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Albtraum

Albtraum

Titel: Albtraum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: E Spindler
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in die Babyliege, ließ den Gurt zuschnappen und wandte sich der Haustür zu.
    Hinter der Milchglasscheibe erschien in der Dämmerung die dunkle Silhouette eines Mannes. Kate wich unwillkürlich zurück und stieß einen leisen Schreckensschrei aus.
    „Kate?“ Der Mann klopfte. „Ich bin es, Joe von nebenan.“
    Sie legte zitternd eine Hand an den Mund und lachte verlegen. Sie kam sich töricht vor. Der alte Joe, wie ihn alle nannten, war an die Achtzig und ein Wichtigtuer. Darüber hinaus war er so harmlos, wie ein Mensch nur sein konnte.
    „Sie haben mich erschreckt“, sagte sie, als sie die Tür öffnete. „Ich wollte gerade gehen.“
    „Tut mir Leid.“ Er sah an ihr vorbei ins Haus. „Alles in Ordnung hier bei Ihnen?“
    Als er das fragte, wurde ihr klar, wie albern sie sich benommen und wie sehr sie sich in eine Wahnvorstellung hineingesteigert hatte. Das Haus hatte geknarrt, und sie hatte gleich die Flucht ergreifen wollen. „Natürlich ist alles in Ordnung.“ Sie bat ihn lachend herein. „Kommen Sie.“
    Er trat ein und sah sich um. „Richard ist noch nicht vom Golf zurück?“
    „Noch nicht.“ Sie unterdrückte ein Schmunzeln. „Er wollte nach dem Golfen noch mal in die Kanzlei. Müssen Sie ihn sprechen?“
    „Nein.“ Er zog die buschigen Brauen zusammen. „Wie geht’s dem Baby?“
    „Fein.“ Sie deutete auf die Trage. „Schläft fest.“
    „Es tat mir Leid zu hören, dass die hübsche Kleine krank war. Was hat der Doktor gesagt?“
    „Sie war nicht …“ begann Kate verwirrt. „Von wem haben Sie das gehört, Joe?“
    „Von Ihrer Freundin heute Morgen. Sie sagte, Sie wären mit dem Baby beim Arzt.“
    „Freundin?“ wiederholte Kate nachdenklich. „Jemand aus dem ‚Uncommon Bean‘?“
    „Die Freundin, die Sie besucht hat. Sie saß auf der Schaukel und wartete auf Ihre Rückkehr.“
    Kate hatte das Gefühl, ihr sträubten sich die Nackenhaare. „Jemand saß auf unserer Schaukel?“
    „Ein hübsches junges Ding, vielleicht zwanzig. Sie wirkte sehr erstaunt, als ich sie ansprach.“ Er neigte den Kopf zur Seite. „Ich habe sie dann gefragt, was sie in Ihrem Garten zu suchen hat.“
    Das fehlende Foto! Das zerdrückte Bett! Das Gefühl, beobachtet zu werden, nicht allein zu sein.
    Sie ließ sich nicht anmerken, wie unbehaglich ihr war. „Was hat sie gesagt, als Sie sie ansprachen?“
    „Sie sagte, sie wäre eine Freundin von Ihnen auf Besuch aus der Stadt. Und Sie wären gerade mit dem Baby beim Arzt. Ihren Namen hat sie mir nicht genannt, und ich habe auch nicht danach gefragt. Ich fand, es ging mich nichts an.“ Er zog die Stirn kraus und fügte hinzu: „Vielleicht hätte ich sie doch besser gefragt?“
    „Sie war keine Freundin von uns.“ Kate schluckte trocken. „Um welche Zeit war das, Joe?“
    „Ich führte gerade Beauregard aus.“ Er kratzte sich am Kopf. „Es muss gegen Mittag gewesen sein.“
    Gegen Mittag war sie in der Stadt gewesen und Richard wahrscheinlich am neunten Loch.
    Joe schnaubte. „Ich wusste doch, dass etwas mit ihr nicht stimmte. Aber, ich meine, sie kannte Ihre Namen und wusste, dass Sie ein Baby ha ben. Also glaubte ich, dass sie auf dem Laufenden war. Tut mir Leid, dass ich nicht mehr getan habe.“
    Sie zwang sich zu einem Lächeln, damit er sich keine weiteren Vorwürfe machte. „Ich bin sicher, das war harmlos.“
    „Das denke ich auch. Aber ich wollte es Ihnen und Richard doch sagen, für alle Fälle.“
    „Ich danke Ihnen. Ich bin froh, dass Sie es uns mitgeteilt haben.“ Kate brachte ihn zur Tür und sah Richards Mercedes die Einfahrt heraufkommen. „Ich fühle mich sicherer, weil ich weiß, dass Sie in der Nachbarschaft sind, Joe.“
    Er strahlte sie an, sehr zufrieden mit sich. „Ich halte auf jeden Fall die Augen offen und sage es Ihnen, falls ich sie wieder in der Gegend entdecke.“
    Kate dankte ihm noch einmal, verabschiedete sich und wartete an der Tür auf Richard. Vom Gartenweg hörte sie ihn Joe begrüßen, einen Moment später war er an ihrer Tür. „Hallo, Schatz.“ Er beugte sich zu ihr und küsste sie. „Wie war dein Tag, alles okay?“
    Sie sah ihn erstaunt an. „Wie bitte?“
    „Das Café, läuft das Geschäft gut?“
    Ihr Herz schlug schneller, und sie wollte ihm schon von ihrem Treffen mit Luke berichten, doch stattdessen sagte sie: „Am Samstag läuft das Geschäft immer gut.“
    Sie bedauerte die ausweichende Antwort, die einer Lüge gleichkam, sofort. Doch sie jetzt zurückzunehmen, wäre noch

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