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Alaska

Titel: Alaska Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Albert Michener
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durchzusetzen, als ein überraschender Kommentar die Debatte in eine völlig andere Richtung lenkte. Tom Kane grummelte: »Ich kenne das Mädchen, und sie würde, verdammt noch mal, ’ne bessere Frau abgeben als die Hexe, die ich in Boston zurückgelassen habe.«
    Mehrere Matrosen, die noch unentschieden waren, blickten in die Richtung von Pym, als diese harten Worte fielen, und sie sahen, dass sich sein Gesicht weiß verfärbte, dass er schlucken musste, und hörten ihn dann ganz ruhig sagen: »Mr. Kane, wir schätzen solche Äußerungen auf diesem Schiff nicht.«
    »Wir befinden uns hier nicht an. Bord des Schiffes. Wir können freiheraus reden.«
    Wieder ganz ruhig, sagte Kapitän Pym: »Mr. Corey, würden Sie mich und Harpunier Kane bei unserer Inspektion der ›Evening Star‹ begleiten? Und Sie kommen mit uns, Gefreiter Atkins.«
    Die vier Männer gingen über das Eis, und kaum waren sie an Bord, fing Kapitän Pym wie jeden Tag mit dem Kontrollgang an, als ob nichts geschehen wäre. Sie stellten fest, dass die Eismassen, vom Meer her noch immer nachrückend, gegen den gebogenen Rumpf drückten wie vorher auch und das Schiff weiter anhoben, anstatt es zu zerquetschen, dass die Seiten stabil waren, die Abdichtungen hielten und dass mit Einsetzen der Eisschmelze das Schiff zurück aufs Wasser absinken würde, bereit für die Fahrt nach Hawaii.
    Als die Inspektion beendet war, sagte Pym fast traurig: »Mr. Kane, ich war sehr betrübt über Ihren unbeherrschten Ausbruch«, und noch ehe sich der stämmige Mann dafür entschuldigen konnte, fügte der Kapitän hinzu: »Wir kennen die Widerwärtigkeiten, mit denen Sie sich in Boston herumschlagen müssen, und Sie haben unsere Sympathie. Aber was sollen wir mit Atkins machen?«
    Corey unterbrach: »Was Tompkin sagte, stimmt, sie ist eine Wilde.«
    Pym verbesserte ihn: »Auf ihre Art ist sie genauso zivilisiert wie Sie oder ich. Wie ihr Bruder Bären erlegt und Robben und Walrosse, ist ebenso geschickt, wie Sie oder ich Wale fangen.«
    Corey, durch diesen treffenden Vergleich nicht zum Schweigen gebracht, wandte sich mit seiner nächsten Bemerkung wieder an Atkins: »Sie könnten sie nie mit nach Boston nehmen. Eine dunkelhäutige Wilde wie sie würde in Boston nie in die Gesellschaft aufgenommen werden.« Atkins setzte die drei in Erstaunen, als er daraufhin in ganz unschuldigem Ton, als würde ihm diese Einmischung in seine Angelegenheiten nichts ausmachen, sagte: »Wir wollen gar nicht nach Boston. Wir wollen in Hawaii von Bord. Hat mir gefallen, was ich da gesehen habe.« Bevor die Männer darauf etwas erwidern konnten, nickte er noch ehrerbietig dem Kapitän zu: »Ihre Erlaubnis vorausgesetzt, Sir.«
    In dem dunklen Frachtraum des Walfängers, umgeben von Fässern mit wertvollem Tran, bedachte der Kapitän diese überraschende Wende. Als hätte sich Gottes Ratschluss des Schiffes erbarmt, konnte Pym mit einem Entschluss sein christliches Gewissen beruhigen, die Seele eines Eskimomädchens retten und brauchte für die Folgen nicht aufzukommen, wenn er das junge Paar in Hawaii an Land setzen würde. Es gab im Leben eines Seefahrers nur selten Momente, wo er die Gelegenheit erhielt, so viele vernünftige Dinge auf einmal zu tun und dennoch die Verantwortung den Beteiligten selbst zu überlassen.
    »Sie haben meine Erlaubnis«, sagte er, und das Eis drückte weiter gegen das Schiff, dass das Holz knarrte.
    Zurück in der Gemeinschaftshütte, teilte er der Besatzung mit, dass er, als Kapitän von Gesetzes wegen dazu berechtigt, die Vermählung seines Gefreiten Atkins mit jener Eskimodame vornehmen werde, aber er stellte auch klar, damit die Ehe gültig sei, müsste die Trauung an Bord seines Schiffes vollzogen werden, denn anderswo dieses Amt auszuführen, dazu hätte er kein Recht. Dann fuhr er auf seinen Skiern wieder ins Dorf zurück, um dessen Bewohnern dieselbe Mitteilung zu machen, und als er der zukünftigen Braut, die mittlerweile etwas Englisch gelernt hatte, von dem Fest erzählte, das man aus diesem Anlass auf dem Schiff zu geben gedachte und zu dem das ganze Dorf eingeladen sei, da rannte sie in jede Hütte und rief: »Könnt alle kommen! Könnt alle kommen!« Sie lief zurück zu Kapitän Pym, der noch wartete, und küsste ihn innig, so, wie Atkins es ihr beigebracht hatte. Verblüfft über so viel Dreistigkeit, wurde er rot vor Scham, und wieder sah er, wie die junge Nikaluk ihn anlächelte.
    Das Hochzeitsfest an Bord der knarrenden und quietschenden

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