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Alaska-Kid - V3

Titel: Alaska-Kid - V3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack London
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gefrorenen Flußbett des Norwegenbaches. Dann bogen sie auf einen schmalen, unebenen Nebenfluß ein, der nach Süden führte. Gegen Mittag überschritten sie die Wasserscheide. Wenn sie zurückblickten, sahen sie die lange Reihe der Wettläufer sich allmählich auflösen.
    Hier und da zeigten Rauchsäulen, daß man im Begriff war, ein Lager aufzuschlagen.
    Sie selbst hatten noch Schweres durchzumachen. Sie wateten bis zum Leib durch den Schnee und mußten immer wieder nach wenigen Metern haltmachen, um sich auszuruhen. Kurz war der erste, der eine Rast vorschlug.
    »Wir sind jetzt über zwölf Stunden unterwegs«, sagte er. »Weißt du, Kid, ich gestehe ohne weiteres, daß ich müde bin. Und das bist du auch, mein Freund. Ich bin so frei zu behaupten, daß ich so zähe an der Fährte hänge wie ein hungriger Indianer, wenn ein großes Stück Bärenfleisch winkt. Aber das arme Mädchen hier kann sich nicht länger auf den Beinen halten, wenn es nichts in den Magen kriegt. Hier ist eben die richtige Stelle, um ein Feuer zu machen. Was meint ihr dazu?«
    Sie schlugen das einfache Lager so schnell, geschickt und methodisch auf, das Joy, die sie mit eifersüchtigen Augen betrachtete, sich gestehen mußte, daß selbst die Alten es nicht besser hätten machen können.
    Fichtenzweige, die sie auf dem Schnee ausbreiteten und auf die sie eine Decke legten, bildeten eine vorzügliche Unterlage, auf der sie sich ausruhen und ihre Tätigkeit als Köche ausüben konnten. Aber sie hielten sich vorsichtig vom Feuer fern, bis sie sich Nase und Kinn kräftig gerieben hatten.
    Kid spie in die Luft, und das Knistern kam so prompt und kräftig, daß er den Kopf schüttelte.
    »Ich gebe es auf«, sagte er. »Ich habe noch nie eine solche Kälte erlebt.«
    »Einen Winter hatten wir am Koyokuk sechsundachtzig Grad Fahrenheit«, antwortete Joy. »Und jetzt sind es mindestens siebzig oder fünfundsiebzig, und ich weiß, daß ich mir leider die Backen erfroren habe. Sie brennen wie Feuer.«
    Auf dem steilen Abhang der Wasserscheide lag kein Eis. Sie nahmen deshalb Schnee, der so fein, hart und kristallinisch wie Puderzucker war, und legten einige Handvoll davon in die Goldpfanne, bis sie Wasser genug hatten, um Kaffee zu kochen. Kid briet Speck und taute die Kekse auf. Kurz nahm sich der Heizung an und sorgte für das Feuer und Joy für das bescheidene Geschirr, das aus zwei Tellern, zwei Tassen, zwei Löffeln, einer Büchse mit gemischtem Pfeffer und Salz und einer andern mit Zucker bestand. Als sie dann aßen, benutzten Joy und Kid denselben Löffel. Sie aßen von demselben Teller und tranken aus derselben Tasse.
    Es war schon fast zwei Uhr nachmittags, als sie den Rücken der Wasserscheide hinter sich hatten und einen Nebenfluß des Squawbaches hinabzugehen begannen. Früher im Winter hatte ein Elchjäger eine Fährte durch den Cañon hinterlassen - das heißt, er war beim Hin- und Zurückgehen immer wieder in seine eigenen Fußspuren getreten. Die Folge war, daß man mitten im Schnee eine Reihe von unregelmäßigen Klumpen sah, die durch später gefallenen Schnee halbwegs verdeckt waren. Wenn der Fuß nicht genau den festen Klumpen traf, sank er tief in den weichen losen Schnee, und man konnte das nur schwerlich vermeiden, um so mehr, als der Elchjäger ein ziemlich langbeiniger Herr gewesen zu sein schien. Joy, die jetzt sehr eifrig war, daß die beiden Männer ein paar Claims erhalten sollten, fürchtete, daß sie mit Rücksicht auf sie langsamer gehen würden. Sie verlangte deshalb, die Führung zu behalten. Die Schnelligkeit und die ganze Art, wie sie die schwierige Wanderung durchführte, fand Kurz' vorbehaltlosen Beifall.
    »Guck sie dir mal an«, rief er. »Piekfein ist sie! Das richtige rote Bärenfleisch! Sieh dir mal an, wie die Mokassins sausen. Da gibt's nichts mit hohen Absätzen, sie gebraucht die Beinchen, wie sie der liebe Herrgott geschaffen hat. Sie ist das richtige Frauchen für einen Bärenfänger.«
    Sie warf ihm über die Schulter ein anerkennendes Lächeln zu, das auch Kid umfaßte. Und Kid fühlte zwar die offene Kameradschaft dieses Lächelns, hatte aber dabei doch die bittere Empfindung, daß es nicht nur eine Schicksalsgenossin, sondern auch ein Weib war, das ihm einen Teil dieses Lächelns schenkte.
    Als sie das Ufer des Squawbaches erreichten und zurückblickten, sahen sie, wie der Zug der Wettläufer sich in unordentliche Reihen aufgelöst hatte, die im Begriff waren, sich über die Wasserscheide zu

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