Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Albtraum

Albtraum

Titel: Albtraum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: E Spindler
Vom Netzwerk:
Offenbar wurde die örtliche Polizei von Bundesbeamten, die das Kommando übernahmen, vom Tatort verdrängt. Etliche Polizisten waren echt sauer. Es gab Gerüchte über eine Vertuschung.“
    Kate konnte sich nur mühsam auf das Gesagte konzentrieren.„Also haben wir jetzt, was wir brauchen, und du kannst damit zu Morris gehen?“
    „Es gibt noch zwei Probleme. Zum einen, John tötete den Senator, nachdem Julianna ihm das Buch gestohlen hatte. Also haben wir immer noch keine direkte Verbindung zwischen ihm und dem Senator. Zum anderen, Detective Sims hat für mich ein bisschen nachgeforscht. Rate mal, von welcher Behörde die Beamten am Tatort waren?“
    Sie schluckte trocken. „CIA?“
    „Bingo.“ Luke zog die Stirn kraus. „Ich fürchte, wir werden benutzt.“
    „Das verstehe ich nicht. Warum …“
    „Sie wissen bereits von Jacobson, Kate. Und Powers läuft trotzdem noch frei herum.“
    Sie sank niedergeschlagen gegen die Lehne. „Und was sollen wir jetzt tun? Wir haben keine Chance mehr.“
    „Doch, die haben wir. Wenn Morris mir verweigert, was ich haben will, wende ich mich an die Presse. Wir haben genügend Fakten, um in Langley ein paar Leute wachzurütteln. Denk nach: ein toter Senator, eine Vertuschung, ein Killer der Regierung, der Amok läuft. Dazu ein kleines schwarzes Buch mit hässlichen Geheimnissen. Zumindest können wir Morris das Leben verdammt unangenehm machen. Genau das versuchte Condor mir zu sagen. Die scheuen die öffentliche Aufmerksamkeit.“
    „Wer hat dir das gesagt?“
    „Ein Kontaktmann. Nein, wohl eher ein Freund.“
    Das Taxi hielt endlich vor ihrem Motel an. Kate stieß die Tür auf und lief zur Treppe, die zu ihren Räumen in der ersten Etage führte, ohne auf Lukes Zuruf, sie solle warten, zu achten. Die Metallstufen schepperten, als sie hinaufrannte, Luke nur wenige Schritte hinter ihr.
    Sie erreichten die obere Etage. Ihre nebeneinander liegenden Zimmer waren am Ende des Ganges. Die Tür zu ihrem stand halb offen. Kate blieb erschrocken stehen und sah vor ihrem geistigen Auge ihr Leben zerrinnen. Ehe sie aufschreien konnte, packte Luke sie am Arm und brachte sie zum Schweigen. Er flüsterte ihr zu: „Bleib hinter mir.“
    Sie nickte und blieb leicht zurück, damit er vorgehen konnte, obwohl jeder Instinkt in ihr dagegen protestierte. Langsam näherte er sich den beiden Türen. Er legte einen Finger auf die Lippen und schob die erste Tür auf.
    Das Zimmer lag im Halbdunkel. Die Vorhänge waren zugezogen, und das Licht war aus. Luke ertastete an der Seitenwand den Lichtschalter und betätigte ihn. Helligkeit überflutete den Raum, doch der war leer.
    Emma! Kate eilte zum Kinderbett. Ebenfalls leer. Einen Aufschrei unterdrückend, wandte sie sich ab und lief hinüber zu Julianna. Luke war bereits dort. Er kniete am Boden und beugte sich über etwas … oder jemand.
    Er sah sie über die Schulter an, und seine Miene veranlasste sie, entsetzt an seine Seite zu eilen. Am Boden lag nicht Emma, sondern Julianna. Sie lag nackt, zusammengerollt da, der Körper übersät mit Prellungen. Blut rann ihr aus Nase und Mund.
    Sie öffnete die Augen.
    Gott sei Dank, sie lebt!
    Kate kniete sich neben sie und nahm ihre Hand. Julianna sah sie an, bewegte die Lippen, doch kein Laut kam.
    „Wann, Julianna?“ Luke beugte sich zu ihr herunter. „Wann ist John gekommen?“
    Sie richtete den Blick auf Luke. „War schon da … als Sie …“ Ein schmerzhafter Krampf schüttelte sie, und sie verzerrte dasGesicht, die Finger um Kates Hand gekrallt. „Ich … wehrte mich … zu … stark … ich …“
    Kate bemühte sich, ihrer aufsteigenden Panik Herr zu werden. „Wo ist sie, Julianna? Wo ist Emma?“
    Julianna hustete und spuckte Blut. „… möchte sein wie Sie. Wünschte ich …“ Kate musste den Kopf nah an ihren Mund halten. „… bitte … verzeihen Sie …“
    Sie hustete wieder. Es klang entsetzlich schwach. Offenbar hatte sie innere Blutungen. „Nicht sterben, Julianna“, flüsterte Kate weinend. „Bitte, halte durch.“
    Ihr Körper bäumte sich auf, ein Schauer durchrann sie, als versuche die letzte Lebenskraft sich gegen alle Verwundungen durchzusetzen. Julianna schloss die Augen, und Kate nahm sie fest in den Arm. „Nein! Öffne die Augen! Du wirst nicht sterben, ich lasse das nicht zu! Öffne sie!“
    Julianna tat wie befohlen. Das einst strahlende Blaue der Iris war blass, blind im herannahenden Tod. Kate sah, wie sie darum kämpfte, nicht ins Dunkel abzugleiten, das

Weitere Kostenlose Bücher