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Albach und Mueller 01 - Russische Seelen

Albach und Mueller 01 - Russische Seelen

Titel: Albach und Mueller 01 - Russische Seelen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bronnenmeyer
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ein kalter Krieg. Das hat mich damals ziemlich frustriert.« Nicht lange nach der Besichtigung des Tatorts und der Leiche war die verdrängte Niederlage seiner Anfangsjahre wieder in Alfreds Bewusstsein gedrungen. Er hatte Renan nicht sofort eingeweiht, weil er die beiden Fälle erst mal ein paar Tage in Ruhe vergleichen wollte. Außerdem war Renan ohne diese Information eine objektivere Beobachterin. Leider hatte aber auch ihre Objektivität die Ermittlungen nicht maßgeblich weitergebracht, so dass es jetzt langsam an der Zeit war, ihr die alte Akte zu zeigen. Wegen dieser Verzögerung hatte er sich auf eine Strafpredigt eingestellt – doch sie blieb aus.
    »Aber heute haben wir über eine Million russische Aussiedler hier«, sagte Renan, »da werden wir doch von irgendwoher ein paar Hinweise bekommen!«
    In diesem Moment klingelte das Telefon. Es war die Sprechstundenhilfe eines Allgemeinarztes, die vermeldete, dass ihr Chef das Bild des Ermordeten in der Zeitung erkannt hatte. Der Tote war einmal zur Behandlung in der Praxis gewesen. Der Herr Doktor könne aber leider nicht ins Präsidium kommen, die Polizei müsse sich schon herbemühen.
     
    »Herr Doktor, die Herrschaften von der Polizei sind jetzt da.«
    »Sollen gleich reinkommen. Wir sind gerade fertig!« Dr. Braun verabschiedete gerade einen Patienten und wünschte ihm halbherzig alles Gute, als Renan und Alfred das Sprechzimmer betraten.
    Nach dem üblichen Begrüßungsritual kam er schnell zur Sache:
    »Ich habe diesen Mann schon einmal gesehen«, der Arzt hielt die Tageszeitung mit dem Foto des Toten hoch, »und dachte mir, dass das für Sie vielleicht von Interesse sein könnte.«
    »Das interessiert uns natürlich sehr«, entgegnete Renan, während Alfred Stift und Notizblock zückte, »wir haben nämlich immer noch keinen Namen, geschweige denn eine Adresse von ihm. Er scheint eine Art Phantom gewesen zu sein.«
    »Nun ja, zumindest hatte er menschliche Knochen«, sagte der Mediziner, »ich habe ihn wegen eines Armbruchs behandelt. Eigentlich wollte ich ihn ja in die Unfallklinik schicken, aber da hat er sich geweigert. Ich sollte ihn sofort behandeln und er würde bar bezahlen.«
    »War er nicht krankenversichert?«, Alfred zog die Augenbrauen hoch.
    »Offenbar nicht. Er gab an, nichts zu arbeiten, aber auch keine finanziellen Probleme zu haben, was mich umso mehr verwunderte. Er sprach ja mit starkem russischem Akzent.«
    »Ja, wir sind bisher auch davon ausgegangen, dass es sich um einen Osteuropäer handelt«, nickte Alfred, »haben Sie Namen und Adresse von ihm erhalten?«
    »Ja, schon. Ich schreibe sie Ihnen gerne auf, ob das stimmt, wage ich allerdings zu bezweifeln. Der Mann war sehr verschlossen und hat mit uns nur das Nötigste gesprochen. Aber bei diesen Russlanddeutschen wundert mich schon seit vielen Jahren nichts mehr. Ich habe nicht viele von denen in meiner Praxis, die leben ja überwiegend in Langwasser. Aber denen müssen Sie immer jede Einzelheit ihrer Krankengeschichte aus der Nase ziehen, von sich aus reden die fast gar nichts!«, er riss ein Blatt von seinem Rezeptblock ab und reichte es Renan.
    »Kochstraße«, las sie, »das ist auch nicht gerade der kürzeste Weg.«
    »Wie gesagt«, der Arzt hob die Arme, »ich bin in erster Linie verpflichtet, einem Verletzten zu helfen. Die Überprüfung seiner Angaben überlasse ich gerne der Polizei.«
    »Weiter ist Ihnen nichts an ihm aufgefallen?«, fragte Renan, »besondere Merkmale, Kleidung, Schmuck oder Ähnliches?«
    »Tut mir Leid«, der Arzt schüttelte den Kopf.
    Alfred beendete seinen Dienst am darauffolgenden Tag auf der Terrasse des Café Kröll. Er war seit Herbsts Pensionierung nicht mehr hier gewesen. Heute verspürte er ein Ziehen im linken Ohr und hatte das starke Gefühl, ein Déjà-vu-Erlebnis aufarbeiten zu müssen. Es war heiß, er trank einen Kaffee (draußen nur Kännchen) und rauchte eine frisch gedrehte Zigarette. Renan hatte er zum Arbeitsdienst nach Hause geschickt. An diesem Wochenende würde er eine Art Notbereitschaft aufrechterhalten. Das hieß: Mobiltelefon immer dabeihaben, täglich zumindest eine Stunde im Büro verbringen und Hinweisen nachgehen, sofern sie halbwegs vielversprechend waren. Dies fiel Alfred umso leichter, als sein Sohn Willy, der am Konservatorium Klavier und Cello studierte, sich gerade zu Hause auf ein Konzert moderner Zwölftonmusik vorbereitete und seine Frau Irmgard mit ihrer Schulklasse im Ferienlager war. Von Irmgard war ihm als

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