Albtraum
den Raum, die Augen weit vor Sorge. „Was ist los?“
„Ich weiß nicht.“ Kate sah einen Moment den Hörer an, ehe sie ihn auf die Gabel legte. „Luke behauptet zu haben, was wir brauchen. Aber es hat irgendwelche Probleme gegeben, und wir müssen rasch handeln.“
„Er hat die Beweise?“
„Hat er jedenfalls gesagt. Er hat mich gebeten, in die Stadt zu kommen.“
„Aber warum?“
„Ich weiß es nicht.“ Kate schnappte sich die Windeltasche und trug sie zum Kinder bett. „Es war eine schreckliche Verbindung. Ich konnte ihn kaum verstehen.“
Sie blickte auf ihre Tochter. Die Medikamente hatten das Fieber gesenkt und die Schmerzen gedämpft, so dass die Kleine endlich schlief. „Ich wecke sie nur ungern auf“, sagte sie leise. „Das arme kleine Ding ist gerade erst eingeschlafen.“
„Dann lassen Sie sie schlafen.“ Julianna trat neben sie. „Gehen Sie nur, ich bleibe bei ihr. Sie sind schneller ohne die Kleine.“
Kate zögerte, doch Julianna hatte Recht. Ohne Emma konnte sie sofort los, ohne erst Windeln zu wechseln, ein Fläschchen und die Medikamente mitzunehmen.
„Es geht ihr gut hier. Ich wette, sie wacht nicht mal auf.“
Kate rang noch einen Moment mit sich. Es kam ihr nicht richtig vor, Emma hier zu lassen. Andererseits hatte Luke sehr eindringlich geklungen. Und Emma mochte es gar nicht, wenn sie im Schlaf gestört wurde. Wenn man sie jetzt weckte, würde sie zweifellos die nächste halbe Stunde schreien. Vermutlich wäre das nicht im Sinne des Arztes, der viel Ruhe verordnet hatte.
„Sie können mir vertrauen, Kate. Ich würde nichts tun, was Emma schadet.“
Kate wusste das. Wenn Julianna nicht et was für Emma empfinden würde, wäre sie aus Louisiana geflüchtet, nachdem sie Powers außer Gefecht gesetzt hatte. Stattdessen war sie ein hohes persönliches Risiko eingegangen, um Emma zu retten. Außerdem, wie lange würde sie schon fort sein? Sicher nicht länger als fünfundvierzig Minuten.
Kate stimmte zu, wenn auch widerwillig. „Okay, aber verschließen Sie die Tür. Öffnen Sie niemandem.“
Julianna lachte. „Machen Sie Witze? Wahrscheinlich lasse ich nicht mal Sie beide wieder herein.“
Kate umarmte Julianna kurz und impulsiv. „Ich melde mich, sobald ich dort bin. Sie wissen, wo die Babynahrung ist …“
„Und wo Fläschchen, Windeln und alles andere ist, ja. Gehen Sie jetzt.“
Kate griff sich ihren Mantel und ging hinaus in die kühle Abendluft. Sie blieb stehen und blickte noch einmal zu Julianna zurück, ein mulmiges Gefühl in der Magengegend. „Geben Sie auf mein Baby acht, ja?“
Als sie das sagte, merkte sie, wie sonderbar das klang, angesichts ihrer Beziehung. Eigentlich war es Julianna gewesen, die das Baby in ihre Obhut gegeben hatte.
„Das tue ich. Machen Sie sich keine Sorgen.“
Mit einem letzten Blick zurück eilte Kate davon, um sich ein Taxi heranzuwinken.
77. KAPITEL
Zwanzig Minuten später setzte das Taxi Kate vor dem Daly-Gebäude ab. Sie zahlte und eilte hinein. In der belebten Halle sah sie sich nach Luke um. Als sie ihn nicht entdeckte, ging sie an den Metalldetektoren vorbei zum Lift.
Sie kam dort an, als gerade Leute aus der Kabine stiegen. Kate trat ein und drückte den Knopf für die dritte Etage. Während sie die angezeigten Etagennummern über der Tür beobachtete, atmete sie tief durch, zwischen Hoffen und Bangen schwankend.
Luke hatte zwar behauptet, zu haben, was sie brauchten, doch zugleich gab es offenbar irgendein Problem, und sie fragte sich, worum es dabei ging.
Der Lift hielt auf der Dritten, die Türen gingen auf. Der Flur war leer und die Tür zum Morddezernat abgeschlossen. Kate wandte sich nach rechts zum Büro des Empfangs.
Die dort tätige Beamtin, eine kompetent wir kende Brünette, blickte auf, als Kate eintrat. „Was kann ich für Sie tun?“
„Ich sollte hier einen Freund treffen, Luke Dallas. Er hat mit einem der Detectives gesprochen.“
„Detective Sims.“ Sie nickte. „Aber ich fürchte, Sie haben ihn verpasst.“
„Verpasst?“ wiederholte Kate enttäuscht. „Sind Sie sicher?“
„Absolut. Detective Sims wurde vor etwa zehn Minuten abberufen.“
Zehn Minuten. Eine Ewigkeit. Hier stimmt was nicht.
Kate zog sich mit Herzklopfen aus dem Büro zurück. „Wahrscheinlich wartet er in der Halle auf mich. Danke für Ihre Hilfe.“
Sie drehte sich um und lief zum Lift zu rück. Diesmal musstesie warten, und jede Sekunde erschien ihr endlos lang. Als der Lift endlich kam und sie einstieg,
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