Alaska
verführerischer zu gestalten, stapelten sich neben den Eisboxen auf zwei riesigen Platten Schokoladenplätzchen und Kekse aus Hafermehl.
»Passen Sie auf!« sagte der Betreiber der Cafeteria jetzt mit einem gewissen Stolz in der Stimme. »Der große Kerl da drüben, er hat schon für drei gegessen, aber jetzt macht er sich über das Büffet her.« Und als der Arbeiter vor dem Tisch stand, lud er sich einen Streifen von dem Strudel, ein üppiges Stück Kuchen, eine Schüssel Tuttifrutti und sechs Schokoladenkekse auf.
»Man muss für ihr leibliches Wohl sorgen«, erklärte der Mann, »dann sind sie auch zufrieden. Die Kekse haben uns rausgerissen. Das Eis haben sie erwartet, aber die Kekse sind für sie eine angenehme Extrabeigabe, die sie zu schätzen wissen.« Mit professionellem Blick fügte er hinzu: »Die Leckermäulchen unter den Männern greifen zu den Schokoladenkeksen. Die gesundheitsbewuss ten zu den Haferplätzchen.«
Bei seinem zweiten Aufenthalt, um die rechtlichen Probleme in Prudhoe Bay zu klären, flog Jeb in Begleitung von Poley Markham. Während des Fluges gerieten die beiden in äußerste Gefahr, ein Erlebnis, das sie so schnell nicht vergessen sollten. Es war März und das Tageslicht zurückgekehrt, was sich, wie so oft in der Fliegerei, eher als hinderlich denn als hilfreich erwies. Als der Pilot durch das Kursfunkfeuer erfuhr, dass er sich bereits auf dem Anflug auf Prudhoe befand, setzte er zum Niedergehen an, doch das Tageslicht war eher silbergrau als klar, und der Wind wirbelte so viel Bodenschnee auf, dass die ganze Welt in Pastellfarben leuchtete: ohne Horizont, ohne Himmel und ohne Landebahn. Auf einmal gab es keine Zeit mehr, man wusste nicht, welche Jahreszeit herrschte, wie spät am Tag es war, überhaupt nichts war zu erkennen, nur dieses geheimnisvolle, prächtige, aber todbringende Licht.
Außerstande, zu erkennen, in welche Richtung - oben, unten oder seitwärts - der Erdboden lag, konnte oder wollte der Pilot an seinen Fluginstrumenten nicht ablesen, wo er sich befand, in welcher Höhe er flog, und versuchte daher die Geschwindigkeit zu drosseln und so langsam niederzugehen. Er flog bereits dicht über dem Boden, als Poley Markham plötzlich schrie: »Achtung, Bulldozer!« Im letzten Moment gab der Pilot Gas und zog die Maschine hoch, haarscharf über eine riesige schwarze Planierraupe, die ein paar hundert Meter neben der Landepiste geparkt war.
Krank vor Angst, kreisten Pilot und Passagiere in einer grauen, trüben Halbfinsternis, in der es keine Grenzen gab, doch dann wirkte langsam die allgegenwärtige und unausweichliche Erdanziehungskraft, und mit Hilfe der Instrumente bestimmte der Pilot seine Position relativ zum schneebedeckten Boden, der sich irgendwo unten befinden musste . Nach einem weiten Bogen über das offene Meer richtete er die Maschine auf sein Kursfunkfeuer aus und sagte zu Markham und Keeler: »Sehen Sie! Die Signale sind stark und gut, Gott sei Dank.« Und behutsam tastete sich das Flugzeug durch das Grau, und Jeb dachte: Es erinnert mich an ein Bild, das ich vor Jahren mal in einem Märchenbuch gesehen habe. Der Held näherte sich einer Burg, das Visier am Helm heruntergeklappt, so dass er nichts sehen konnte. Und es herrschte Nebel, wunderschöner grauer Nebel. Plötzlich gab es einen Ruck von unten. Die verschneite Landepiste lag doch nicht so tief, wie der Pilot es erwartet hatte, und das Flugzeug hatte Bodenkontakt, während es sich noch im Anflug befand. Es schlingerte, ging wieder in die Luft und rollte schließlich unsicher, bis es zum Stehen kam. Als die Bodenmannschaft in ihrem Jeep mit riesigen Schneereifen angefahren kam, rief der Fahrer dem Piloten zu: »Der Boden kam wohl zu schnell auf Sie zu, was?« Und der Pilot rief zurück: »Das kann man wohl sagen«, worauf der Mann ermutigend meinte: »Ohne Fleiß kein Preis.«
Zum Mittagessen verschlang Jeb eine ganze Schüssel Tuttifrutti und vier große Haferkekse.
Jeb verdiente durch seine Arbeit als Anwalt in Prudhoe riesige Summen, und immer wenn sich Poley Markham bei seinen seltenen Abstechern nach Alaska wieder einmal blicken ließ, sagte er zu ihm: »Wir haben uns immer noch nicht die Bergziege geschnappt.« Aber Poley ermahnte ihn: »Es hat drei Jahre gedauert, bis ich meine hatte. Sie dürfen nichts überstürzen.« Und Jeb musste feststellen, dass er und Poley in ihren Einstellungen doch sehr verschieden waren. »Sie mögen doch die Jagd, oder?« sagte Jeb. »Ich möchte meine ›
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