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Alaska

Titel: Alaska Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Albert Michener
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erlesenen Pelz, den sie ebenfalls auf dem Markt verkaufen wollte: »Seeotter. Es gibt kein edleres Fell auf der Welt. Ich kann ihnen eine ganze Lieferung garantieren.« Die Männer prüften das außergewöhnliche Stück und fragten dann, warum ihr Mann eine so wertvolle Ware nicht selbst begleitete, und sie antwortete: »Er wurde von unseren Wächtern getötet« und fügte dann hinzu: »Helfen Sie mir dabei, sechs Männer zu finden, denen ich vertrauen kann, dass sie mich auf der Heimreise nicht umbringen.«
    Nachdem man ihr verlässliche Begleiter aus den eigenen Reihen zur Verfügung gestellt hatte, baten sie: »Bringen Sie uns so viele Felle wie möglich. Die chinesischen Kaufleute reißen sich um die Pelze.« Sie verzog ihren Mund zu einem dünnen Lächeln und gab ihnen die Zusicherung: »Sie werden mich von jetzt ab des Öfteren in Yakutsk sehen«, und auf der Heimreise beriet sie sich mit Trofim und ihrem Sohn, wie sich die Aleuten ausbeuten ließen.
     
    Jeder seriöse Schiffbauer wäre entsetzt gewesen, wenn er das armselige Gefährt gesehen hätte, mit dem Trofim Zhdanko und der achtzehnjährige Innokenti Poznikov zusammen mit elf Männern aus Petropavlovsk die Fahrt nach Attu, der westlichsten Insel der Aleuten, unternehmen wollten. Für Gerippe und Inneres hatte man Frischholz verwendet, aber nicht für die Seiten, die waren aus Seehundfell, manche stark genug, einem kräftigen Stoß standzuhalten, manche so dünn, dass jedes Stück Treibeis es sofort durchbohrt hätte. Da es so gut wie keine Nägel in Kamtschatka gab, wurden die, die man doch hatte auftreiben können, nur für die wichtigsten Holzverstrebungen verwendet, andere Stellen wurden lediglich mit Riemen aus Walrosshäuten festgebunden, was einen erfahrenen Matrosen aufstöhnen ließ: »Das Ding hier wurde nicht zusammengebaut, es wurde zusammengenäht.«
    Das fertige Produkt konnte man kaum ein Schiff nennen, es erinnerte eher an einen Umiak aus Seehundfell, nur etwas größer, um dreizehn Pelzhändler und ihre Ausrüstung - vor allem ihre Gewehre - unterzubringen. Sie hatten so viele Feuerwaffen an Bord, dass das Boot einem schwimmenden Waffenlager glich, und ihre Besitzer waren nicht zimperlich, sie auch zu gebrauchen. Die Chancen, dass so ein leicht zerbrechliches Wasserfahrzeug jemals die Aleuten erreichte, waren unwahrscheinlich, und dass es auch noch zurückkehren sollte, beladen mit Pelzballen, das schien unmöglich. Zhdanko war gleichwohl wild entschlossen, sein Glück zu versuchen, und legte an einem Frühlingstag des Jahres 1745 ab, Alaska zu erobern, das Land für die russische Krone, die Reichtümer für seine zusammengewürfelte Mannschaft.
    Es war eine rauhe Truppe, bereit, Risiken einzugehen, und entschlossen, im Pelzhandel ein Vermögen zu machen. Als Vorreiter der Expansion Russlands im Osten bestimmte ihr Verhalten in gewissem Sinne das Vorgehen Russlands bei der Besiedlung Alaskas.
    Was für Männer waren das? Sie teilten sich deutlich in drei verschiedene Gruppen: echte Russen aus dem recht kleinen Zarenreich im Nordwesten von Europa, um die beiden wichtigsten Städte Sankt Petersburg und Moskau herum gelegen; Abenteurer aus allen Teilen des Reiches, vor allem Sibirier aus dem Osten und eine seltsame Gruppe mit dem schwierigen Namen Promyshlenniki, die sich aus Verurteilten von überall her zusammensetzte. Männer, denen die harte Justiz die Wahl gelassen hatte zwischen einer Verurteilung zum Tod oder zu Frondiensten auf den Aleuten. Alle zusammen galten jedoch für Fremde als Russen.
    Die Männer hatten Glück mit dem Wind, der ihr behelfsmäßiges Segel aufblähte, und nach zwanzig Tagen leichter Überfahrt, während deren sie die Ruder kaum benötigten, sagte Zhdanko: »Vielleicht morgen. Vielleicht auch übermorgen.« Die große Anzahl Seehunde, die sie sahen, ermunterte sie, und eines Morgens in der Frühe, als Innokenti ostwärts blickte, entdeckte er, auf den Wellen schaukelnd, den ersten Seeotter.
    »Trofim«, rief er, denn er behandelte den Kosaken immer noch wie einen Leibeigenen. »Ist das ein Seeotter?«
    Das offene Schiff bot kaum Platz, sich frei zu bewegen, aber Trofim bahnte sich vor, starrte in das Morgenlicht und sagte: »Ich kann nichts entdecken.« Innokenti war verärgert und rief ungeduldig! »Da! Da! Es schwimmt auf dem Rücken.«
    Und dann, als Trofim noch einmal hinsah, bot sich ihm ein Anblick, der wohl zu den merkwürdigsten und doch rührendsten in der Natur zählt: Ein Seeotterweibchen, auf dem

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