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Alaska-Kid - V3

Titel: Alaska-Kid - V3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack London
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warf und daß er wünschte, sein Onkel wäre dabei und könnte ihn sehen. Dann tauchten sie wieder auf, atemlos, bis auf die Haut durchnäßt, das Boot bis zum Dollbord mit Wasser gefüllt. Die leichteren Gepäckstücke schwammen frei im Boot herum. Kurz holte ein paarmal weit mit dem Riemen aus, und das Boot glitt durch das stille Wasser, bis es unversehrt das Ufer anlief. Auf dem Hang stand Frau Breck - ihr Gebet war erhört, und die Tränen strömten ihr über das Gesicht.
    »Es ist einfach eure Pflicht, das Geld zu nehmen!« rief Breck ihnen zu.
    Kurz stand auf, stolperte und setzte sich mitten ins Wasser, während das Boot den einen Dollbord in die See tauchte, sich aber gleich wieder aufrichtete.
    »Zum Teufel mit dem Geld!« rief er. »Aber geben Sie uns den Whisky. Jetzt fange ich an, kalte Füße zu kriegen, und ich fürchte schon, daß es ein richtiger Schnupfen wird.«
    Am nächsten Morgen waren sie, wie gewöhnlich, unter den letzten, die ihr Boot zur Abfahrt brachten. Selbst Breck, der nichts vom Segeln verstand, und nur seine Frau und seinen jungen Neffen zur Hilfe hatte, brach schon beim ersten Tagesgrauen sein Zelt ab, belud sein Boot und segelte ab. Aber Stine und Sprague hatten keine Eile. Sie schienen gar nicht zu erfassen, daß die Seen jeden Augenblick zufrieren konnten. Sie drückten sich, wo sie konnten, standen überall im Wege, verzögerten alles und bekrittelten die Arbeit von Kid und Kurz.
    »Ich werde bald meine Achtung vorm lieben Gott verlieren, wenn ich daran denke, daß er diesen beiden Mißverständnissen menschliche Gestalt gegeben hat.« Mit diesen lästerlichen Worten drückte Kurz seine Verachtung aus.
    »Nun, dann gehörst du jedenfalls zur richtigen Sorte«, antwortete Kid grinsend. »Um so mehr muß ich Gott achten, wenn ich dich angucke.«
    »Na ja, verschiedenes ist ihm schon gelungen«, gab Kurz zurück, um seine Verlegenheit über die Schmeichelei zu verbergen.
    Der Wasserweg nach Dawson führte auch durch den Le-Barge-See. Hier war kaum eine reißende Strömung, aber die ganze Strecke von vierzig Meilen mußte man rudern, wenn nicht zufällig ein günstiger Wind wehte. Die Zeit dieser günstigen Winde war jedoch schon vorbei, und eine eisige Kühle aus dem Norden blies ihnen ins Gesicht und schuf eine grobe See, gegen die anzurudern fast unmöglich war. Das Schneegestöber vermehrte noch ihre Schwierigkeiten um ein Beträchtliches. Dazu kam, daß das Wasser auf den Ruderblättern sofort gefror, so daß ein Mann die ganze Zeit reichlich zu tun hatte, um das Eis mit einer Axt loszuschlagen. Wenn Sprague und Stine gezwungen wurden, beim Rudern zu helfen, versuchten sie ganz offensichtlich, sich zu drücken. Kid hatte gelernt, sein Gewicht beim Rudern richtig auszunutzen, aber er bemerkte, daß die Chefs nur so taten, als gebrauchten sie ihre vollen Kräfte, in Wirklichkeit aber die Riemen flach durchs Wasser strichen.
    Als drei Stunden vergangen waren, zog Sprague seinen Riemen ein und erklärte, daß sie umkehren müßten, um in der Mündung des Flusses Schutz zu suchen. Stine stellte sich auf seine Seite, und damit war die harte Arbeit, die sie mehrere Meilen vorwärts gebracht hatte, wieder vergebens gewesen. Am zweiten und dritten Tage wurden ähnliche vergebliche Versuche gemacht. In der Mündung des Flusses bildeten die vielen, beständig vom »Weißen Roß« herkommenden Boote eine Flottille von über zweihundert Stück. Mit jedem Tage kamen vierzig oder fünfzig neue an, und nur zwei oder drei erreichten das Nordwestufer des Sees und kehrten nicht wieder zurück.
    Das stille Wasser vereiste, und es bildeten sich dünne Eisbänder um die Landzungen herum. Jeden Augenblick konnte man gewärtig sein, daß der See ganz zufror. »Wir könnten es noch schaffen, wenn sie ein bißchen vernünftiger wären«, sagte Kid zu Kurz, als sie ihre Mokassins am Abend des dritten Tages am Feuer trockneten. »Wir würden es sogar heute geschafft haben, wenn sie nicht verlangt hätten, daß wir umkehrten. Nur noch eine Stunde, und wir hätten das andere Ufer erreicht. Sie sind ein paar richtige Wickelkinder.«
    »Ja, wahrhaftig«, stimmte Kurz ihm bei.
    Er hielt seine Mokassins ans Feuer und überlegte einen Augenblick.
    »Hör mal, Kid. Es sind noch mehr als hundert Meilen bis Dawson. Wenn wir hier nicht einfrieren wollen, müssen wir irgend etwas tun. Was meinst du?«
    Kid sah ihn an und wartete, daß er fortfahren sollte. »Wir haben allmählich die beiden Wickelkinder gehörig an die

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