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Alba und Albion

Alba und Albion

Titel: Alba und Albion Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Fentross
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Derbrecht, eine gebürtige Holländerin mit lustigen Sommersprossen und rotgoldenem Haar von gerade mal fünfzehn Jahren. Mit ihr verstand ich mich am Besten und sie versorgte mich ständig mit Geschichten aus dem Königshaus, auch wenn diese Neuigkeiten nur der Klatsch eines Zimmermädchens war. Zusammen mit ihrer Mutter bewohnte sie in einem Teil des Palastes eine eigene Wohnung mit vier Zimmern. Ich stellte es mir prachtvoll vor, in einer solchen Umgebung zu leben.
    „Na ja. Manchmal empfinde ich es wie in einem Gefängnis. An jeder Ecke steht ein Diener. Du kannst nichts selber machen. Wenn man auf ein Zimmer zugeht, öffnet sich die Türe sofort, auch wenn man gar nicht hinein will. Und weil man ja nicht unhöflich erscheinen will, geht man halt dann in dieses Zimmer.“
    Kichernd schlenderten wir auf Tante Emilys kleiner Terrasse hin und her, geschützt durch unsere Schirmchen.
    „Ich finde das ganz großartig, mit der Königsfamilie unter einem Dach zu wohnen.“ Romantisch seufzend hängte ich mich bei ihr ein. „Hast du den Prinz auch schon gesehen?“
    „Du meinst den Prince of Wales? Frederick?“ Sie lachte. „Ja, natürlich. Aber ich versichere dir, es ist langweiliger, ihm zuzuhören, als eine Kuh auf der Weide zu betrachten. Von seiner Gemahlin, einer Deutschen, hört man auch nicht sehr viel. Es wird gemunkelt, daß sie kein Wort Englisch kann!“
    „Nein!“
    „Doch! Da frage ich mich, wie sie sich mit ihrem Gatten dann unterhalten will.“
    „Du machst doch nur Spaß!“ Ich konnte nicht glauben, was sie da erzählte.
    Energisch schüttelte sie den Kopf. „Und stell’ dir vor, trotz dem, daß sie sich nicht mit ihm unterhalten kann, haben sie vier Kinder! Und das Fünfte soll unterwegs sein!“
    Ich fand das einfach skandalös! Trotzdem mußte ich nun auch ich lachen. Ich liebte es, sie reden zu hören mit ihrem lustigen Akzent. Wir wanderten wieder zu unseren Stühlen unter der Veranda und ich nahm einen großzügigen Schluck von meinem Likör, der mir innerhalb von Minuten zu Kopfe stieg. Eine wohlige Wärme und Ruhe machte sich in mir breit und der Stuhl schien sich vom Boden zu lösen.
    „Und der König? Und die Königin? Wie sind die so?“
    Louise machte ein nachdenkliches Gesicht, während sie vorsichtig an ihrem Glas nippte.
    „Die Königin ist eine sehr stolze und hochmütige Frau. Falls man ein solches Blut überhaupt nur mit dem einfachen nichts sagenden Wort Frau bezeichnen darf. Der König dagegen ist ein toller Mann. Wenn auch ein wenig dicklich. Er strahlt aber dennoch soviel Autorität aus, da wird einem ganz schwach, wenn man sich mit ihm in einem Raum befindet.“
    Neckisch stupste sie mich in die Seite.
    „Noch bin ich ja nicht mal verlobt und soviel ich weiß, hat er auch noch keine Mätresse!“ Sie kicherte und steckte mich erneut damit an.
    „Wie sehen sie denn aus die hohen Herrschaften?“
    „Eigentlich wie normale Menschen.“ Wir lachten schallend.
    „Aber im Ernst. Die Queen ist, wie gesagt, eine stolze Persönlichkeit. Sie ist ungefähr so groß wie du, hat ein angenehmes Gesicht und ist ziemlich rundlich. Nicht unbedingt hübsch, aber doch ansprechend, wenn man ein Mann ist.“
    Wieder kicherten wir los.
    „Selbstverständlich ist sie stets mit allen möglichen Schmuck behängt, von dem wir nur träumen können, genauso ihre Kleider. Ein Traum!“ Sie seufzte und sah an uns herunter. „Da können wir nicht mithalten.“
    Anscheinend würden wir heute den ganzen Tag nicht mehr aus dem Kichern heraus kommen.
    „George ist trotz seines Alters sehr attraktiv. Doch ich glaube, er hat nur seine Regentschaft im Sinn. Er würdigt mich keines Blickes!“
    Langsam bekam ich Bauchweh vom vielen Lachen und so ausgelassen konnten wir nur sein, wenn wir uns unbeobachtet fühlten.
    „Bitte hör’ auf und sei wieder Ernst. Ich kann nicht mehr!“ 
    So ging es weiter, die wärmende Herbstsonne verschwand langsam hinter den Bäumen und kalte Schatten machten sich auf der Veranda breit und wir zogen es vor, wieder ins Haus hineinzugehen. Im Salon wärmte bereits ein knisterndes Kaminfeuer die kalte Zimmerluft.
    Wir unterhielten uns noch einige Zeit, dann erhob sich Louise, um sich zu verabschieden. Gleichzeitig teilte sie mir augenzwinkernd mit, daß sie in den nächsten Tagen wieder zurück nach Amsterdam fahren würde, um dort einem eventuellen Ehemann vorgestellt zu werden.
    Ich seufzte enttäuscht, hatte ich doch die stille Hoffnung gehabt, eine Einladung von ihr

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