Albtraum
Großstadtcop, sie waren eine eigene Gattung, hart, aber nicht rücksichtslos und von starkem Zusammengehörigkeitsgefühl geprägt. Vermutlich lag es daran, dass sie anders lebten als der Rest der Bevölkerung. Ständig in Gefahr zu schweben, dem Tod zu begegnen, veränderte Menschen.
Er betrat den Fahrstuhl und sah auf seine Uhr. Fast fünf. Emmas Besuch beim Bereitschaftsarzt hatte nicht lange gedauert. Es war jedoch gut gewesen, dass sie hingefahren waren. Emma war glühend heiß gewesen. Kein Wunder, sie fieberte auf Grund einer beidseitigen Ohrinfektion. Der Doktor hatte Medikamente verordnet und viel Ruhe.
Der Fahrstuhl blieb stehen, die Türen glitten auf, und Luketrat in den Flur hinaus. Das Morddezernat lag direkt vor ihm, hinter einigen Türen, die nur mit Codekarte geöffnet werden konnten.
Luke wandte sich nach rechts und ging den Flur hinunter zum Büro der Anmeldung. Neben einer Abfallklappe blieb er stehen. Auf dem Weg hierher hatte er ein Exemplar von „Dead Drop“ gekauft. Er entfernte die durchsichtige Folie, warf sie weg und klemmte sich das Buch unter den Arm.
Er hoffte, dass sein Status als Berühmtheit und ein Buch mit persönlicher Widmung jemand zum Reden brachte. Die Jungs von der Polizei in Houston hatten ihn in ihren Kreis aufgenommen. Sie informierten ihn über Fälle, über ihre Theorien und wie und warum etwas schief ging – sogar wenn sie falsch lagen. Sie taten das, weil sie wussten, dass sie ihm vertrauen konnten.
Allerdings bildete er sich nicht ein, bei der Polizei von Washington auf ähnliches Entgegenkommen zu stoßen.
Der Lieutenant am Empfang war eine Frau. Luke schenkte ihr ein gewinnendes Lächeln. „Hallo, ich bin Luke Dallas, der Autor.“ Ihre Miene veränderte sich nicht. „Ich bin in Washington, um für mein neues Buch zu recherchieren, und ich würde, wenn möglich, gern mit einem der Detectives sprechen.“
„Dann müssten Sie sich zu Detective Peterson in die Vierte begeben. Er ist für die Öffentlichkeitsarbeit zuständig.“
Der würde ihm nicht die Informationen geben, die er brauchte. Diese Typen hielten sich immer genau an die Vorschriften.
Luke versuchte es noch einmal. Er schenkte ihr wieder ein Lächeln, das sie genau so wenig beeindruckte. „Ich bin nur für einen Tag in der Stadt, und ich hatte gehofft, mit jemand reden zu können, der an einem aktuellen Fall arbeitet.“
„Bedaure.“ Sie legte die Stirn in Falten. „Es ist allgemeine Politik, dass wir keine Informationen herausgeben.“
Er rückte das Buch unter seinem Arm ein wenig zurecht. Ihr Blick fiel darauf, dann sah sie ihn wieder an. „Wer sagten Sie sind Sie?“
„Luke Dallas. ‚Dead Drop‘.“ Er hielt das Buch hoch, und ihr Gesicht hellte sich auf, da sie ihn erkannte.
„Ich habe Sie in der ‚Today Show‘ gesehen. Ist dieser Matt Lauer nicht hinreißend?“
Luke konnte sich ein ironisches Lächeln nicht verkneifen. Da versuchte er, sie zu beeindrucken, und sie himmelte den Moderator an. „Ich weiß nicht, ob er hinreißend ist, aber er ist ein großartiger Bursche. Ein guter Freund von mir.“ Wenn alles andere versagt, lüg, dass sich die Balken biegen. „Ich könnte Ihnen ein Autogramm besorgen.“
„Wirklich?“
„Aber natürlich. Wir spielen jede Woche zusammen Tennis.“
Sie dachte einen Moment darüber nach und beugte sich leicht zu ihm vor. „Wissen Sie was? Ich rede mal mit Detective Sims. Er kann Ihnen vielleicht weiterhelfen.“
Fünf Minuten später saß Luke Detective Sims gegenüber, Lieutenant Arlene Larsons vollständige Adresse in der Tasche. Luke begriff sofort, warum der Lieutenant gerade diesen Detective ausgesucht hatte. Er war jung mit strahlenden Augen, ein adretter Typ, der sich an die Regeln hielt. Entschieden niemand, der sofort alle Geheimnisse ausplauderte.
„Sie sind also Autor“, sagte der Detective.
„Richtig. Luke Dallas.“ Er gab ihm das Buch. „Für Sie. Signiert.“
Der junge Beamte starrte das Buch an, und die Kinnladeklappte ihm geradezu herunter. „Ich werd’ verrückt. Der Luke Dallas?“
Luke lächelte und entspannte sich etwas. „Genau der.“
„Ich liebe Ihre Bücher.“ Sims beugte sich vor und senkte die Stimme. „Ich schreibe auch. Natürlich habe ich noch nichts veröffentlicht, aber das werde ich irgendwann. Vielleicht könnten Sie mal einen Blick auf mein Manuskript werfen.“
Erst Matt Lauer und nun das.
„Ich bin nur einen Tag in der Stadt“, erwiderte Luke bedauernd. „Aber ich sage
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