Alaska
Fell zwischen den Fingern rieb, es langsam spannte, um zu sehen, ob es nicht doch bloß auf die Tierhaut geklebt war, und dann, als Zhdanko gerade wegsah, einmal kräftig daran riss. Überzeugt, dass das Fell echt war, wenn auch von einer Art, die er nicht kannte, drückte er es gegen sein Gesicht und blies dann vorsichtig die Härchen auseinander, um die feinen Farbschattierungen zu erkennen. Dann plötzlich, mit einer Geste, die Trofim erstaunte, presste er beide Hände auf das ausgebreitete Fell und schob sie auseinander, dass man zwischen den Haaren die Tierhaut sehen konnte. So überprüfte er, ob die Haut gesund war, und nach dieser Prozedur stand er auf, entfernte sich von der Lampe, dass nur Zhdanko ihn noch sehen konnte, und hielt das Fell mit der Rechten in seiner ganzen Länge hoch.
Als er wieder in den Lichtkegel der Lampe trat, das Fell verdeckt, setzte er sich neben Trofim, drückte ihm den Pelz in die Hand und flüsterte: »Madame muss es unbedingt sehen«, und als sie sich leise in ihr Zelt geschlichen hatten, gestand er ihr: »Wir haben einen Schatz geborgen« und gab Trofim zu verstehen, er wolle ihr und Innokenti das Fell zeigen. Als sie es sah, versuchte auch sie seinen Wert zu schätzen, aber wandte dazu eine ganze Reihe kleiner Tricks an, die sich von denen ihres Mannes völlig unterschieden. Sich aufrichtend und die Haltung einer Prinzessin annehmend, warf sich diese imponierende vierunddreißig jährige Frau den Pelz über die Schultern, ging ein paar Schritte vor, drehte sich auf dem Absatz, tat wieder ein paar Schritte, blieb vor ihrem Sohn stehen und machte einen Knicks, als hätte er sie zum Tanz aufgefordert.
Erst jetzt gab sie ihr Urteil ab: »Ein edles Stück, ein Vermögen wert«, und als Trofim sich zögernd erkundigte: »Wieviel?«, nannte sie eine Summe in Rubel, die ihm fast den Atem verschlug. »Sie schwimmen zu Hunderten da draußen«, worauf sie sich den Pelz noch einmal ansah, ihn in den Händen wog und gegen das Gesicht drückte: »Vielleicht 900 Rubel.«
Es war verhängnisvoll, dass Innokenti der Unterhaltung beigewohnt hatte, denn er konnte sich nicht zurückhalten, vor einem der Wächter am Morgen darauf zu prahlen: »Wir besitzen ein ganz neues Fell. Über 1.000 Rubel wert«, und dieser erzählte es nach ein paar Tagen den anderen Wächtern: »In diesen Ballen, die sie nie öffnen, haben sie Hunderte von Pelzen versteckt, von denen jeder einzelne 1.500 Rubel wert ist«, und die Sibirier fingen an, ein Komplott auszuhecken.
Als die Karawane durch eine Furt zog, umgeben von niedrigen Bergen, gab einer der Sibirier ein Pfeifsignal, worauf sich alle sechs auf die Poznikovs und ihren persönlichen Leibwächter stürzten. Ihn mussten sie zuerst kampfunfähig machen, und so fielen die drei stärksten Wächter mit Knüppeln und Messern über Trofim her, in der Hoffnung, ihn auf der Stelle zu töten, aber aus einem Selbsterhaltungstrieb heraus, der sich in vielen ähnlichen Zusammenstößen schon bewährt hatte, vermochte er, ihre Schläge durch seine enorme Kraft abzuwehren.
Zum Erstaunen der Wächter, die auf die drei Poznikovs in Erwartung eines leichten Sieges losgegangen waren, erwiesen sich ihre Gegner geradezu als reißende sibirische Tiger. Madame Poznikova fing an zu kreischen und mit einem Wanderstock wild und gezielt um sich zu schlagen. Ihr Sohn ging nicht, wie es jeder andere Sechzehnjährige getan hätte, in Deckung, sondern schnappte sich einen der Männer, bekam ihn am Arm zu fassen und wirbelte ihn gegen einen Baum, und als der Schurke taumelnd zu Boden fiel, sprang Innokenti auf ihn und schlug mit den Fäusten so lange auf ihn ein, bis er bewusstlos liegenblieb. Poznikov selbst führte sich als der heldenmütigste von allen auf, denn nachdem er mit seinem eigenen Angreifer fertig geworden war und ihn mit eigenen Händen erwürgt hatte, sprang er Zhdanko zur Hilfe, der seine Gegner immer noch abwehrte.
Einer der drei Männer hielt ein langes, scharfes Messer auf Trofims Kehle gerichtet, und Poznikov, nachdem er die beiden anderen verjagt hatte, stürzte sich auf ihn, aber konnte ihm die Waffe nicht entreißen, und so hieb der Wächter das Messer tief in den Bauch des Kaufmanns, zog es ein Stück heraus, stieß es noch einmal hinein und ließ es dann stecken, seine grausame Arbeit zu beendigen. Poznikov, der sofort spürte, dass die Wunde tödlich war, brüllte ein paar Worte einer alten sibirischen Sprache, worauf seine Frau sofort aufhörte, mit dem Stock
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