze Wassermasse

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