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Alaska

Titel: Alaska Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Albert Michener
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wobei der Kopf und die ungeheuren Stoßzähne einen Ehrenplatz im Saal einnahmen. Für Keeler jedoch wurde das Vergnügen überschattet, als ein junger Eskimo sich an ihn heranmachte und zu ihm sagte: »Sie wissen doch, dass Sie den Kopf nicht mitnehmen dürfen, oder?«
    »Ich darf ihn nicht mitnehmen?«
    »Nein. Gesetzlich verboten. Walrosse dürfen nicht zum eigenen Vergnügen gejagt werden.«
    Jeb war so erschrocken, dass er auf der Stelle zu Poley Markham rüberlief, der mit einer älteren Frau und ihrem Mann eine Jig zu tanzen versuchte. Alle drei bewegten sich wie watschelnde Enten übers Parkett. »Ich habe gerade gehört, ich dürfte den Kopf nicht nach Anchorage mitnehmen.«
    »So lautet das Gesetz«, sagte Markham, den Tanz unterbrechend.
    »Warum sind wir dann hier rausgeflogen? Nur damit wir sagen können, wir hätten ein Walross erlegt?«
    »Wir brauchen uns ja nicht an das Gesetz zu halten.«
    »Ich will keine Schwierigkeiten kriegen. Ich bin Anwalt und stehe noch am Anfang meiner Berufskarriere.«
    »Die richtige Zeit, um zu lernen, wie man mit diesen blöden Gesetzen umgeht, die sich die Politiker immer ausdenken«, sagte Poley, und als wenig später auf geheimnisvolle Weise der Kopf in Jebs Büro in Anchorage auftauchte, stellte der junge Anwalt lieber keine Fragen, sondern hängte ihn an einem Ehrenplatz auf.
    Während seiner Arbeit für die kleineren Dorfgenossenschaften konnte er zwei Dinge beobachten: Immer wenn sich dubiose finanzielle Transaktionen abzeichneten, waren die subtilen Machenschaften von Poley Markham, diesem zwischen Virginia, Phoenix und Los Angeles hin und her pendelnden Drahtzieher, in die Sache verwickelt. Prozesse gegen eine Genossenschaft, Gerichtsverfahren im Auftrag einer anderen, Anklagen, um die eine große Genossenschaft zu schützen, Verteidigungen, um die Hoffnungen einer anderen, kleineren zu untergraben - bei jeder gerichtlichen Auseinandersetzung hatte Poley seine Finger im Spiel, bis auch für Jeb deutlich wurde, dass dieser Mensch über keinerlei moralische Skrupel verfügte. Seine einzige Funktion schien darin zu bestehen, Streit zwischen den einzelnen Genossenschaften anzuzetteln, dann zu prozessieren und jedesmal phänomenale Honorare dabei einzustreichen, so dass man schließlich munkelte, er würde etwa eine Million Dollar im Jahr verdienen, obwohl er sich nur drei bis vier Monate jährlich in Alaska aufhielt. Er war der lebende Beweis, dass die Einschätzung des Landverteilungsgesetzes von 1971 tatsächlich zutraf, dass sie für den Anwaltsberuf eine Goldgrube sei, besonders wenn man - wie Poley Markham - keine moralischen Bedenken hegte.
    Auf der anderen Seite aber, und das konnte Jeb immer dann feststellen, wenn er Poleys Hilfe in Anspruch nahm, das nächste Tier aus der Reihe der »Großen Acht« zu erlegen, war derselbe Mann die Großzügigkeit und Fairness in Person. »Warum vergeuden Sie Ihre wertvolle Zeit und helfen mir, damit ich an meine Bergziege komme?« fragte Jeb ihn eines Tages, als sie im Hochgebirge jenseits des Matanuska-Tals kletterten.
    »Ich liebe die Berge«, antwortete Poley. »Die Jagd. Es macht mir Spaß, dabei zu sein , wenn Sie Ihr Dalischaf schießen, genauso viel wie ich damals bei meinem hatte.« Erleichterungen bei der Jagd lehnte er ab; wenn man mit Poley unterwegs war, mietete man sich keinen Hubschrauber, um sich irgendwo an einem Hochplateau absetzen zu lassen, in der Gegend herumzustreunen und seine Ziege abzuknallen. Das kam nicht in Frage. Man folgte Poley steile Hänge hoch, keuchend, während er unermüdlich weiterkraxelte, und grenzte behutsam das Revier ein, durch das die scheuen und schwer fassbaren Geschöpfe seiner Ansicht nach ziehen mussten . Dann hieß es warten, dem Wind abgekehrt, nahe der Stelle, an der sich die Tiere vermutlich versteckt hielten, und es wurde kalt und kälter, man fing an zu frieren, und wenn man sich schließlich taumelnd auf den Rückweg begeben musste , ohne eine Ziege auch nur gesehen zu haben, dann spürte man etwas von dem großen Respekt, den Poley den Tieren entgegenbrachte, und von dem Nervenkitzel der Jagd.
    »Von allen Tieren der › Großen Acht ‹ «, sagte er eines Abends, nachdem sie den ganzen Tag über vergebens gejagt hatten, »hat mich am meisten die Bergziege gereizt.«
    »Mehr noch als der Polarbär?« fragte Jeb, der sich unter Poleys Führung zwar selbst einen Kodiakbären, aber noch keinen Polarbären geschossen hatte.
    »Ich glaube, ja«, antwortete Poley. »Für

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