Albtraum
mit.“
„Wie entscheiden Sie sich, Julianna?“ fragte Luke. „Bleiben Sie bei uns oder nicht?“
„Ich bleibe bei Ihnen“, flüsterte sie und wischte sich die Tränen ab.
„Dann brauche ich Ihre Hilfe.“ Er ging zu ihr. „Gibt es nochet was, das Sie uns nicht über Powers gesagt haben? Irgendetwas, das Sie vielleicht gehört haben, und nicht für wichtig hielten, etwas, das er im Schlaf gemurmelt hat?“
„Nein, ich habe Ihnen alles gesagt.“
„Denken Sie nach, Julianna. Es ist wichtig.“
„Nein, nichts. Wir hatten ein Abkommen. Er hat nie über seine Arbeit gesprochen, und ich durfte nicht fragen. Wenn er auf Reisen ging, sagte er nie, wohin. Lange Zeit hat es mich nicht gestört, nichts über ihn zu wissen. Erst am Schluss wurde ich neugierig, und so fand ich das Buch.“
„Was ist mit Geschenken?“ fragte Kate. „Hat er Ihnen von den Reisen etwas mitgebracht, was Ihnen auffiel: Schokolade aus der Schweiz oder Parfum aus Paris?“
Julianna fasste an ihre Diamantohrstecker. Sie waren Luke wegen der Größe der Steine schon früher aufgefallen. „Nichts wie das hier“, erwiderte sie leise. „Die hat er mir mitgebracht. Sonst manchmal eine Puppe oder Bücher und Blumen vom Flughafen.“ Sie sah von Luke zu Kate. „Das müssen Sie mir glauben. Sogar seine Wohnung war ganz schlicht, ohne persönliche Dinge. Er hatte Möbel und Utensilien für Küche und Bad, aber sonst nichts. Verstehen Sie, was ich meine?“
Kate sah Luke an. „Denkst du, was ich denke?“
„Powers’ Apartment.“ Als sie Zustimmung andeutete, wandte er sich wieder an Julianna. „Haben Sie immer noch einen Schlüssel zu seiner Wohnung?“
Sie nickte. „Obwohl ich nicht weiß, warum, denn ich gehe niemals dorthin zurück.“
„Niemals ist eine lange Zeit, Kind.“ Luke rieb lächelnd die Hände aneinander. „Das Letzte, womit Powers rechnet, ist, dass wir in die Offensive gehen. Ich denke, wir haben einen Ort, wo wir beginnen können.“Julianna sah krank aus, Kate wirkte jedoch entschlossen. „Bist du sicher, dass die Agency sich verpflichten wird, Powers zur Strecke zu bringen?“ fragte sie.
„Mein Kontaktmann glaubt das jedenfalls. Vorausgesetzt, wir können Powers ans Messer liefern.“ Er blickte von Kate zu Julianna. „Außerdem sehe ich keine andere Möglichkeit.“
„Dann bin ich einverstanden.“ Kate wandte sich an Julianna. „Was ist mit Ihnen?“
Sie zögerte einen Moment und nickte dann. „Einverstanden.“
„Also gut.“ Luke sah auf seine Uhr. Zwei Uhr nachts. Er lächelte grimmig. „Wir fahren noch heute nach Washington.“
67. KAPITEL
Kate zwang sich zu ruhen, obwohl sie nicht genügend abschalten konnte, um zu schlafen. Sie lag im Bett, lauschte auf das gleichmäßige Atmen ihrer Tochter, betete, dass alles gut ging, und befürchtete das Schlimmste.
Manchmal fasste sie Mut, und dann war sie wieder völlig niedergeschlagen. In solchen Momenten der Angst stellte sie sich vor, wie Emma umgebracht wurde, hilflos nach ihr schriee und sie sie weder trösten noch retten konnte. Falls es so weit kam, würde sie Powers bitten, sie an Stelle der Kleinen zu töten.
Jemand klopfte leise an. Kate blickte zu Emma, stieg dann vorsichtig aus dem Bett und ging zur Tür. „Ja?“ flüsterte sie.
„Ich bin’s, Luke. Darf ich reinkommen?“
Sie öffnete die Tür und legte einen Finger an die Lippen. Er nickte und trat ein. „Ich wollte mich nur überzeugen, dass du und Emma … dass es euch gut geht.“
„Danke, alles in Ordnung.“ Sie blickte noch mal zu Emma hinüber. „Ich habe entsetzliche Angst, aber das ist ja nichts Neues.“
„Es wird alles wieder gut“, tröstete er leise. „Ich tue, was ich kann, um euch zu beschützen. Versprochen.“
Sie sah ihn forschend an und dachte an all die Schwüre und Versprechungen, die Richard ihr gegeben hatte. Und was waren sie am Ende wert gewesen?
„Ich bin nicht Richard“, sagte er, als lese er ihre Gedanken. „Ich bin wirklich nicht wie er, Kate.“
Das stimmte. Luke Dallas war so, wie Richard gern gewesen wäre. Diese Erkenntnis erklärte plötzlich vieles. Richards Konkurrenzverhalten, seine Abneigung gegen und die Eifersuchtauf Luke. Offenbar hatte er Lukes Erfolg als sein eigenes Versagen eingestuft.
Als Luke ihr eine Hand an die Wange legte, presste sie ohne nachzudenken die Lippen hinein.
„Kate, ich …“ Sehnsucht und Bedauern lagen in seinem Blick. Sie wollte etwas sagen, wusste jedoch nicht recht, was. Und ehe ihr etwas
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