Alaska
verdeckt.« Und in den nächsten Tagen nur noch das übliche »Dichte Wolkendecke, Regen«, das sich im Logbuch fast eines jeden Schiffes findet, das in diesen Gewässern zu navigieren versucht.
Am dritten Tag, als man endlich mit der Erkundung des neuen Landes hätte beginnen können, lautet die Eintragung: »Wind, Nebel, Regen. Obwohl das Land sehr nahe ist, dichter Nebel und Regen verhindern, dass wir es sehen können.« Und so kam es, dass Bering, der Alaska für Europa entdeckte, nie einen Fuß auf den Kontinent setzte; vier Tage nachdem er Sankt Elias gesichtet hatte, stieß er jedoch auf eine lange, schmale Insel, die er ebenfalls Sankt Elias nannte, denn der war gerade der Heilige dieses Tages. Später gaben ihr die Russen einen neuen Namen und nannten sie, ihren Umrissen gemäß, Kajak.
Wieder einmal ereignete sich eines dieser unglaublichen Debakel, an denen die Expedition so reich war. Bering, in erster Linie besorgt um die Sicherheit seines Schiffes und wegen der Rückfahrt nach Petropavlovsk, entschied, die Insel nur kurz zu besichtigen, aber Professor Steller, vielleicht der Mann mit dem brillantesten Intellekt an Bord, protestierte lautstark, drohte mit Gehorsamsverweigerung - sein Leben während der letzten zehn Jahre hätte er nur der Vorbereitung dieses erhabenen Augenblicks gewidmet, seinen Fuß auf ein neues, unentdecktes Land zu setzen - und benahm sich so kindisch, dass Bering ihm zähneknirschend einen kurzen Besuch auf der Insel gestattete. Als er das Schiff verließ, stimmte der Trompeter eine ziemlich hämisch klingende Fanfare an, als ob ein großer Mann von Bord ging, und die Matrosen brachen in Hohngelächter aus. Steller nahm als einzigen Gehilfen nur Trofim Zhdanko mit, den er von der Wichtigkeit der Wissenschaften überzeugt hatte. An Land liefen die Männer wie verrückt hierhin und dorthin, rissen Steine aus dem Boden, staunten Bäume an und lauschten nach fremden Vogelstimmen. Sie wollten alles auf einmal untersuchen, denn es war ihnen bewusst, dass die »St. Peter« jeden Moment in See stechen konnte, und sie hatten gerade einmal sieben Stunden mit dem Sammeln von Objekten, die sie untersuchen wollten, auf der Insel verbracht, als vom Schiff her ein Signal ertönte, das Zhdanko ankündigte, dass man zur Abfahrt bereit war.
»Herr Doktor Steller, Sie müssen sich beeilen.«
»Ich habe doch gerade erst angefangen.«
»Das Schiff hat schon das Signal gegeben.«
»Mir egal.«
»Herr Doktor, es klingt verzweifelt.«
»Ich bin verzweifelt«, rief er aus, und dazu hatte er allen Grund. Er hatte mehrere Jahre in Deutschland studiert, quasi als Vorbereitung für eine Gelegenheit wie diese, war acht Jahre lang durch Russland gezogen, um bis nach Kamtschatka zu kommen, war dann wochenlang auf See gewesen und schließlich gerade erst auf dem amerikanischen Kontinent gelandet oder wenigstens auf einer der vor seiner Küste gelegenen Inseln, nur fünf Kilometer vom Kontinent entfernt - und da sollte ihm nicht einmal ein Tag für seine Arbeit gegönnt sein? Es war gedankenlos, unsinnig, einfach zum Wütend werden, und das sagte er Zhdanko auch, aber der Kosake hatte gelernt, dass Befehlen Folge zu leisten war. Flottenkapitän Bering signalisierte noch einmal, dass das große Beiboot auf der Stelle zurückkehren sollte, mit Steller an Bord.
Was Bering den Umstehenden auf dem Schiff eigentlich sagte, ging noch weiter: »Geben Sie das Signal, er soll sofort an Bord kommen, oder wir fahren ohne ihn weiter.« Er musste an sein Schiff denken, und auch wenn er dem deutschen Wissenschaftler gut und gerne zwei oder drei Tage an Land hätte erlauben können, war der Däne ein ängstlicher Mensch und vergaß nie die Abmachung, die vor der Ausfahrt getroffen worden war: »Egal, was passiert, die ›St. Peter‹ und die ›Stau‹ kehren noch vor Ende oder am letzten Tag des Monats September 1741 nach Petropavlovsk zurück.«
»Professor Steller«, sagte Zhdanko streng, dicht an den Wissenschaftler herantretend, der vor Anstrengung schwitzte und beladen war mit Proben von diesem und jenem, »ich gehe jetzt zurück zum Beiboot, und Sie werden mit mir kommen«, und er musste den sich wehrenden Deutschen regelrecht von der Insel zerren. Am Abend desselben Tages wurde folgende Eintragung ins Logbuch vorgenommen:
»Die Jolle brachte Wasser mit, und die Mannschaft berichtet von einer Feuerstelle und menschlichen Spuren; sie sah außerdem einen Fuchs auf der Flucht. Professor Steller brachte verschiedene
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