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Alba und Albion

Alba und Albion

Titel: Alba und Albion Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Fentross
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sechzig Jahren ziemlich borstig, verwitwet und ohne Kinder. Es wurde erzählt, sie hatte sich verändert, nachdem ihr Mann bei dem Jakobitenaufstand irgendwo bei einem Ort namens Preston ein Opfer des Krieges wurde.
    Nicht im unmittelbarem Kampfgeschehen. Er befand sich seinerzeit auf einer der vorderen Linien der hannoveranischen Streitkräfte, die unter dem Befehl des Duke of Argyll standen, noch hinter den Pikenieren und den Kürassierern und es hätte eigentlich nichts passieren können, denn Kanonen hatte das Gegenüber nicht. Gerade besprach er mit anderen Offizieren das Durchbrechen der feindlichen Linie, als der Musketenhagel los ging und drei von ihnen getroffen wurden, unter ihnen auch Emiliys Mann. Er hätte niemals daran gedacht, daß auch die Jakobiten diesen Plan gefaßt hatten und bereits die Feindeslinie überquert hatten.
Im Lazarett sah es zunächst nicht so schlimm aus. Meine Tante sorgte dafür, daß Onkel Theobald so schnell wie möglich zurück nach London gebracht wurde und die beste Behandlung bekam. Doch dort entwickelte er nach Tagen eine Blutvergiftung, die erst seinen linken Arm und schließlich nach langem Kampf sein Leben forderte.
    Obwohl er in diesen Tagen mit schrecklichen Schmerzen und Fieberkrämpfen danieder lag, ließ sich Onkel Theobald die Genugtuung nicht nehmen, als man ihm die Nachricht von der Festnahme eines der berüchtigsten Clanführer meldete: John Farquaharson of Invercauld, der sich dem gefürchteten und wilden Clan Chattan angeschlossen hatte und dort als Colonel gedient hatte. Er wurde nach dem Vorfall unverzüglich überwältigt und mit drei weiteren seiner Gefolgsmänner verhaftet. Man verlegte ihn nach einiger Zeit nach London und dort durfte er zehn Monate das Marshalsea Gefängnis von innen betrachten.
    Für Tante Emily war es ein Schlag ins Gesicht, als sie von der kurzen Inhaftierung erfuhr, nachdem ihr geliebter Mann deren Aufstand mit dem Leben bezahlte.
    Doch trotz allem hatte sie bestimmt ein gutes Herz und das wollte ich in der Zeit, die ich hier verbrachte, erobern.
    Noch einmal blickte ich in den unendlichen Himmel. Wie aus dem Nichts fiel plötzlich einer der abertausend Sterne in einem großen Bogen herab, was mir ein warmes Gefühl im Herzen bescherte. Schnell schloß ich die Augen und überlegte, was ich mir wünschen könnte.
    „Robbie“, flüsterte ich in die Nacht und vor meinem geistigen Auge sah ich ihn. Lachend, seinen stahlblauen Blick auf mich gerichtet, die schwarze Haarpracht flatternd im Wind. Ich seufzte sehnsuchtsvoll.
    Laut gähnend tapste ich schließlich in mein Zimmer zurück und, nachdem ich meine Katzenwäsche beendet hatte, legte ich mich ins Bett. Ich war mir sicher, in der ersten Nacht in London würde ich nur schöne Träume haben, denn die gingen ja bekanntlich in Erfüllung und ich wußte genau, von wem ich träumen würde.  
     
    Bereits am nächsten Tag bekam ich Stephen zu sehen.
    Wir saßen gerade am Mittagstisch im eleganten Eßzimmer, als ein Mädchen schüchtern seinen Besuch ankündigte. Freudig erhob ich mich und warf stürmisch die Serviette auf den Tisch, obwohl ich die köstlich duftende Cremesuppe noch nicht aufgegessen hatte. Ein sehr ernster Blick meiner Tante ermahnte mich und mit gesenkten Augen setzte ich mich wieder brav an meinen Platz.
    „Die paar Minuten wird er doch auch ohne dich zurecht kommen. Nicht wahr?“ Geruhsam löffelte sie ihre Suppe weiter, ohne vom Teller aufzublicken. Anscheinend brachte sie nichts aus der Ruhe.
    „Ja Tante Emily. Es tut mir leid.“ Ich legte die Serviette wieder auf meinen Schoß und nippte verlegen an meinem Glas Rotwein. „Darf ich dich etwas fragen, Tante?“
    Sie sah mich an, nickte und beendete ihr Mahl. „Was möchtest du denn gerne fragen?“ Langsam tupfte sie sich den Mund mit ihrem Tuch und legte es sorgfältig zusammen.
    „Wie lange warst du verheiratet?“, platzte ich heraus und ich verdammte mich wieder einmal dafür, so taktlos zu sein.
    Verdutzt sah sie mich an und verzog keine Miene. „Warum hast du deinen Vater nicht gefragt? Er weiß es auch.“ Gemeinsam erhoben wir uns von der Tafel und sie schob sanft den Stuhl zurück an den Tisch, während sie mir antwortete. „Vierzehn Jahre.“
    „So lange?“ Angestrengt rechnete ich nach und lächelte. „Dann warst du auch siebzehn, als du geheiratet hast.“
    Sie nickte. „Und mit einunddreißig Witwe.“
    Ich ignorierte diese Bemerkung. „Hast du es je bereut?“
    Sie drehte sich recht

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