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Alaska

Titel: Alaska Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Albert Michener
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mit Kiinak teilte, und mit einem ebenso freudigen Ergebnis. Diese Regung trieb sie immer häufiger dahin, wo auch Pym sich aufhielt, und damit wurde sie zum Ziel des Dorftratsches, und auch die Matrosen in der Gemeinschaftshütte wussten bald, dass ihr verheirateter Kapitän, der die Bibel beim Wort nahm und auf den in Boston drei Töchter warteten, eine verheiratete Eskimofrau dazu gebracht hatte, sich in ihn zu verlieben.
    Pym, ein strenger Mann, der das Leben nicht auf die leichte Schulter nahm, wurde von einem Sturm heilloser moralischer Verwirrung gepackt: Manchmal wollte er einfach nicht wahrhaben, dass Nikaluk sich in ihn verliebt hatte, und später, als er sich zumindest eingestand, dass sich bedrohliche Verwicklungen daraus ergeben könnten, versuchte er die Sache herunterzuspielen. Jedenfalls reagierte er mit keiner Geste, die auch nur als leiseste Aufforderung hätte verstanden werden können, er gönnte Nikaluk nicht einmal mehr einen Blick, und er war ganz in Anspruch genommen von einer anderen Frage, die ihm wichtiger schien. »Wann«, fragte er seine Offiziere am Neujahrsabend, »können wir damit rechnen, dass das Eis schmilzt?«, und einer, der Bücher über Grönland gelesen hatte, äußerte die Ansicht, dass das Eis nicht vor Mai schmelzen würde. Dann aber hörte sich Atkins bei der Familie seiner Frau um, und sie nannten ihm eine Zeit, die Anfang Juli sein musste, also noch weiter entfernt, und als sich Pym selbst zu Sopilak begab und ihn fragte, bestätigte dieser ihm den späten Termin.
    Als der Tag näher rückte, der nach Kapitän Pyms Berechnungen der 24. Januar sein musste, versuchte er seiner Mannschaft neuen Mut mit der Mitteilung zu machen, dass die Sonne, die sich noch hinter dem Horizont versteckt halte, bald wieder in die nördliche Hemisphäre eintreten würde, und zwar allmählich, so dass das Zwielicht um die Mittagszeit mit jedem Tag länger und heller scheinen würde! Und den Matrosen, die nichts von Astronomie verstanden, erklärte er: »Ja, die Sonne zieht nach Norden, und sie rückt weiter und weiter, bis sie direkt über dem Polarkreis steht. Dann währt das Tageslicht vierundzwanzig Stunden.«
    »Sagen Sie ihr, sie soll sich beeilen«, warf ein Matrose ein, und Pym antwortete: »Wie alle von Gott gefügten Dinge, das Sprießen des Samenkorns, der Flug der Gänse,, muss auch die Sonne dem großen Plan folgen, den der Herr für sie vorsieht.« Und dann fügte er etwas Sonderbares an: »Die alten Druiden, die keinen Gott kannten, brachten ihre Freude über die Verlässlichkeit im Wandel der Sonne durch Lieder und Gebete zum Ausdruck, und da auch die Eskimos primitive Menschen sind, werden wir bei ihnen wohl dasselbe beobachten können.«
    Was dann tatsächlich in Desolation Point alles geschah, darauf war er jedoch nicht vorbereitet. Als am 23. Januar die Sonne eindeutig Signale aussandte, dass sie am Mittag des nächsten Tages ihr Gesicht zeigen würde, spielten die Dorfbewohner verrückt, und die Kinder kreischten: »Die Sonne kommt zurück! Die Sonne ist wieder da!« Trommeln wurden hervorgeholt und mit Seehundfell bespannte Holzrahmen, aber was im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit stand und besondere Freude hervorrief, war eine riesige Decke, gewebt aus einem Garn, das aus edlem Fell gesponnen und dann zu einem festen Tuch verarbeitet worden war. Die Decke war gefärbt mit der Flüssigkeit aus Pflanzen, die man im Sommer an der Küste sammelte, und mit den Ausscheidungen von Seehund und Walross.
    An diesem Nachmittag machten sich Sopilak und zwei andere Männer, gekleidet in traditioneller Tracht, mit ihren Skiern zu der Gemeinschaftshütte auf, um den Seeleuten bekanntzugeben, dass sie am morgigen Tag, zur Mittagszeit, wenn die Sonne wiederauftauchen würde, zu einem Fest geladen seien, und verbeugten sich dann feierlich, wie Kapitän Pym es bei der Hochzeitszeremonie an Bord des Schiffes auch getan hatte. Erster Offizier Corey versprach im Namen der Mannschaft, dass sie kommen würden, aber als die Eskimos wieder fort waren, sagte er, nicht gehässig, aber mit einem spöttischen Unterton: »Bin gespannt, was diese Wilden da Vorhaben«, aber am 24., eine halbe Stunde vor Mittag, führten er und Kapitän Pym die vollzählige Besatzung über die gefrorene Eisdecke nach Desolation Point.
    In der silbrigen Dunkelheit wartete bereits eine ernste, schweigende Menge, zu der sie sich gesellten, Menschen, die viele Monate ohne Sonne hatten auskommen müssen. Es herrschte eine

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