Alba und Albion
konnte.
„Laß‘ los, hab’ ich gesagt!“
Robbie grinste mir inzwischen boshaft ins Gesicht. „Und wenn ich es nicht tue? Schlägst du mich dann weiter?“ Leise lachte er. Das war zu viel. Verzweifelt versuchte ich, ihn gegen das Schienbein zu treten, doch er wich geschickt aus und ich berührte ihn nicht einmal mit meinen Röcken, was mich noch wütender machte.
„Hoho! Beinahe wäre dir ein Treffer gelungen! Mach’ weiter so, mo Dùradan!“ Und lachte mich weiter aus.
„Hör’ auf! Laß’ mich endlich los, dann siehst du es!“ Ich wand mich ohne Erfolg, ich trat, ohne mein Ziel zu treffen und inzwischen heulte ich vor Zorn.
Anscheinend hatte Robbie genug von meinem Theater, denn er ließ mich augenblicklich los, daß ich nach vorne stolperte und warf mir noch schnell ein Taschentuch zu. „Nimm es. Du hast ja doch keins.“
Diesmal gehorchte ich schmollend und wischte mir das Gesicht. Ohne eines weiteren Blickes ging er zum Bach, kam mit dem kleinen gefüllten Kessel wieder und begann, den Vogel vorzubereiten, während das Wasser zu kochen begann. Er zerteilte das Huhn und hielt die kleinen Stücke, an einem Holzstab aufgespießt, ins Feuer, während er einige Teekrumen ins Wasser schmiß.
Einerseits fühlte ich in mir noch immer einigen Groll gegen ihn, andererseits fand ich es faszinierend, wie er aus nichts ein so köstliches Essen zaubern konnte. Schweigend übergab er mir einen Fleischspieß. Wir saßen uns gegenüber und ich genoß trotz der unguten Stimmung unser Festmahl, das aus dem gebratenem Huhn, hartem Brot und alten, holzigen Karotten bestand, die er anscheinend wieder irgendwo gestohlen hatte. Aus der Proviantflasche roch es verführerisch nach abgestandenem Ale und im Kessel brodelte der Tee.
„Woher weißt du das alles?“ platzte ich heraus.
Obwohl er seinen Kopf gesenkt hielt, konnte ich sein wütendes Gesicht sehen. „Was denn?“
„Na, heute morgen wußte ich noch nicht, was wir heute essen würden und nun diese Köstlichkeiten“, sagte ich und biß genüßlich von der alten Möhre ab, daß es krachte.
„Hab’ ich von meinem Vater gelernt.“ Schweigend setzte er sein Mahl fort.
„Machst du das zuhause oft? Im Wald jagen und gleich zubereiten, meine ich.“
„Aye.“
„Erzähl’ doch mal!“ Ich konnte es nicht leiden, wenn er schlechte Laune hatte. Es paßte einfach nicht zu ihm, doch ich brachte ihn nicht dazu, mehr zu reden. Nun wurde es mir zu dumm. Langsam rutschte ich zu ihm herüber und berührte ihn leicht am Arm.
„Entschuldige. Es tut mir leid. Ich hätte das nicht tun dürfen.“ Ich zuckte mit den Schultern. „Ich bin manchmal furchtbar kindisch.“
Er hob den Kopf und blickte mich von der Seite an. „Ich bin nicht böse auf dich. Sondern auf mich.“
Ich verstand anscheinend wieder mal gar nichts, was er zu merken schien. Seufzend warf er einen abgenagten Hühnerknochen ins Gebüsch und wischte seine Hände an seinem Taschentuch ab.
„Du hast recht mit dem, was du gesagt hast. Ich bin ein Scheusal. Außerdem hast du es ja nur gut gemeint.“
Fragend sah ich ihn an.
„Ich meine den Kessel.“ Er verzog seinen Mund zu einem schiefen lächeln und wurde auch gleich wieder ernst.
„Was sagst du denn da“, rief ich. „Ich hätte auf dich hören sollen. Und du bist kein Scheusal!“ Ich biß mir auf die Zunge, jetzt hatte ich es wieder gesagt! Er kniete sich hin und begann, das Feuer wieder zu löschen.
„Doch, das bin ich. Welches Recht habe ich, dir sowas anzutun?“
Mit einer ausladenden Handbewegung umschrieb er die Waldlichtung. „Ich hätte dich nicht mitnehmen dürfen. Du gehörst nicht in diese Wildnis. Zumindest sollte ich dafür sorgen, daß du jede Nacht ein richtiges Bett hast.“
Ohne Unterbrechung räumte er unser Hab und Gut zusammen, was äußerst spärlich war.
Nun wurde es mir doch zu bunt mit ihm! Ich baute mich vor ihm auf und zwang ihn, mir ins Gesicht zu sehen. Leise zischte ich ihn an.
„Mister Robert, äh, ich weiß immer noch nicht, wie du mit vollem Namen heißt! Aber egal. Ich habe alles stehen und liegen gelassen, nur um in deiner Nähe zu sein. Ich schlafe auf dem eiskalten und harten Boden, weil ich dich neben mir spüren möchte! Und ich liege ohne Trauschein bei dir, weil ich dich haben will! Gibt es jetzt noch irgendwelche Zweifel an meiner Liebe?“
Er sah mich verdutzt an, sein Gesicht verlor die wütende Härte und ohne eines weiteren Wortes lagen wir uns in den Armen, während ich leise
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