Albtraum
ist alles?“
„Ja. Obwohl da noch mehr sein müsste.“ Stirnrunzelnd las er noch einmal die Informationen auf dem Bildschirm. „Ich sehe da nichts an Beweisaufnahme, Zeugenbefragung oder dass es ein noch laufender Fall ist. Der muss irgendwie durch die Ritzen gerutscht sein. Soll ich noch mal in den richtigen Akten nachsehen?“
„Nein, ist schon okay. Könnten Sie noch etwas für mich nachsehen?“
„Sicher. Schießen Sie los.“
„Jacobson, Datum und Zeit seiner Ermordung.“
Sims wandte sich wieder dem Computer zu und las stirnrunzelnd die Information. „16. November letztes Jahr. Geschätzte Todeszeit drei Uhr früh. Glauben Sie, dass es da eine Verbindung gibt?“
„Könnte sein.“
„Die Geliebte, was?“
„Ja.“ Luke lächelte grimmig und stand auf. Er dachte bereits an die Unterhaltung mit Morris. „Haben Sie eine Karte, Sims?“
Der Detective gab ihm eine, und Luke schrieb auf die Rückseite Namen, Anschrift und Telefonnummer seines Agenten. „Schicken Sie ihm Ihr Manuskript, und sagen Sie ihm, ich hätte gesagt, er soll es lesen. Sobald ich nach Hause komme, rufe ich ihn an und lege ein gutes Wort für Sie ein.“Sims errötete vor Freude. „Danke, Mr. Dallas.“ Er gab ihm die Hand. „Vielen Dank.“
„Ich danke Ihnen.“ Luke schüttelte ihm die Hand. „Ich weiß Ihre Hilfe zu schätzen.“ Er ging davon, blieb aber nach wenigen Schritten noch einmal stehen und drehte sich um. „Sims?“ Der Detective sah auf. „Sie sagten eben, am Tatort wären nur Bundesbeamte zugelassen gewesen. Wissen Sie zufällig, von welcher Behörde?“
Er dachte einen Moment nach und schüttelte den Kopf. „Ich kann mich nicht erinnern. Möchten Sie, dass ich es herausfinde? Es dauert ein paar Minuten.“
„Ja, das wäre nett.“ Luke kehrte an den Tisch zurück. „Ich warte.“
76. KAPITEL
Kate saß neben Emmas Bett und sah ihr beim Schlafen zu. Sie war erschöpft und hatte Schuldgefühle. Wieso hatte sie nicht eher auf das veränderte Verhalten ihrer Tochter reagiert? Die Anzeichen einer Erkrankung waren deutlich gewesen: Quengeligkeit, Appetitverlust, Schlaflosigkeit. Stattdessen hatte sie gewartet, bis die Kleine hohes Fieber bekam. Was für eine Mutter war sie eigentlich?
Müde fuhr sie sich mit einer Hand über die Stirn. Der Doktor hatte die Ohrinfektion eine gewöhnliche Kinderkrankheit genannt. Wenn sie rasch und konsequent behandelt wurde, blieben keine Schäden zurück. Andernfalls konnte das Hörvermögen jedoch beeinträchtigt werden. Allerdings hatte er ihr versichert, dass nichts, was sie getan oder gelassen hatte, Ursache der Erkrankung sei.
Das konnte sie ihm nicht ganz glauben, so gern sie es auch wollte. Sechs Monate lang war Emma gesund gewesen, und kaum wurde sie aus ihrem normalen Lebensrhythmus gerissen, bekam sie Fieber und eine heftige Ohrinfektion. Kate presste die Augen zusammen und dachte: Bitte finde, was wir suchen, Luke. Bitte.
Das Telefon klingelte. Emma regte sich wimmernd und verzog als Reaktion auf den schrillen Ton das Gesicht. Kate hechtete nach dem Hörer und nahm ihn vor dem zweiten Klingelzeichen auf.
„Hallo?“ sagte sie leise, mit Blick auf Emma.
„Kate, ich bin’s, Luke.“
„Luke?“ Sie presste den Hörer fester ans Ohr, um trotz des Rauschens in der Leitung alles zu verstehen. „Ich kann dich kaum hören.“
„Ich habe hier ein paar Probleme bekommen.“
„Probleme? Was …“ Es knackte in der Leitung, und die Stimme ver schwand. Luke sagte et was, aber sie konnte ihn nicht verstehen. „Luke, sprich lauter. Ich kann nicht hören, was du sagst.“
Julianna kam durch die Verbindungstür zwischen ihren Räumen. Als Kate zu ihr hinsah, formte sie mit den Lippen die Worte: Was ist los?
Kate zuckte die Achseln und wandte sich wieder dem Gespräch mit Luke zu.
„Ich denke, wir haben ihn, Kate“, sagte er am andren Ende der Leitung, und seine Stimme war mal lauter und dann wieder ganz leise. „Aber wir müssen rasch handeln. Wie schnell kannst du hier sein?“
„Wo ist hier?“ wiederholte sie mit Herzklopfen. „Ich verstehe nicht …“
„Kate, ich kann dich kaum verstehen.“ Die Leitung knackte wieder. „… brauche dich hier unten. Indiana Avenue 300, Nordwest. Das Henry J. Daly Gemeindecenter. Dritter Stock. Schnell. Hast du das, Kate?“
„Ich hab’s. Aber, Luke, was …“
„Du wirst alles verstehen, wenn du herkommst. Beeil dich. Ich habe keine Minute zu verlieren.“
Die Leitung war tot.
Julianna kam weiter in
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