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Alba und Albion

Alba und Albion

Titel: Alba und Albion Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Fentross
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lachte. „Ich kann einfach nicht verstehen, wie du dir trotzdem so was wie mich aufbürdest.“
    Jetzt mußte auch er lachen. „Das weiß ich auch nicht. Aber anscheinend macht mich die Liebe zu einem großen Esel!“
    Herzhaft küßte und drückte er mich.
 
    Im Laufe des Tages würden wir die Whaley Bridge überqueren. Dann wären wir soweit in Sicherheit und würden den Weg in Richtung Liverpool einschlagen.  
    Wir kamen langsam voran und rasteten nur, wenn unser Pferd es dringend nötig hatte, da Robbie noch immer vermutete, daß wir verfolgt wurden. Die Kälte ließ zum Glück etwas nach und wir konnten uns an den spärlichen Sonnenstrahlen aufwärmen. Es war sehr anstrengend.
    Obwohl wir an zahlreichen Ortschaften und Anwesen vorbeikamen, hielt es Robbie für sicherer, bis Liverpool im Wald zu übernachten.
    Ich empfand es für mich jedes Mal als eine regelrechte Tortur, da mich die ungewohnten Geräusche ängstigten. Doch Robbie beruhigte mich, so gut es ging.
    „Hörst du“, flüsterte er mir ins Ohr, als ich vor Angst wieder zitterte, „das ist ein Käuzchen. Das ist eine kleine Eule und bestimmt singt sie jetzt für ihre Liebste ein Lied.“ Ich lachte unsicher und kuschelte mich noch enger an ihn.
    Er achtete stets darauf, das Feuer brennen zu lassen, solange der Mond über den Himmel regierte. Denn wir waren uns darüber bewußt, daß wir ständig von Wölfen begleitet wurden. Solange jedoch das Feuer nicht ausging, hätten wir nichts zu befürchten, meinte Robbie. Ich sah das allerdings etwas anders.
    „Horch’, die Wölfe beten den Mond an.“
    Und ich horchte, da man es schwerlich überhören konnte. Sie mußten in unmittelbarer Nähe sein.
    „Robbie, ich habe Angst.“
    Er drückte mich und streichelte mir über die Haare. „Brauchst du nicht, ich bin doch bei dir.“
    Bei diesen Worten schlief ich dann meist ein. Robbie hielt die ganze Nacht Wache, über das Feuer und über mich. Manchmal wachte ich auf und sah ihn in seine Decke gehüllt vor dem Feuer sitzen, irgendetwas schnitzend. Wann schlief er eigentlich?
    Ich rutschte dann zu ihm herüber und wir redeten den Rest der Nacht.
    „Erzähl’ mir was, Robbie. Irgendwas“, forderte ich ihn auf.
    Er stieß sein Messer in die Erde und lächelte mich an. „Möchtest du eine Geschichte aus meinem Leben oder ein Märchen?“
    Da ich alles liebte, was mit Feen und Kobolden zu tun hatte, entschied ich mich diesmal für Letzteres. Er setzte sich in eine andere Position, in der er mich bequem im Arm halten konnte und begann mit leiser Stimme zu erzählen.
    „Es war einmal vor zweihundert Jahren, als Shon ap Shenkin eine wundersame Zaubermusik vernahm, die aus dem Feenreich kam. Er hielt in seiner Arbeit inne, legte sich unter einen blühenden, grünen Baum, schloß die Augen und lauschte dieser Musik. Nach einer Weile verstummte die Melodie und erstaunt blickte er auf den Baum, der plötzlich alt und vertrocknet aussah. Verwundert ging er wieder zu seinem Heim, das auch anders aussah. Windschief, mit Ranken bewachsen und verändert. Im Eingang seines Hauses bemerkte er einen alten Mann, der ihn nach Shop ap Shenkins Namen fragte. Er gab ihm die Antwort und der Alte in der Tür wurde daraufhin totenbleich. Er sagte, sein Großvater habe ihm oft von dem wundersamen Verschwinden des Shon ap Shenkin erzählt. Und bei diesen Worten zerfiel Shon ap Shenkin auf der Stelle zu Staub.“
    „Das war aber eine gruselige Geschichte“, sagte ich und eine Gänsehaut zog über meinen Rücken. „Jetzt mußt du mir noch etwas anderes erzählen. Sonst kann ich nicht mehr einschlafen.“
    Verstohlen blickte ich mich um, ob vielleicht ein Shon ap Shenkin in der Nähe spukte und ich fröstelte vor Angst. „Erzähl’ mir von deinem Vater. Wie war er?“
    „Mein Vater? Wie kommst du denn gerade jetzt auf ihn?“ Meine Gedankensprünge erstaunten ihn immer wieder aufs Neue und er küßte mich schmunzelnd auf die Stirn. „Aye. Mein Vater. Also gut.“
    Er holte tief Luft und beugte sich kurz nach hinten, um die Wasserflasche zu greifen, die dort lag.
    „Mein Vater hätte die größte Freude an dir.“
    „Ach ja?“ Erstaunt sah ich zu ihm auf. „Wieso denn das?“
    „Er liebte es, Geschichten zu erzählen.“
    Robbie nahm einen tiefen Schluck und hielt mir die Flasche hin, doch ich winkte ab.
    „Mein Vater war ein großer stattlicher Mann mit breiten Schultern. Ein Kämpfer und ein echter Nimrodsohn. Er brachte mir alles bei, was ich über die Jagd wissen

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