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Alaska

Titel: Alaska Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Albert Michener
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als stammten sie aus einem anderen Teil Sibiriens oder einem, der noch weiter westlich in Zentralasien lag, aber hatten lange in Landstrichen auf der Westseite der Brücke gelebt, jedenfalls lange genug, um die herausragenden Eigenschaften der dort lebenden Eskimos anzunehmen. Als sie jedoch nach Alaska herüberkamen, schlugen sie verschiedene Richtungen ein und ließen sich an mehreren Stellen nieder und machten sich so bei ihren Nachbarn verdächtig, ja, sie zogen sogar ihre Feindschaft auf sich.
    Solche Feindschaften zwischen einzelnen Gruppen waren nicht ungewöhnlich; als Varnak und seine Leute nach Alaska kamen, wurden sie Athapasken genannt, und deren Nachfahren bevölkerten, wie wir noch sehen werden, weite Teile Alaskas. Als Oogruk und seine Eskimos in das Land kamen und den Küstenstreifen für sich in Besitz nahmen, wurden sie daher von den seit langem ansässigen Athapasken, die die besseren Gebiete zwischen den Gletschern unter sich aufgeteilt hatten, feindselig aufgenommen, und so ergab es sich, dass Eskimos an der Seeseite siedelten, wo sie ihr angestammtes, nach dem Meer hin ausgerichtetes Leben führen konnten, während die Athapasken in den ergiebigeren Regionen das Leben eines Jagdvolkes führten. Jahrzehnte gingen vorbei, ohne dass eine Gruppe auf das Land der anderen Übergriff, aber kam es doch einmal zu einem Zusammenstoß, verlief er nie ohne Streit und Gewalt, nicht selten gab es Tote, und die robusteren Athapasken gingen fast immer als Sieger daraus hervor. Immerhin hatten sie dieses Gebiet schon Jahrtausende vor der Ankunft der Eskimos besiedelt.
    Aus bis heute unerklärlichen Gründen vermehrten sich zu jener Zeit die wildlebenden Tiere in Alaska und auch anderswo auf der Erde unvorstellbar schnell. Nicht nur die Vielfalt der einzelnen Tierarten war außergewöhnlich reich, auch die Anzahl der Tiere war übermäßig hoch, und - was gänzlich unerklärlich war - die Tiere waren unvergleichbar größer, sehr viel größer als ihre Nachkommen. Biber waren riesig, Bisons sahen aus wie zottige Naturdenkmäler. Elche überragten alles, ihre Geweihe manchmal größer als Bäume, und der struppige Moschusochse schließlich war von einer Größe, die einfach überwältigend war. Es war die Zeit, als die Erde noch von den großen Tieren beherrscht wurde - ganze Zeitalter sind nach Urtieren benannt - und sich der Mensch glücklich schätzen durfte, mit ihnen zusammenzuleben, denn auch nur einen dieser Kolosse zu erlegen hieß, sich viele Monate lang von dem Fleisch ernähren zu können.
    Am weitesten verbreitet, wie schon zu Zeiten Varnaks des Jägers, war das Mammut, das größte der Tiere und bei weitem das erhabenste. Fünfzehntausend Jahre waren vergangen, seitdem Varnak die Spur von Matriarch aufgenommen hatte. Inzwischen waren die Mammuts größer geworden, und ihre Anzahl hatte zugenommen; in der von Eskimos bewohnten Region lebten so viele von diesen riesigen Kolossen, dass jeder Junge, der auf der Ostseite der Landbrücke aufwuchs, sich mit ihnen vertraut machen musste . Man sah nicht jeden Tag ein Mammut, manchmal auch einen ganzen Monat lang keins, aber jeder Junge wusste , dass sie da draußen waren, zusammen mit den anderen Tieren, den groß en Bären und den schlauen Löwen.
     
    Azazruk war ein solcher Junge. Er war siebzehn Jahre alt, groß für sein Alter und bis in jede Faser hinein ein Asiate. Sein Haar war von einem tieferen Schwarz, seine Haut von einem bräunlicheren Gelb, seine Augen noch schmaler und seine Arme noch länger als die seiner Kameraden. Dass seine Vorfahren ursprünglich von den Mongolen aus Asien abstammten, darüber konnte es keinen Zweifel geben.
    Azazruk war der Sohn eines alten Mannes, der im Sterben lag. Sein Vater hatte immer die Hoffnung gehegt, dass der Junge einst die Reife für die Führerschaft erlangen würde, die er selbst ausübte, aber mit jedem Jahr wurde deutlicher, dass das nicht eintreten würde, und auch wenn der Vater seinem Sohn niemals Vorwürfe wegen seiner Schwäche gemacht hatte, konnte er seine Enttäuschung doch nicht verbergen.
    Ja, selbst mit der besten Absicht mochte es dem Vater nicht gelingen, auch nur ein Gebiet auszumachen, auf dem sein Sohn der Sippe etwas beisteuern konnte. Er verstand nichts von der Jagd, war unfähig, aus dem Kern eines Feuersteins scharfe Pfeilspitzen zu schlagen, und zeigte keinerlei Begabung, seine Männer in einen Kampf gegen feindliche Angreifer zu führen. Er verfügte über eine laute Stimme, wenn er

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