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Albach und Mueller 01 - Russische Seelen

Albach und Mueller 01 - Russische Seelen

Titel: Albach und Mueller 01 - Russische Seelen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bronnenmeyer
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nicht weiterkommen.«
    »Irgendwie glaube ich nicht, dass die mich dabeihaben wollen«, erwiderte Alfred müde und fragte sich, seit wann Herbert eigentlich Krawatten trug.
    »Musst du das gleich wieder ideologisch überfrachten«, stöhnte Herbert. »Was du für eine Meinung hast, spielt dabei doch keine Rolle, Hauptsache, du lässt dich zu den richtigen Zeiten an den richtigen Orten blicken und sagst an den richtigen Stellen ›ja‹, ›bitte‹ und ›danke‹. So sind nun mal die Spielregeln. Anders kommst du nicht weiter!«
    »Du solltest dich mal hören«, Alfred schüttelte den Kopf, »bei dir geht’s nur noch um Beförderung und Höhergruppierung.«
    »Was ist gegen Ehrgeiz zu sagen?«
    »Nichts, solange er der Sache dient!«, Alfred stand auf und nahm sein Tablett.
    »Du wirst in zwanzig Jahren noch auf der Stelle treten, mein Freund!«, rief Herbert ihm nach.
     
    Zwei Tage später ordnete Eckstein an, die Ermittlungen einzustellen. Eine mögliche Verstrickung von Geheimdiensten wollte er dabei nicht näher erörtern. »Sie könnten ja Recht haben, Herr Albert«, hatte er gesagt, »aber aus dieser Liga hat Deutschland sich vor vierzig Jahren verabschiedet. Wir haben zwar noch ein Stadion und auch Zuschauertribünen, aber wir stellen keine Mannschaft mehr.« Eckstein versicherte ihnen, den Fall lieber mit der Putzfrau zu besprechen, als den BND um Rat zu fragen. Er versprach Alfred wesentlich dankbarere Fälle, an denen er sich austoben könne, auch wenn sie sich gerade in einer Art Sommerloch befänden. »Außerdem wissen Sie ja«, hatte Eckstein noch angefügt, »dass wir ungelöste Mordfälle nie ganz abhaken. Ich werde mir die Akte jedes Jahr wieder ansehen und wenn ich gehe, wird sich mein Nachfolger damit vergnügen, so lange habe ich ja nicht mehr!« Herbst hatte wissend genickt. Alfred war immer noch frustriert. Er war sich sicher, dass Eckstein diesen Fall in spätestens zwei Monaten wieder vergessen haben würde, sah aber keine Möglichkeit, der geballten Urteilskraft der beiden zu widersprechen, und erklärte sich bereit, einen abschließenden Bericht zu verfassen. Er fragte sich nur, wie der Tote beerdigt werden würde: Sarg oder Leichentuch? Erd- oder Feuerbestattung? Katholischer oder orthodoxer Priester? Beim Verlassen von Ecksteins Büro verspürte er ein seltsames Ziehen im linken Ohr.

II. DIE FLINTE IM KORN
    »Armer Drugajew«, sagte Nikolai auf einem Baumstumpf sitzend, die Pistole lässig in der linken Hand, »jetzt hast du dich so lange versteckt und es hat doch nichts genützt. Russland will nichts mehr von Andropows Profis wissen und du hast in den letzten zwölf Jahren dein Gehirn mit Wodka so vernebelt, dass du unvorsichtig geworden bist. Du hast einige Grundregeln der Tarnung missachtet. Eigentlich sollte ich dich gar nicht erschießen. Es wäre eine viel größere Befriedigung, deinen Verfall weiter zu beobachten. Aber es hilft nichts. Willst du noch etwas sagen? Du hast das letzte Wort, auch wenn es niemand hören will!«
    Drugajew würgte und lallte ein versoffenes »Fick dich!« Er war viel zu blau, als dass er noch mehr herausgebracht hätte. Männern wie ihm bedeutete ihr Leben nicht viel. Hätte er auch nur einen Furz auf die üblichen menschlichen und ethischen Werte gegeben, wäre er nicht so schnell aufgestiegen. Es brauchte schon besondere Männer für diesen Job. Männer, die in der Lage waren, in kürzester Zeit das Vertrauen anderer zu gewinnen und es ebenso schnell wieder zu missbrauchen. Es war notwendig, mit den Ängsten und Gefühlen von Menschen zu spielen, die tiefsten Abgründe ihrer Seelen zu erforschen, damit man sie später ein für alle Mal zerbrechen konnte.
    »Willst du mir mit einer Pistole Angst einjagen, du Arschloch?« Drugajew hatte sich und sein näheres Umfeld auf der rechten Seite des Baums, an dem er saß, bereits ausgiebig voll gekotzt. Nikolai versetzte ihm einen Tritt, so dass er bäuchlings in seine Kotze klatschte, setzte ihm die Pistole in den Nacken und drückte ab.
    Dann machte er seine Zigarette am Baumstumpf aus und steckte den Stummel in die Tasche. Er verließ das Unterholz und ging auf dem Schotterweg in Richtung Tiergarten. Nikolai saugte die kühle, feuchte Waldluft tief in seine Lunge. Er fühlte sich von einer jahrzehntealten Last befreit. Jewgenji war seit ihrer gemeinsamen Zeit bei den Fallschirmspringern in Rjasan sein bester Freund gewesen. Leider war er nicht nur ein scharfer Analytiker, charismatischer Redner und kluger

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