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Alaska

Titel: Alaska Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Albert Michener
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Vitus Bering 10.000 Rubel anvertrauen?«, und Zhdanko antwortete aus voller Überzeugung: »Ich habe ihm mein Leben anvertraut, und ich würde es jederzeit noch einmal tun.«
    Diese und ähnliche Befragungen fanden im Jahr 1730 statt, als Trofim achtundzwanzig Jahre alt war, und in den Jahren darauf entbrannte eine lebhafte Debatte über die Frage, ob eine derartige Expedition ausschließlich über den Seeweg, was weniger Zeit und Geld gekostet hätte, oder über den Land- und Seeweg durchgeführt werden sollte, was für die Regierung in Sankt Petersburg eine Möglichkeit gewesen wäre, mehr über Sibirien zu erfahren. Lange Zeit konnte keine Entscheidung herbeigeführt werden, und erst 1733, als Bering bereits dreiundfünfzig war, konnte er von Sankt Petersburg aus eine neue Expedition über den Landweg starten.
    Aus einem dumpfen und sinnlosen Krämergeist heraus halbierten die Behörden Berings Etat und verweigerten ihm die Beförderung zum Admiral, um die er nachgesucht hatte. Er beklagte sich nicht, und als er vier Jahre hinter den Zeitplan zurückfiel, schnallte er den Gürtel enger, mühte sich ab, um seinen Männern ein anspornendes Vorbild zu geben, und fuhr mit dem Bau der Schiffe fort. 1740, sieben Jahre nachdem er von der Hauptstadt aufgebrochen war, konnte er schließlich die »St. Peter« vom Stapel laufen lassen, über die er selbst das Kommando führen sollte, sowie sein zweites Schiff, die »St. Paul«, die sein gescheiter junger Assistent Alexej Chirikov befehligte, und am 4. September desselben Jahres begann er mit beiden Schiffen die große Forschungsreise in die nördlichen Gewässer und die angrenzenden Länder.
    Tapfer schlugen sie sich durch das Ochotskische Meer, umsegelten die Südspitze von Kamtschatka und legten in der erst kurz vorher gegründeten Hafenstadt Petropavlovsk an, der in den anderthalb Jahrhunderten danach eine entscheidende Bedeutung zukommen sollte. Sie lag am Ende einer ungewöhnlichen Bucht, von allen Seiten geschützt und nach Süden zu gegen die Sturmrichtung. Weit ins Meer reichende Landarme gaben den Schiffen Geleitschutz, und die Ufer säumten komfortable Häuser für die Offiziere und Blockhütten für die Mannschaften. Noch lebten hier keine Zivilisten, aber es war eine herrliche Küstenanlage und sollte nach kurzer Zeit schon zu einem wichtigen Ort werden.
    Unter den Männern, die hier stationiert waren, befand sich auch ein ungewöhnlich talentierter zweiunddreißigjähriger deutscher Naturwissenschaftler, Georg Steller, der zusammen mit Astronomen, Biologen und Geographen sowie Dolmetschern gekommen war, um der Expedition wissenschaftliches Ansehen zu verleihen, und eher als alle anderen hatte er das Zeug dazu. Wissbegierig, wie er war, hatte er vier Universitäten in Deutschland besucht, Wittenberg, Leipzig, Jena und Halle, und war mit der festen Absicht in die Welt gezogen, das menschliche Wissen zu erweitern. Während des ersten Teils der Expedition, der über Land führte, hatte er alles untersucht und gelesen, was er über die Geographie, Astronomie und die Natur Russlands von der Ostsee bis zum Pazifischen Ozean in die Hände bekam, und war am Ende der strapazenreichen Unternehmung und der andauernden Verzögerungen begierig, endlich in See zu stechen, unbekannte Inseln zu besuchen und seinen Fuß in die unerforschten Küstengegenden Amerikas zu setzen. Aus solcher unermüdlicher Begeisterung heraus sagte er eines Tages zu Zhdanko: »Wenn ich Glück habe, entdecke ich Hunderte neuer Tiere und Baumarten und Blumen und Gräser.«
    »Für mich sieht jedes Gras gleich aus.«
    »O nein!« rief der Deutsche entgeistert aus und erklärte Zhdanko im gebrochenem Russisch gleich zwei Dutzend unterschiedliche Grasarten, wo sie wuchsen, wie Tiere sie sich zunutze machten und den großen Wert, den sie für den Menschen darstellten, wenn er verstand, sie auf intelligente Weise zu kultivieren.
    Ungeduldig, der Unterhaltung eine Wende zu geben und von dem Thema abzulenken, für das er wenig Interesse hegte, bemerkte Zhdanko: »Manchmal reden Sie von Vögeln und Fischen, als wären es Tiere.«
    »Nun ja, Trofim, das sind sie auch!« Und wieder folgte eine Vorlesung, die fast den ganzen Morgen dauerte. An einer Stelle jedoch unterbrach Zhdanko: »Für mich ist ein Vogel ein Vogel und eine Kuh ein Tier«, worauf Steller in die Hände klatschte und freudig erregt ausrief: »So ist es, Trofim! Und für Sie ist auch ein Adler ein Vogel. Und ein Heilbutt ein Fisch. Ein

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