Albtraum
hat“, sagte Kate mit Tränen in den Augen. „Vielleicht will sie Emma jetzt zurückhaben.“
„Und sie kam heute her mit dem bizarren Wunsch, Emma zu stehlen?“
„Ich könnte es nicht ertragen, sie zu verlieren, Richard.“ Die Tränen rollten ihr über die Wangen.
„Komm her.“ Er breitete die Arme aus. Sie ging zu ihm,presste die Wange an seine Brust, und er umarmte sie fest. „Jetzt benimmst du dich albern, Liebes. Das wird bestimmt nicht passieren.“
„Woher willst du das wissen?“ Sie legte den Kopf zurück und sah Richard an.
„Weil es nicht logisch ist“, erwiderte er lächelnd. „Zunächst mal, sie hat sich für eine geheime Adoption entschieden. Sie weiß also nichts über uns, weder Namen noch Adresse. Zum zweiten, wenn sie das Baby zurückwollte, würde sie sich an Citywide wenden. Sie würde Ellen anrufen und einen Anwalt einschalten. Sie würde nicht in unser Haus schleichen und uns aus Gott weiß was für Gründen belauern.“
Er hatte natürlich Recht, doch ihr Unbehagen blieb.
„Wo ist das Bild, Richard?“
Er schüttelte leise lachend den Kopf. „Vielleicht ist es irgendwie in eine Schublade gefallen, oder der Reinigungsdienst hat es verlegt.“
„Aber ich habe es mir heute Morgen noch angesehen. Ich weiß es.“
„Du könntest dich irren.“ Als sie den Mund öffnete, um zu widersprechen, legte er ihr einen Finger auf die Lippen. „Es wird auftauchen, Kate.“
„Und wenn nicht?“
„Dann machen wir ein neues“, sagte er amüsiert. „Oder wir lassen einen zweiten Abzug machen und kaufen einen neuen Rahmen.“
„Sehr witzig.“ Sie legte kurz die Stirn gegen seine Brust, hob dann aber noch einmal den Blick. „Es war vorhin so unheimlich, als ich das Gefühl hatte, beobachtet zu werden. Und als Joe mir dann noch von der Frau erzählte …“ Sie atmete tief durch. „Sie war im richtigen Alter. Und es war ein so großerZufall. Außerdem, was hatte sie denn in unserem Garten zu suchen?“
Er nahm ihr Gesicht zwischen beide Hände. „Interpretiere da nicht zu viel hinein, Kate. Es hätte jeder sein können. Das Tor ist nicht verschlossen, und wir leben an einer stark befahrenen Straße. Direkt gegenüber ist ein Park. Jemand sah unsere Schaukel, fand sie einladend und probierte sie aus.“
„Aber sie kannte unsere Namen und wusste, dass wir ein Baby haben.“
„Das wissen eine Menge Leute in der Gegend. Vielleicht war es eine aus dem Bekanntenkreis, die sich schämte, von Joe ertappt worden zu sein. Vielleicht hatte sie Angst, er würde es uns erzählen.“ Richard küsste sie zart auf den Mund. „Deine Fantasie geht mit dir durch. Glaub mir, Liebes. Es besteht kein Grund zur Sorge. Gar keiner.“
28. KAPITEL
Die Stunden nach dem Treffen mit Kate verbrachte Luke im French Quarter und erneuerte seine Vertrautheit mit all den Ansichten, Geräuschen und Gerüchen, die New Orleans ausmachten. Er genoss Beignets und Café au Lait im Café du Monde, ging den Moonwalk entlang, setzte sich am Jackson Square auf eine Bank und beobachtete die Menschen.
Währenddessen kehrten Erinnerungen an seine Tage in Tulane zurück. Ein junger Mann, der an die Macht seiner Träume glaubte, war er gewesen. Und zu jeder dieser Erinnerungen gehörte Kate. Er dachte an gemeinsame Unternehmungen, an ihr Lachen und an das schöne Gefühl, das sie ihm gab, wenn sie nur an seiner Seite war.
Teilweise bedauerte er, was er vorhin Kränkendes zu ihr gesagt hatte. Fast wäre er ihr nachgelaufen und hätte um Entschuldigung gebeten.
Doch er hatte diesen Drang unterdrückt, als er sich erinnerte, dass sie zu ihm gekommen war, um ehrlich mit der Vergangenheit abzurechnen. Ehrliche Antworten hatte sie jedenfalls erhalten.
Seine Verlegerin hatte ihn in einer Suite im Royal Orleans Hotel einquartiert, einem der großartigsten Häuser im French Quarter, das in der Tradition des alten Südens geführt wurde.
Als er das Hotel betrat, umfingen ihn verblüffende Kühle und Stille. Auf den Straßen des Quarters hatte inzwischen der Schichtwechsel begonnen, die Tagesausflügler wurden durch Nachtschwärmer ersetzt, die Einkäufer durch Partylöwen.
Luke durchquerte die geräumige Lobby mit ihren schweren Kristalllüstern und ging auf den Empfangstresen zu. Helena hatte mit dem örtlichen Verkaufsrepräsentanten und demhiesigen Großhändler ein Dinner im Commanders Palace arrangiert. Sie hatte versprochen, beim Empfang eine Nachricht zu hinterlassen, wann und wo sie sich treffen würden. Er sah auf
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