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Alaska

Titel: Alaska Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Albert Michener
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Baranov ihn sich an und dachte an seine frühere Drohung, Rudenko erschießen zu lassen, wenn er noch einmal seine Frau belästigte, und jetzt, da sich sein Schuldmaß mit dem Mord noch verschlimmert hatte, gab es noch einen zweiten Grund, die Drohung in die Tat umzusetzen. Doch als er Rudenko ins Gesicht blickte, sah er in der Ecke hinter dem Schuft den ausgestopften Kodiakbären, eine Erinnerung, dass er, Baranov, sein Leben der Tapferkeit dieses Verbrechers verdankte. Voller Abscheu verkündete er sein Urteil. »Rudenko, du bist eine Schande für Russland und die ganze Menschheit. Du hast kein Recht zu leben, nur ein einziges. Du hast mir das Leben gerettet, als der da auf mich losging. Ich kann dich also nicht erschießen lassen wie angedroht. Statt dessen wird deine Ehe mit Sofia Kuchovskaja für ungültig erklärt, ihr hättet überhaupt gar nicht erst heiraten dürfen. Du wirst zurück auf die Robbeninseln geschickt, der einzige Ort, an dem Gott dir erlaubt zu leben.«
    Er weigerte sich, Rudenkos leidenschaftliche Versprechen, sich zu bessern, weiter Gehör zu schenken, und befahl Zhdanko: »Bewache ihn, bis das nächste Boot Richtung Norden ablegt«, und mit einem Blick voller Widerwillen auf Rudenko verließ er den Raum, Sofia die tröstliche Nachricht zu übermitteln, dass ihre schändliche Heirat mit Rudenko gelöst war.
    Doch hatte er bei seinen Überlegungen nicht den Priester mit einbezogen, Pater Vasili, dessen hingebungsvolle Eltern er in Irkutsk gekannt hätte und den er wegen seiner Frömmigkeit respektierte. Als er ihm nun berichtete: »Die Ehe zwischen Sofia Kuchovskaja und dem Unmenschen Yermak Rudenko ist aufgelöst, Sie hätten sie nicht trauen dürfen«, antwortete dieser standhaft, sich erst auf das Evangelium des heiligen Markus berufend: »Was Gott zusammenfügt, das soll der Mensch nicht trennen« und dann auf ein ähnlich starkes Sprichwort aus der ländlichen Gegend um Irkutsk: »Weder Blitz noch Donner sollen Mann und Frau auseinanderreißen, auch wenn Gott selbst den Donner schickt.«
    »Ich wollte damit nicht sagen, dass ich selbst die Heirat für ungültig erklärt habe«, entschuldigte sich Baranov. »Aber ich dachte, da Sie die Trauung vorgenommen haben, würden Sie das tun.«
    Baranov unterschätzte den Eifer , mit dem der junge Priester die Lehren der Bibel befolgte. »Ein Eheversprechen ist ein ernstzunehmender Schwur, geleistet im Angesicht Gottes. Ich kann dieses Versprechen nicht lösen.«
    »Soll das heißen, dass dieses tugendhafte Kind ... ihr Mann auf die Robbeninseln verbannt ... als Christ muss sie alleine bleiben ... für den Rest ihres Lebens?«
    Mit seiner Antwort eröffnete Pater Vasili die. ganze Härte seines Christentums, denn wenn die ganz praktischen Probleme eines Menschenlebens, in diesem Fall das Wohlergehen der unschuldigen Sofia Kuchovskaja, mit den Lehren der Bibel in Widerstreit gerieten, dann musste der Mensch ein Opfer bringen. »Ich gestehe ein, dass Sofia in ihrem Leben schon viel Schweres hat ertragen müssen, die Verzweiflungen eines Hiob, und jetzt legen wir eine weitere Bürde auf ihre Schultern. Aber Gott bestimmt manche von uns, sich unter sein Joch zu beugen, damit andere seiner unendlichen Gnade teilhaftig werden können. So lautet Sofias Bestimmung.«
    »Ihr Leben zu vergeuden?«
    »Dieses Kreuz muss sie tragen« war die unerbittliche Antwort des Priesters.
    Zu diesem Zeitpunkt muss es den Bewohnern Kodiaks, Russen als auch Aleuten, so erschienen sein, als hätte Pater Vasili in der großen Auseinandersetzung der beiden Religionen den Sieg davongetragen. Er hatte den Schamanen besiegt, den schädlichen Einfluss der provozierenden Mumie getilgt, deren Asche ein richtiges Grab versagt blieb, und seiner Kirche sogar zu einer Zwiebelkuppel verholfen, dem Symbol für das Beste in der russischen Religion. Wer dieses vorschnelle Urteil fällte, übersah gleichwohl die Gewalt, mit der die aleutischen Inseln zurückzuschlagen vermochten.
    Wissenschaftlich hätte die Katastrophe leicht erklärt werden können, für die Bewohner der Inselkette jedoch war sie offenbar die Rache Lunasaqs und der Mumie an Pater Vasili.
    Ein heftiges Erdbeben, fast 3 0 . 000 Meter unter der Wasseroberfläche des Pazifischen Ozeans, bewirkte den Einsturz einer massiven Unterwasserklippe in 5 . 000 Metern Tiefe. Die zerborstene Klippe spuckte ungeheure Mengen Schlamm und Geröll in den Abgrund, und diese Verwerfung verursachte eine fürchterliche Flutwelle, die tief im Ozean

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