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Alaska

Titel: Alaska Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Albert Michener
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schmolz und man auf dem Meer die ersten Anzeichen erkennen konnte, dass die Eisdecke das Wasser bald freigeben würde, arbeiteten Oogruk und sein Schwiegervater noch schneller, damit ihr Boot bald fertig würde, während Nukleet, die ja eigentlich die Idee und den Plan zur Flucht ausgelöst hatte, schon dabei war, die Dinge zusammenzusuchen, die sie unbedingt mitnehmen mussten und die bei der Überquerung zu ihren Füßen liegen würden. Als sie feststellte, wie klein das Bündel nur sein durfte, das sie mitnehmen konnte, und wieviel sie zurücklassen musste , wurde sie traurig, aber sie blieb entschlossen.
    Wenn sie einen Hang zur Unentschlossenheit gehabt hätte oder aus irgendeinem Grund nicht zufrieden mit ihrem Mann gewesen wäre, hätte sie jetzt, der Frühling war mittlerweile ausgebrochen, noch einmal eine gute Gelegenheit gehabt, aus der Verschwörung auszusteigen, denn der Schamane fing an, seinen Plan, wie er Oogruk loswerden und ihrem Vater seine Macht rauben konnte, in die Tat umzusetzen. Eines Tages, das Eis war fast gänzlich verschwunden, und die ersten Blumen zeigten sich, suchte er die Hütte des Häuptlings auf, begleitet von drei jungen Männern, die einen alten, abgenutzten Kajak mit nur einer Öffnung trugen, und brüllte mit scharfer Stimme, den Kopf zurückwerfend, als wolle er zu den Geistern sprechen: »Oogruk, durch dessen Böswilligkeit der Wal entkommen konnte, Oogruk, der Unheil über Pelek bringt, Oogruk, es ist das Urteil der Geister, die uns lenken, und der Männer dieses Dorfes, dass du von uns gehen musst .«
    Den Nachbarn aus den umliegenden Hütten, die sich versammelt hatten, verschlug es den Atem, als sie den Schamanen dieses harte Urteil verkünden hörten, und sogar der Häuptling, der diesen Menschen als spirituellen Anführer bei so vielen Gelegenheiten erlebt hatte, fürchtete sich jetzt davor, etwas zu sagen. In der bedrohlichen Stille jedoch, die folgte, trat Nukleet hervor und stellte sich neben ihren Mann, an der linken Hand ihre vierjährige Tochter, und mit dieser einfachen Geste machte sie deutlich, dass sie mitkommen würde, wenn Oogruk aus dem Dorf vertrieben werden sollte .
    Der Schamane war mit der Absicht gekommen, Oogruk sofort zu vertreiben, die unerwartete Entwicklung der Dinge jedoch machte das zunichte. Verwirrt zogen die Männer davon und nahmen auch ihren Kajak wieder mit.
    Zurück in seiner einsamen Hütte, wo er mit den Mächten in Verbindung trat, die das Universum lenkten, schmiedete er wutentbrannt ein Komplott nach dem anderen, die Frau, die ihn dermaßen verspottet hatte, zu bestrafen. Er erwog, sie zu vergiften, zu erstechen oder auf See zu ertränken, aber am Ende legte sich seine ungezügelte Erregung, und er kam zu dem Schluss , dass er morgen, wenn die Sonne aufging, die Dorfbewohner zusammenrufen und über den Häuptling, seine Tochter, ihren Mann und das Kind den endgültigen Bannfluch verhängen würde. Er wollte dabei alle ihre bösen Taten aufzählen, durch die sie Schande über das Dorf gebracht und die Feindseligkeit der Geister auf sich geladen hätten. Seine harten Vorwürfe wollte er so Vorbringen, dass die Zuhörer am Ende in Ekstase ihre Abneigung gegenüber Töten ablegten und die vier erschlugen, um sich selber vor der Vergeltung der Geister zu retten.
    Als er jedoch am nächsten Morgen in aller Frühe die Dorfbewohner um sich versammelte und sie zur Hütte des Häuptlings anführte, wo die öffentliche Verurteilung stattfinden sollte, hatten sich die meisten schon am Strand eingefunden. Mit den Ellenbogen bahnte er sich einen Weg durch die Menge, die auf das Meer starrte, wo am Horizont - zu weit entfernt, um die Verfolgung aufzunehmen, selbst mit dem schnellsten Umiak hätte man sie nicht mehr eingeholt - drei Gestalten, in die drei geschützten Öffnungen eines neuen Kajaks gezwängt, zu erkennen waren, auf dem Weg in jene unbekannte Welt auf der anderen Seite.
     
    Am Nachmittag des dritten Tages wurde das Land im Osten sichtbar, und das feuerte die Männer an, noch kräftiger zu paddeln, aber die Nacht brach herein, noch bevor sie die Küste erreicht hatten, und als die Sterne am Firmament erschienen, funkelten sie heller als üblich, sie leuchteten nicht nur aus eigener Kraft, sie leuchteten auch vor Hoffnung. Die vier Auswanderer paddelten entschlossen weiter.
    Es war kurz nach Mitternacht, da verdunkelten sich die Sterne, und ein Wind erhob sich, und plötzlich ereignete sich ein Wetterumschwung, wie er in dieser Gegend

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