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Alba und Albion

Alba und Albion

Titel: Alba und Albion Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Fentross
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riechen. Es roch nach Abfall und Dung - kurz gesagt, es stank. Da wir so lange in der frischen Natur gewesen waren, empfand ich diese neuen Gerüche als Beleidigung für meine Nase und hielt mir Robbies Taschentuch davor. Ihm schien das jedoch nichts auszumachen. Sein Schritt wurde stetig schneller und ich hatte Mühe, mit seinem Tempo mithalten zu können.
    Die Stadt glich allen anderen, die ich bisher kennengelernt hatte, genauso schmutzig und übel riechend. Die Hauptwege waren teilweise mit Kopfsteinpflaster belegt und ein Klopfen und Klackern war zu vernehmen, das von den Pferdehufen und den Absätzen der Umherlaufenden herrührte. Doch die meisten Wege bestanden aus nackter und nun leicht matschiger Erde.
    Staunend sah ich mich um.
    Wir hasteten eilig an schmucken Häuserfassaden vorbei, an elenden Hütten, die sich dazwischen gedrängt hatten, durchquerten einen kleinen Marktplatz, an dem die Marktweiber ihre Waren lauthals feil boten und mir bei dem Anblick der Magen vernehmlich knurrte. Da gab es Fische, die zum Teil noch zappelten und die Kiemen auf und zu klappten, leicht schrumpelige Äpfel und Birnen, Weißkohl und Zwiebeln, daneben frisch gebackenes, dampfendes Brot und Gebäck, das der Bäcker gerade an seinem Stand auslegte und einen herrlichen Duft in meine Nase wehte. Da wurde gefeilscht und gestritten und zwischen den Frauen und Mägden, die ihre Körbe langsam füllten, tummelten sich neben den zahlreich herumstreunenden Hunden und Katzen verschmutzte Kinder, denen man ihr Vorhaben ansah. Ein Junge konnte gerade noch entwischen, als er ein Brot stahl, während ein anderer das Pech hatte, grob an den Ohren zum Standbesitzer zurückgezogen zu werden.
    Und weiter ging es vorbei an der wuchtigen, imposanten Anglica Cathedral, die mit ihren beiden hohen steinernen Türmen auf mich etwas einschüchternd wirkte. Trotz allem konnte ich mich an diesem Geschehen nicht satt sehen, doch Robbie hatte nur ein Ziel: Den Hafen!
    „Paß‘ auf!”
    Robbie zog mich unsanft an seine Seite, als ein Fuhrwerk in enormen Tempo an uns vorbei ratterte und band unser Pferd etwas abseits an einem Baum fest. Er blickte umher und fuhr sich nervös durch die offenen Haare. Aus den Tiefen seiner Weste zog er ein Lederband hervor und schnell trat ich hinter ihn, um seine Mähne zu bändigen.
    „Du bleibst jetzt ganz dicht bei mir.“
    „Nimmst du unser Pferd nicht mit?“, fragte ich und auf Zehenspitzen knotete ich ihm das Band im Nacken zu.
    „Ich werde später versuchen, sie gegen ein Kräftigeres zu tauschen. Bis dahin wird sie hier auf uns warten müssen.“ Er tätschelte unserer Gipsy noch einmal kurz den Hals und zog mich hinter sich her.
    Ich hatte gedacht, auf dem Markt herrsche schon ein großes Gedränge, doch was ich hier sah, übertraf meine Vorstellungen. Es ging sehr eng zu. Nicht nur, daß die Straßen und Gassen mit allerlei Fässern, Paketen, Holzkisten und Truhen voll gestellt waren - man konnte sich fast nicht hindurch zwängen. Neben dem lauten Geschrei der Seeleute hingen auch fremdartige Gerüche in der Luft, die an jeder Häuserecke wechselten. Es roch nach Gewürzen, Tabak, Fisch, Holz und Weine. Hier sah ich Menschen aus aller Herren Länder. Strohblonde und weißhäutige Männer in sauberer Kleidung, schwarzhaarige braungebrannte Männer mit Goldschmuck behängt und eher nachlässig angezogen und geteerten Bärten, die wie verkohlte Holzpflöcke an den Wangen herabhingen. Dazwischen immer wieder eine Gruppe von Soldaten in schmucker roter Uniform und klirrenden Säbeln an der Seite.
    Bei deren Anblick bekam ich ein ungutes Gefühl, doch Robbie drückte mich leicht am Arm und flüsterte lächelnd auf mich herab.
    „Niemand hier kennt uns, Prinzessin.“
    Das beruhigte mein schlechtes Gewissen wieder etwas und so tat ich es Robbie nach, der sich selbstbewußt mit hocherhobenem Kopf mit mir im Schlepptau durch die Menge schob.
    Jeder hier schien eine andere Sprache zu sprechen. Ich hörte etwas holländisch, ein bißchen französisch und italienisch heraus, doch den Großteil der Sprachen konnte ich nicht zuordnen.
    In der Bucht erkannte ich etliche Schiffe in den verschiedensten Größen. Zahlreiche keine Fischerboote ruderten in Richtung offenes Meer, andere kamen mit reichem Fang zurück. Mir fiel sofort ein äußerst prachtvolles Schiff auf, das vor Anker lag. Es hatte seine weißen Segel eingeholt, am Hauptmast wehte die bunte Flagge im Wind, während eine geschnitzte Galionsfigur mit vollen

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