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Alaska

Titel: Alaska Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Albert Michener
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den Polarbären braucht man Standvermögen, man muss beharrlich raus aufs Eis. Und dann, eines Tages, kreuzt er auf. Aber für die Bergziege muss man in dieselben Höhen klettern wie das Tier. Man muss denselben sicheren Tritt haben. Nur - man muss etwas klüger sein als das Tier. Und das ist nicht so einfach.« Er hing eine Weile seinen Gedanken nach und fügte dann hinzu: »Vielleicht kommt es daher, dass es ein wunderschönes Tier ist. Das Herz schlägt einem gleich höher, wenn man es sieht. So herrlich und so klein und so hoch in den Bergen.« Er schlug sich auf die Schenkel, legte noch ein paar Holzscheite im Kaminfeuer nach und sagte: »Man braucht nur den Aufmerksamkeitstest zu machen. Ich habe Sie beobachtet, als Sie bei mir auf der Jagdhütte in Phoenix waren. Mit den Trophäen der › Großen Acht ‹ an der Wand. Und zu welchem Kopf sind Ihre Augen wohl immer wieder zurückgekehrt? Zu der herrlichen weißen Bergziege. Als wäre sie ein Symbol für Alaska.«
    Trotz drei ausgedehnter Jagdausflüge zu verschiedenen Bergen in Alaska gelang es Jeb und Poley nicht, eine Ziege vor die Flinte zu kriegen, und so musste Keeler seinen Traum von den »Großen Acht« erst einmal verschieben, nachdem er sechs Tiere geschossen hatte: Karibu, Moschusochse, Kodiakbär, Walross , Dallschaf und Elch, in dieser Reihenfolge; es fehlten noch der Polarbär und die schlaue Bergziege. »Wir kriegen sie schon noch«, versprach Poley, und sein Beharren darauf, ihm bei dem Abenteuer zur Seite zu stehen, war ein Grund für ihn, sich immer in der Nähe seines jungen Freundes aufzuhalten. Das wiederum führte dazu, dass er immer mehr Gerichtsverfahren Jebs Verantwortung übertrug. Als sich zum Beispiel die Genossenschaften mit Hauptsitz auf der Insel Kodiak heftigst vor Gericht stritten, wer das Recht hatte, im Verwaltungsrat zu sitzen, war Poley zu sehr mit den Ölgesellschaften beschäftigt, die gerade anfingen, die riesigen Vorkommen an der Prudhoe Bay zu erschließen, um sich den Stellvertreterkämpfen selbst zu widmen, und übergab den lukrativen Fall an Jeb, der fast ein ganzes Jahr damit verbrachte, einen Streit zu schlichten, der gar nicht hätte entstehen brauchen, und für seine Arbeit 40 0 . 000 Dollar kassierte. Am Ende des dritten Jahres seiner Tätigkeit als Berater für die Genossenschaften der Ureinwohner sah er deutlich, dass er noch vor seinem dreißigsten Lebensjahr Millionär sein würde:
    Das ganz große Geld machte er allerdings erst, als Poley ihn in die gerichtlichen Auseinandersetzungen um die Ölfelder der Prudhoe Bay mit einbezog. Er flog in die entlegenen Gebiete im Nordmeer, ging zu Fuß über die Eisdecke, die das Wasser zehn Monate des Jahres fest im Griff hatte, und sah zu, wie Männer aus Oklahoma und Texas die Bohrer vierundzwanzig Stunden am Tag in die gefrorene Erde trieben. Sein erster Besuch in Prudhoe fiel in den Januar, als es auch tagsüber nicht hell wurde, der Körper nicht die üblichen Signale gab, wann er Schlaf brauchte, und man völlig aus seinem gewohnten Rhythmus geriet. Den Höhepunkt dieser Reise bildete das Zusammentreffen mit dem Team, das für die Unterbringung und die Verpflegung der Männer verantwortlich war. »Wir wissen aus Erfahrung, dass man Arbeiter - zum Beispiel aus Texas - hier nur halten kann, wenn wir ihnen einen gewissen Luxus bieten. Gute Bezahlung, ungefähr zweitausend Dollar die Woche. Gutes Kinoprogramm, den ganzen Tag über, so dass sie sich nach Ende ihrer Schicht die Zeit vertreiben können. Und als drittes schließlich: unser süßes Büffet.«
    »Was ist denn das?« fragte Jeb, und der Konzessionsinhaber zeigte ihm, was es damit auf sich hatte. »Unsere Cafeteria ist vierundzwanzig Stunden geöffnet. Frühstück rund um die Uhr und warme Mahlzeiten, wann Sie wollen. Aber was das Leben hier so richtig versüßt, ist unser Dessertbüffet.« Er führte Jeb in einen Winkel des Raums am Ende der Essensschlange, wo auf einem riesigen Gebilde, das an einen Billardtisch erinnerte, sechzehn der herrlichsten süßen Köstlichkeiten aufgebaut waren, die Jeb je in seinem Leben gesehen hatte: Strudel, Pekannußtörtchen, Kuchen, Pudding, Obstsalate. »Und hier: unser Lieblingsgericht.« Neben dem Tisch, in einer Eiswanne, standen sechs 50-Liter-Container aus Stahl, jeder bis zum Rand gefüllt mit verschiedenen Eissorten: Vanille, Schokolade, Erdbeere, Walnuss , Kirsche mit ganzen Früchten und eine herrliche Mischung, genannt Tuttifrutti. Und um das Ganze noch

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