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Alaska

Titel: Alaska Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Albert Michener
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einhundertdreißig Menschen kamen bei diesem Beben um, das zunächst mit 8,2 auf der Richter-Skala angegeben wurde, aber später, nach genaueren Berechnungen, 9,2 erreicht haben soll, den höchsten jemals bei einem Beben in Nordamerika registrierten Wert. Die Erschütterung war zehnmal so stark wie das Erdbeben, das San Francisco 1906 in Schutt und Asche gelegt hatte.
    Spada führte unter anderem eine Hauptkarte, auf der die vermutliche Struktur der aleutischen Kette in allen Einzelheiten zu erkennen war, und immer wenn in der Region ein Beben registriert worden war, füllte er den betreffenden Abschnitt des aleutischen Bogens mit roter Tinte aus. Als die Karte vollständig war, sagte er zu seinen Assistenten: »Seit 1850 zeichnen wir die Gebiete auf, in denen sich die Platten verschieben«, wobei er auf neun verschiedene Bögen zeigte, die Teile seiner Karte ausfüllten. »An jeder dieser Stellen kam es im Verlauf der Zeit zu Erdbeben. Die Platten haben sich neu ausgerichtet.« Er ließ seinen Assistenten einen Augenblick Zeit, die Fakten zu verarbeiten, dann fügte er hinzu. »An diesen drei Bögen also ...« Mehr brauchte er nicht zu sagen.
    Von der Insel Lapak aus westwärts über Tanaga bis nach Gareloi reichte ein klar umrissener Bogen roter Punkte, hier hatte die Verlagerung der Platten ein großes Erdbeben Anfang des Jahrhunderts zur Folge gehabt, aber östlich von Lapak, nach Adak und Great Sitkin hin, war die Karte weiß, ein Zeichen, dass entlang dieser Lücke die Neuanordnung der Platten noch nicht stattgefunden hatte. Ein neuer Mann in dem Team fragte: »Wir müssen also davon ausgehen, dass sich dort irgendwann ein schweres Erdbeben ereignet?« Und Spada erwiderte: »Ja, das müssen wir.« Er war allein im Dienst an jenem Abend des 19. September 1985, als die Nazcaplatte heftig ins Rutschen kam und unter die angrenzende Südamerikanische Kontinentalplatte glitt. Mit dem einen Auge fing er gerade noch den starken Ausschlag des Zeichenarms ein, bevor das Tonsignal ertönte. »Ziemlich heftig«, sagte er zu sich selbst, und als er auch seine Ersatzseismographen ablas, pfiff er laut: 7,8 - das wird Folgen haben!
    Mittlerweile waren seine Assistenten, durch die elektronischen Signale in ihren Zimmern aufgewacht, in das Forschungszentrum geeilt. »Irgendwelche Anzeichen einer Nordwärtsbewegung?« fragte einer, und Spada antwortete: »Bei 7,8 könnte das überall einen Rückstoß auslösen.«
    »Wo liegt das Epizentrum?« fragte der junge Mann weiter, und Spada sagte: »Wir können es noch nicht genau bestimmen.« Aber jetzt kamen auch die Daten von etwa einem Dutzend weiterer Beobachtungsstationen, woraus sich mit Hilfe der Triangulation ziemlich genau die Richtung und der Ort des Bebens, mitten im Pazifischen Ozean und südöstlich von Mexiko, bestimmen ließen. »Immerhin weit genug von der Küste entfernt, um keine Landgebiete direkt zu bedrohen«, sagte er mit einiger Zuversicht, »aber die gesamte Küstenlinie des Pazifik könnte von einer großen Flutwelle heimgesucht werden.«
    Schon nach wenigen Minuten jedoch kamen schnell hintereinander Meldungen von einem gigantischen Erdbeben unterhalb von Mexico City, und Spada war entsetzt. » Dass der Druck so weit entfernt noch so stark ist! Das Beben muss stärker als 7,8 gewesen sein.« Und es war Spada, nachdem er Daten aus der ganzen Welt empfangen hatte, der mit dem ersten genauen Ergebnis aufwarten konnte, dass die Verschiebung der Nazcaplatte ein Beben mit der Stärke 8,1 auf der Richter-Skala ausgelöst hatte, weit stärker als zunächst angenommen.
    Dieses Mal wurde keine Flutwelle freigesetzt, aber das Innere Mexikos traf die volle Wucht dieser gigantischen Zerstörung, und noch bevor erste Berichte über die Zahl der Menschenopfer Vorlagen, ma hn te Spada sein Team: »Es wird sehr viele Tote geben.« Am Ende waren es über zehntausend. Drei Tage später wurde seine Aufmerksamkeit schon wieder auf etwas anderes gelenkt, ein Rumoren im Qugang-Vulkan auf der Insel Lapak, einem Gebiet, in dem es immer mal wieder zu den verschiedensten Eruptionen kam. Er schickte sofort ein Flugzeug los, um die Aktivität des Vulkans zu beobachten, aber als die Meldung kam, konnte er sich beruhigen: »Sechs Erdstöße, sechs verschiedene Hebungen. Kein Anzeichen einer größeren Aktivität und nichts, was darauf hindeutet, dass es schlimmer werden könnte.«
    Spada war ein Mensch, dem seine Vorgesetzten sehr viel Respekt entgegenbrachten, der aber auch Anlass zu

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