Alaska
brüllte Baranov ihn an: »Stillgestanden, du Hund!« Als schließlich ein vernünftiges Strafverhör durchgeführt werden konnte, raunzte der neue Verwalter ihn an: »Was bringt dich dazu, so auf deine kleine Frau einzuschlagen?« »Sie ...«
Dicht an Rudenko herantretend, bellte der kleine Kerl ihn an: »Was, sie...?«, und bevor der andere antworten konnte, rief Baranov schon: »Holt Zhdanko her!« Der Kreole, Adoptivsohn von Madame Zhdanko und zukünftiger Gouverneur der Aleuten, ein junger Mann, der sich nichts gefallen ließ, erschien, und Baranov gab nur einen kurzen Befehl: »Wenn dieses Schwein noch einmal seine Frau schlägt, erschieß ihn.« Zornig wandte er sich wieder an Rudenko und sagte: »Ich habe gehört, du schlägst mit Vorliebe auf Priester ein. Kyril, wenn er Pater Vasili noch einmal anfasst oder ihn bedroht, leg ihn um.«
So wurde eine, wenn auch rauhe, Ordnung in das zügellose Kodiak gebracht, eine Art Frieden legte sich über das Heim der Rudenkos, und mit der tatkräftigen Unterstützung von Baranov erlebte die neue Religion eine Blüte, während die. alte immer mehr in den Schatten trat. Baranov widmete sich hauptsächlich der Aufgabe, den ganzen Ort an eine günstigere Stelle am anderen Ende der Insel zu verlegen, und er hatte gerade erst die vorbereitenden Planungen dazu abgeschlossen, als Rudenko, gemäßigt durch die Drohungen Baranovs, eines Tages angekrochen kam, um sich bei ihm einzuschmeicheln. »Habt Ihr jemals Jagd auf den großen Bären von Kodiak gemacht?«
Als Baranov antwortete, dass er noch nie von einem solchen Bären gehört hatte, überschlug sich Rudenko geradezu und bot ihm seine fachmännische Führung durch das herrliche bewaldete Gebiet nördlich des Ortes an, wo schneebedeckte Berge sich in majestätischer Höhe über tausend Meter in den Himmel reckten. Man stellte eine Jagdgruppe aus sechs Männern zusammen, und während des Ausflugs zeigte sich Rudenko von einer so vorteilhaften Seite, kümmerte sich um alles und arbeitete so gewissenhaft, dass Baranov zu dem Schluss kam, er müsste den Pelzhändler bei ihrem ersten Zusammentreffen wohl in einer nur vorübergehenden Laune angetroffen haben, und am Abend des dritten Tages sagte er zu Yermak: »Wenn, du dich gut führst, steckt in dir ja ein erstaunlicher Mensch.«
Und Rudenko gab zur Antwort: »Unter Euren neuen Gesetzen werde ich mich immer gut führen.«
Als sie in einem weit ausladenden, mit Fichten bewachsenen Vorgebirge die ersten Spuren eines dieser ungeheuren Kodiakbären entdeckten, übernahm Rudenko das Kommando und ließ vier geschickte Helfer, jeden in eine andere Richtung, ausschwärmen, bis sie das noch nicht gesichtete Tier eingekreist hatten. Sich langsam auf die Mitte des umstellten Gebietes zubewegend, versicherte Rudenko flüsternd, dass es sich um ein riesiges Tier handeln müsse, und gab Baranov die Anweisung: »Bleibt hinter mir, diese Bären können schrecklich sein.« Er schob Baranov mit dem linken Arm nach hinten, und das war ein glücklicher Zufall, denn in dem Moment machte ein Jäger aus der anderen Seite des Kessels versehentlich ein Geräusch, das den Bären alarmierte und ihn direkt auf Rudenko zulaufen ließ.
Er tauchte hinter einer Baumgruppe hervor, hielt im Laufen inne, und als er sich aufrichtete, stockte Baranov der Atem, denn das Tier war ungeheuerlich, es überragte alles und hatte fürchterliche Krallen. Instinktiv suchte sich Baranov hinter einem Baum zu verstecken, aber der nächste stand zu weit von ihm entfernt, als dass er ihn erreicht hätte, ohne von der um sich schlagenden Tatze des Bären erwischt zu werden. Die paar Schritte, die der Verwalter dann doch tat, retteten ihm das Leben, denn die abscheuliche Klaue reichte gerade bis an den Rücken des Jägermantels und riss den Stoff mit einem ekelhaften Geräusch auf. Baranov war zu langsam, der Bär dagegen bewegte sich so geschickt, dass ein zweiter Hieb der mächtigen Pfote, zu dem das Tier schon ausholte, den Mann sicher getötet hätte, wenn sich nicht Rudenko beherzt dazwischengeworfen, sein Gewehr in Anschlag gebracht und dem Tier eine Kugel durch den Hals ins Gehirn verpasst hätte. Der Bär taumelte zur Seite, quälte sich eine halbe Minute, nicht den Halt zu verlieren, brach dann aber im Schnee zusammen. Als der noch ganz mitgenommene Baranov und Rudenko das getötete Ungeheuer ausmaßen, stellten sie fest, dass es bei aufrechter Stellung eine Größe von fast dreieinhalb Metern erreicht hätte, und
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