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Albtraum

Albtraum

Titel: Albtraum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: E Spindler
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einzuschätzen versuchte.
    „Ich bin neugierig“, sagte Luke schließlich. „Warum haben Sie sich entschieden, mit mir zu reden?“
    Condor zuckte die Achseln. „Mir gefallen Ihre Bücher. Meiner Frau gefallen Ihre Bücher.“
    „Sie sind verheiratet?“
    „Das klingt erstaunt. Darf ich das nicht sein?“
    Luke trank von seinem Bier. „Vermutlich schon. Nur passt es nicht zum Bild des Auftragskillers.“
    „Zu Ihrem Bild“, korrigierte er, und ein Lächeln zuckte um seine Mundwinkel. „Zu Hollywoods Bild.“
    „Weiß Ihre Frau, was Sie tun?“
    „Natürlich nicht. Ich bin Vertreter für Software und reise daher viel.“
    „Kinder?“
    „Zwei Jungs, sechs und acht.“
    Luke dachte einen Moment darüber nach. „Haben Sie sich je gefragt, was geschieht, wenn sie es herausfinden?“
    „Das wird nicht passieren. Es gibt keinen Grund dafür.“
    „Und wenn Sie bei einem Auftrag getötet werden?“
    „Deckt mich die Agency.“ Condor stand auf. „Schießen Sie viel, Dallas?“
    Luke erhob sich ebenfalls. „Genug, um mit einiger Sachkenntnis darüber zu schreiben.“
    „Gut.“ Condor lächelte. „Dann lassen Sie uns ein bisschen Spaß haben.“
    Der Luxus der allgemeinen Aufenthaltsräume endete, sobald sie die Schießhalle erreichten. Garagenartig, fensterlos und gut isoliert, war sie mit sechs Schießständen ausgerüstet, auf denen mechanische Anlagen die Papierzielscheiben vor und zurück bewegten.
    Sie waren allein. Auf dem Tisch am ersten Schießstand lagen zwei Päckchen mit Munition und eine Waffe.
    Condor ging zum Tisch und nahm die Waffe auf. „Eine 9 mm Beretta Halbautomatik.“ Während er sprach, begutachtete er die Waffe, prüfte das Magazin, zog den Entriegelungshebelvor und zurück, wog sie in den Händen und ließ die Finger fachmännisch über das Metall gleiten. Er handhabte die Waffe ehrfürchtig und vertraut, als sei sie eine alte Bekannte. Er nahm drei Munitionsstreifen und lud einen ins Magazin. „Besitzen Sie eine Waffe, Dallas?“
    „Eine 44er Magnum.“
    Condor sah ihn erstaunt an. „Das ist eine Menge Feuerkraft. Mehr, als ein Autor meiner Ansicht nach benötigt.“
    Luke lachte. „Ich habe sie gekauft, als ich ‚Last Dance‘ schrieb. Was soll ich sagen. Ich mag Dirty-Harry-Filme. Ich sah meinen Helden als eine Art Harry Callahan, einen ruppigen Einzelgänger, einen Renegaten.“
    Condor protestierte: „Ein Renegat ist ein Gesetzloser. Callahan war der ultimative Gesetzeshüter. Er lebte nach seinem Gerechtigkeitscode. Auge um Auge, bekämpfe Feuer mit Feuer, Gewalt mit Gewalt. Ganz einfach.“
    „Ist das wirklich so einfach? Ist das auch der Code, nach dem Sie leben?“
    „Im Prinzip. Wir leben in einer gewalttätigen Gesellschaft, Luke. Doch gleichgültig, wie groß und böse jemand ist, er besteht aus derselben verwundbaren Hülle wie wir alle. Sehen Sie den Tod als den ultimativen Problemlöser an.“
    „Und wie sehen Sie sich selbst? Auch als Problemlöser?“
    „Und als Patrioten, ja. Schauen wir mal, was dieses Baby leisten kann.“ Er befestigte eine Papierzielscheibe, die schwarze Silhouette eines menschlichen Torsos, schickte sie mit der Mechanik auf fünfzig Fuß Entfernung und setzte die Ohrschützer auf. Dann schoss er das Magazin leer, so schnell, dass die Explosionen fast gleichzeitig ertönten.
    Condor holte die Zielscheibe heran. Er hatte der Silhouette den Kopf weggeschossen und ihr Herz durchlöchert. Er befestigteeine neue Zielscheibe, drehte sich zu Luke und reichte ihm die Waffe. „Sie sind dran.“
    Luke lud sie und ging zur Feuerlinie. Die Waffe fühlte sich schwer und kalt an. Er zielte und schoss, jedoch weder so schnell noch so gut wie Condor.
    Er leerte das Magazin und prüfte die Zielscheibe. Die meisten seiner Schüsse hatten, wie immer, ihr Ziel erreicht.
    „Nicht schlecht für einen Zivilisten.“
    Luke gab ihm schmunzelnd die Waffe zurück. „Danke.“
    „All die ausgebufften Waffen, die in Filmen benutzt werden, das ist reine Hollywood-Fantasie“, erklärte Condor weiter und lud erneut. „Für einen Profi ist das Einfache immer das Beste.“
    Er setzte die Ohrschützer auf und trat wieder an die Feuerlinie. Wie zuvor zielte er und leerte das Magazin in Sekundenschnelle. Er nahm die Ohrschützer ab und kam wieder zu Luke. „Ein Gewehr, ein Messer, eine Garrotte. Einfach, wirkungsvoll, schnell.“
    Er lud erneut mit automatischen, sparsamen Gesten. Offenbar hatte er das schon so viele Male getan, dass die einzelnen Bewegungen

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