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Alaska

Titel: Alaska Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Albert Michener
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ihre Freude an diesem großen schwarzen Gebäude gehabt und der neuerlichen Verwendung ihrer Insel wohl zugestimmt.
    Fast im verborgenen, aber mit großem Eifer, wurde der unaufhörliche Wettkampf zwischen Japanern, Koreanern, Chinesen, Russen, Kanadiern und Amerikanern ausgetragen, und alle beteiligten sich an dem verlockenden Spiel: Was wird als nächstes in der Arktis passieren?
     
    Rick Venns Abwesenheit war für Jeb Keelers Werben um Kendra natürlich ein günstiger Ausgangspunkt, und wenn er nach Desolation flog, Um als Anwalt der Genossenschaft seine Pflichten wahrzunehmen, erwies er sich als hartnäckiger Freier, brachte ihr Blumen - eine geschätzte Rarität in der Arktis - und drängte sie, doch ihn zu heiraten. Immer wieder betonte er, was Kendra ohnehin schon wusste : »Rick kann drei, vier Jahre da oben verbringen - und was machst du in der Zeit?«
    So anziehend Jeb Keeler auch sein mochte, Kendra konnte Rick einfach nicht vergessen, vor allem nicht den Schlittenführer, der sein Gespann während des Iditarod-Rennens tausend Meilen sicher durch die Schneeverwehungen gelenkt hatte, und immer wenn solche Bilder auftauchten, wurde ihr klar, dass sie im Grunde nur zwei Dinge wollte: ihre reifen, schöpferischen Jahre in der Arktis verbringen - mit Rick Venn an ihrer Seite.
    So kam es, dass sie mitten im Winter von Afanasis Funkgerät aus einen höchst ungewöhnlichen Funkspruch über den offenen Kanal an die Forschungsstation T-7 schickte, denn sie hatte mittlerweile einen Punkt erreicht, an dem es ihr nichts mehr ausmachte, wer die Mitteilung sonst noch hörte: »Rick Venn, T-7, arktischer Ozean. Ich heirate im Juni, und ich hoffe: dich. Stop. Kendra.«
    Das Resultat war umwerfend. In Barrow hatte jemand den Funkverkehr nach T-7 mitgehört und freute sich so über diese ungewöhnliche Meldung, dass er sie gleich an eine Zeitung in Seattle weitergab, deren Reporter bei dem Namen Venn aufhorchte. Die wiederum verbreiteten ihn über den Rundfunk, so dass das ganze Land von der forschen Kendra Scott erfuhr und ihrem Antrag an einen reichen jungen Mann, der sich weit draußen auf einer abgelegenen Eisinsel versteckt hielt. Eine neue Mitteilung übers Radio war die Folge: »An Rick Venn, T-7, arktischer Ozean. Wenn du schon das verdammte Glück hast, so ein Mädchen wie sie zu finden, dann heirate sie! Ich bin dein Trauzeuge. Malcolm Venn.«
    Es wurde eine denkwürdige Hochzeitsfeier. Sie fand in der Turnhalle der Schule statt, und ganz Desolation war anwesend, sogar einige Gäste aus Barrow und Wainwright. Mrs. Scott, in Begleitung ihres Mannes, kam extra aus Heber City herübergeflogen und war ganz überrascht, als sie erfuhr, wer Rick Venn in Wirklichkeit war und was für ein bewundernswürdiger junger Mann, obwohl, wie sie den Eskimofrauen gegenüber betonte, mit denen sie während der Trauung zusammensaß: »Gott billigt keine Scheidung.« Sie erzählte noch von vielen anderen Dingen, über die ihr Gott eine feste Meinung hatte, und eine alte Frau, deren Familie seit Generationen Jagd auf Walrosse und Wale gemacht hatte, beugte sich zu ihrer Nachbarin und sagte: »Sie hört sich an wie ein Missionar.« Malcolm Venn, der während der sechzig Jahre, in denen er seine geschäftlichen Beziehungen mit Alaska in jede nur denkbare Richtung ausgebaut hatte, nie in Regionen nördlich des Polarkreises vorgestoßen war, hatte ganze Kübel Speiseeis und einige Dutzend Rosen einfliegen lassen und fungierte außerdem als Trauzeuge für seinen Enkel.
    Kendra konnte nicht aus Desolation abreisen, ohne sich von den Eskimofrauen zu verabschieden, die sich so liebevoll um die Fremde gekümmert hatten, als sie einst in das Dorf gekommen war, und so lud sie alle zu einem letzten großen Frühstück in ihre Wohnung ein. Anschließend ging sie noch einmal durch den Ort, allein, schaute versonnen auf die Chukchisee, versuchte eine ehrliche Einschätzung ihres dreijährigen Aufenthalts in Desolation und gestand sich ein: Ich habe nichts erreicht. Keiner meiner Schüler geht auf ein College. Keiner hat die Möglichkeiten erkannt, die eigentlich in ihm stecken. Ich konnte sie nicht zum Lernen anhalten. Ich konnte ihnen nicht beibringen, wie man Arbeiten schreibt, so wie alle Schüler das tun, die später einmal erfolgreich sind. Ich konnte sie nicht einmal dazu bringen, wenigstens regelmäßig zum Unterricht zu kommen, oder sie davon abhalten, nachts ziellos in der Gegend herumzustreunen. Ich bin gekommen, habe mein Gehalt in Empfang

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