Albtraum
Passendes einfiel, ließ er die Hand sinken und wich einen Schritt zurück. „Versuch noch etwas zu schlafen“, riet er ihr. „Morgen wird ein anstrengender Tag.“
Damit ging er wieder.
Der nächste Tag wurde in der Tat anstrengend. Kate und Julianna brauchten Kleidung, Kosmetika und andere persönliche Dinge für die Reise, und Emma brauchte alles von Kleidung über Babynahrung zu Windeln. Einkaufsschlacht nannte Julianna es, als sie durch Drogerien und Kaufhäuser eilten und alles in ihre Wagen stopften.
Luke bestand darauf, bar zu bezahlen. Kreditkarten und Schecks hätten eine Spur gelegt, die jeder Amateurdetektiv verfolgen konnte. Und John Powers war schließlich alles andere als ein Amateur.
Aus demselben Grund schlug Luke vor, im Auto nach Washington zu fahren. Im Gegensatz zu den Versicherungen der Fluggesellschaften waren Passagierlisten leicht zu kontrollieren. Außerdem hätten sie nach dem Flug ein Auto mieten oder mit dem Taxi weiterfahren müssen. Da Geheimhaltung wichtig war, kam beides nicht in Frage.
Es war drei Uhr nachmittags, als Kate alle Sachen in Lukes Tahoe verstaute und Luke suchte. Sie fand ihn in seinem Büro am Telefon. Er winkte sie herein. „Mir geht’s gut, Frank.“ Er bedeckte die Sprechmuschel. „Der Privatdetektiv“, erklärte erund nahm die Hand wieder weg. „Danke. Schön, dass es dir gefallen hat. Frank, ich habe Arbeit für dich. Überprüfe bitte drei Namen für mich: John Powers, Wendell White und David Snow. Ich glaube, David Snow und Wendell White sind Decknamen von John Powers. Finde über alle drei so viel heraus, wie du kannst: Adressen, Kreditkartenaufstellungen, Telefonrechnungen und Reiseziele. Wenn einer von den dreien in den letzten Jahren auch nur ein Bäuerchen gemacht hat, möchte ich das wissen.“
Luke lauschte einen Moment und nickte. „Zwei. Und den Namen einer Reiseagentur.“ Er nahm den Umschlag und das Ticket aus der Tasche und nannte dem Detektiv erst Johns Adresse in Washington, dann die Adresse auf dem Briefumschlag und schließlich Namen und Anschrift der Reiseagentur. „Das wäre alles, was ich habe.“ Er sah Kate lächelnd an, den Hörer am Ohr, und machte das Siegeszeichen mit dem Daumen nach oben. „Ich verlasse die Stadt für eine Weile. Ehe ich wegfahre, schicke ich dir den Scheck mit der Post.“ Er lachte. „Natürlich ist der gedeckt.“ Er wurde wieder ernst. „Nein, du kannst mich nicht erreichen. Ich rufe dich von unterwegs an.“ Er legte auf.
„Du erstaunst mich, Luke. Woher weißt du, wie man in solchen Fällen vorgeht? Ich komme mir vor, als wäre ich mit James Bond zusammen.“
„Meine Arbeit“, erklärte er lächelnd. „In den letzten zehn Jahren habe ich mich vorwiegend mit der Welt von Spionen, Kriminellen und Polizisten befasst. Ich habe mich in die Köpfe kaltblütiger Killer, Verrückter, Helden und manchmal einer Lady in Not versetzt.“
„Dann bist du jetzt ein richtiger Held.“
„Und du die Lady in Not.“
„Sieht so aus.“ Sie wurde wieder ernst. „Auch Helden werden getötet, Luke. Ich möchte nicht … ich könnte nicht …“
Ich könnte es nicht ertragen, dich zu verlieren.
Sie räusperte sich. „Sei einfach vorsichtig, okay? Keine Heldentaten.“
„Mach dir um mich keine Sorgen. Ich habe Typen wie John Powers Dutzende Male überlistet.“
Ja, in deinen Romanen, wo du ein Ende nach deinen Wünschen erfinden kannst, wo das Gute das Böse besiegt und alle, die es verdienen, glücklich leben bis an ihr seliges Ende. Aber das hier ist Realität.
„Hör auf, dir Sorgen zu machen.“ Er hob ihr Kinn mit einem Finger an und sah ihr in die Augen. „Wir werden diesen Irren schlagen, davon bin ich überzeugt.“
„Ich wünschte, ich hätte deine Zuversicht und nicht diese grässliche Angst.“
Er zog sie an sich. Sie verhielt sich einen Moment abwartend, dann schlang sie ihm die Arme um die Taille und hielt ihn fest, als würde sie ohne diesen Halt umfallen.
Er streichelte ihr über das Haar. „Lehne dich ruhig an mich, Kate. Ich bin für dich da.“
Sie atmete tief durch. Er roch nach würziger Seife und Sommertag. Es wäre leicht, sein Angebot anzunehmen, der eigenen Angst nachzugeben und sich völlig auf ihn zu verlassen.
Doch das war zu gefährlich. John Powers war zu klug und zu tödlich, um sich den Luxus der Nachlässigkeit zu gestatten.
Bedauernd entzog sie sich Luke. „Ich muss stark bleiben. Für Emma. Ich muss sie beschützen. Diese Aufgabe kann ich an niemand
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