Alba und Albion
hätte besser auf euch acht geben sollen.“
Nun war ich es, die ihn entgeistert anstarrte. Daß er nun sich selbst die Schuld zutrug, hatte ich nicht beabsichtigt. Mit einem Schlag schien mein Kummer wie weggeblasen.
„Aber du bist doch nicht für uns verantwortlich! Warum hat sich Seamus nicht um sie gekümmert? Warum hat er sie überhaupt gehenlassen?“
„Aye. Das habe ich ihn auch gefragt.“ Nachdenklich blickte er über das Feuer ins Nichts.
„Und?“
„Sie war schon weg, als er an den Tisch kam. Die Magd hat ihm das erzählt. Mit dem Wolf vor der Tür und so.“
Gedankenverloren starrte ich in die Flammen. „Was passiert jetzt?“
Robbie seufzte. „Ich weiß es nicht.“
„Wird sie es schaffen?“
„Ich wünsche es ihr. Sie ist ein liebes Mädel.“
„Sie wollte nach Hause, um sich den Mann ihrer Träume zu angeln.“ Wieder öffneten sich die Tränenschleusen bei mir und ich schniefte leise. „Er wird sie jetzt nicht mehr wollen.“
„Sie hat zuhause einen Burschen? Das wußte ich gar nicht.“ Robbie war sichtlich erschüttert. „Vielleicht … wenn ich mit ihm rede …“
„Und was willst du ihm sagen?“, unterbrach ich ihn. „Entschuldigung, sie ist zwar von drei Männern brutal vergewaltigt worden, aber ansonsten ist sie ein sauberes Mädchen.“ Ich schüttelte angewidert den Kopf und blickte auf meine Hände in meinem Schoß.
„Nein. Wenn, dann muß sie es selber tun. Wir dürfen ihm nichts sagen, falls er sich für sie interessiert.“ Ich seufzte leise. „Wenn sie das Bedürfnis hat, sich jemandem anzuvertrauen, so soll es ihre eigene Entscheidung sein, darüber zu reden.“
„Aye, du hast recht.“
Es schien eine Ewigkeit, bis ich die Stille mit leiser Stimme durchbrach. Zögerlich begann ich zu sprechen.
„Was wäre gewesen, wenn ich -“
„Was redest du da! Du hast doch gesagt, daß dir nichts passiert ist!“
Robbie war sichtlich aufgebracht, stand ruckartig auf und rammte seinen Dolch mit voller Wucht in einem Baum, daß die Klinge erzitterte.
Empört von seiner Reaktion fragte ich ihn: „Ist das für dich von so großer Bedeutung?“
„Selbstverständlich! Was glaubst denn du!“ Er schnaufte wild und blickte mich finster an. „Aber zum Glück hat dir niemand -“
Er stoppte abrupt als er mein Gesicht sah. In meinem Körper machte sich ein leicht taubes Gefühl breit.
„Sagen wir mal so, es kam nicht zum Äußersten“, schleuderte ich ihm eisig entgegen. Sein Körper versteifte sich. Er drehte sich zu dem Baumstamm und preßte seine Stirn dagegen.
„Susanna! Bitte! Warum sagst du so was!“
Nun hielt ich es nicht mehr aus. Heftig fuhr ich auf, schritt energisch um den Baum und blieb ihm gegenüber mit schmerzverzerrtem Gesicht stehen. Die Tränen liefen mir die Wangen herunter.
„Warum? Du fragst, warum? Tausend widerliche, dreckige, stinkende Hände haben meinen Körper angefaßt und es hat weh getan. Auch ich habe blaue Flecke!“
Mit fahrigen Bewegungen zog ich den Umhang zur Seite und zwang ihn, hinzusehen, zeigte ihm meinen entblößten Brüste und hob den Rock.
„Siehst du, was mir diese Bestien angetan haben? Ich habe noch mehr dieser Male an den Beinen, an den Oberschenkeln und auch zwischen den Beinen!“
All das schrie ich ihm in sein inywische blutleeres Gesicht. „Und du fragst, warum ich so etwas sage?“
Ich weinte bitterlich und ein Krampf nach dem Anderen schüttelte mich durch. Robbie schritt vorsichtig zu mir, doch ich wich zurück, als er seine Hand nach mir ausstreckte. Noch konnte ich keine Berührung ertragen.
„Bitte faß’ mich jetzt nicht an. Bitte noch nicht.“
„Susanna! Mein Herz! Ich wußte nicht -“ Fassungslos stand er mir blaß und bleich gegenüber und fuhr sich sichtlich erschüttert durch die Haare. „Aber du hast doch gesagt, dir ist nichts angetan wurde.“ Kopfschüttelnd setzte er sich auf den nackten Boden, Unverständliches murmelnd und flüsterte dann flehentlich in meine Richtung.
„Es tut mir leid. Bitte vergib mir, daß ich das zugelassen habe.“
Ich beruhigte mich etwas und konnte wieder einigermaßen klar denken, schritt schniefend und leise schluchzend von einem Ende der Lichtung zur Anderen, als ich schließlich vor ihm stehen blieb und zu ihm herabblickte. Er tat mir so unendlich leid, wie er seinen Kopf in den Handflächen vergrub.
„Ich“, begann ich zitternd, „Robbie, ich kann dir nicht vergeben.“
Entsetzt blickte er hoch. „Was? Du kannst nicht?“
Langsam
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