Albtraum
Betrüger, geschweige denn Ehebrecher entwickelte.
So einer war er ohnehin nicht. Er liebte seine Frau und glaubte an die Heiligkeit des Ehegelöbnisses. Er hatte sich ausgetobt, ehe er vor den Traualtar getreten war.
Und das war gut so, dachte er. Andernfalls könnte es sich als ausgesprochen gefährlich erweisen, tagein, tagaus mit Julianna Starr zusammen zu sein.
35. KAPITEL
„Komm her, meine Süße“, raunte Kate Emma zu, die kräftig mit Armen und Beinen strampelte. „Wir wollen doch schön sein für unseren Gast und für Daddy.“
Als Antwort strampelte Emma heftiger, krähte lauter und lachte über die vergeblichen Versuche ihrer Mutter, sie anzuziehen. Kate schüttelte in belustigter Empörung leicht den Kopf. „Du bist wohl anderer Meinung, du kleiner Racker.“
Sie presste ihrer Tochter die Lippen auf den nackten Bauch und blies. Emma stutzte und lachte gurgelnd los. Kate nutzte die Gelegenheit, ihr das Kleidungsstück über den Kopf zu ziehen und die Arme hineinzustecken. Ehe Emma protestieren konnte, hob sie ihr Beine und Po hoch. Dann grinste sie ihre Tochter an. „Hab dich überlistet.“
Da sie merkte, dass ihr die Zeit davonlief, sah sie auf ihre Uhr. Richard und seine neue Assistentin konnten jeden Moment kommen … und sie war noch nicht mal umgezogen. Nachdem sie das Gitter am Bettchen hochgezogen hatte, bewegte sie das bunte Mobile über Emmas Kopf und wusste, dass sie es jetzt eine Weile fasziniert betrachten würde. Sie eilte ins Schlafzimmer, um etwas Passables anzuziehen.
Kaum hatte sie den letzten Knopf an dem leichten, schwingenden Kleid geschlossen, als sie Richard kommen hörte.
„Ich bin gleich unten, Schatz!“ rief sie von der Schlafzimmertür. „Im Kühlschrank steht eine Flasche Weißwein, im Gestell liegt roter. Schenk mir ein Glas Roten ein, ja?“
Kate trat vor den Spiegel, um ihr Äußeres ein letztes Mal zu prüfen. Sie gestand sich ein, wegen der Begegnung mit Julianna ein wenig nervös zu sein. Richard hatte ihr Lob in den höchsten Tönen gesungen, und als er die Notwendigkeit einigerÜberstunden erwähnte, hatte sie vorgeschlagen, sie sollten hier zu Hause arbeiten. Sie könnten zusammen zu Abend essen, danach konnte er mit Julianna in sein Arbeitszimmer gehen, während sie abräumte und sich um Emma kümmerte. Schließlich hatte sie ihn geneckt, sie wolle sein Protegee kennen lernen. Und er hatte gespottet, sie sei nur eifersüchtig auf all die Zeit, die er mit einer anderen Frau verbringe.
Sie hatte ihn lachend geküsst.
Das Lachen verging ihr Minuten später, als Julianna sich zu ihr umdrehte und ihr die Hand reichte. „Sie müssen Kate sein“, sagte sie leise.
Kate rückte Emma auf ihrem Arm zurecht und gab Julianna die Hand. Nach Richards Beschreibung hatte sie eine junge, eifrige, noch unkultivierte Frau erwartet. Dass sie hübsch war, hatte sie vermutet, ihre Schönheit verblüffte sie jedoch. Sie wirkte geheimnisvoll und sexy. Und ihr ruhiges, selbstsicheres Auftreten war erstaunlich.
Vor allem hatte sie nicht erwartet, wie besitzergreifend Julianna Richard ansah.
„Und Sie sind Julianna“, erwiderte sie. „Es ist schön, Sie endlich kennen zu lernen.“
Die junge Frau sah Emma an, und ihr Mund verzog sich zu einem schwachen, wissenden Lächeln. „Und diese kleine Schönheit ist Richards Baby, Emma Grace.“
Kate zuckte leicht zusammen. „Ja, das ist Emma, unsere Tochter.“
Julianna sah Richard an. „Ich würde sie gern mal halten.“ Er lächelte. „Nur zu.“
„Nein.“ Kate wich instinktiv zurück, als Julianna die Arme ausstreckte. Sie räusperte sich verlegen wegen ihrer unwillkürlichen Reaktion und erklärte: „Emma reagiert manchmal abweisendauf Fremde. Sie braucht Zeit, sich an jemand zu gewöhnen.“
„Seit wann?“ fragte Richard lachend und ging hinaus, um den Grill anzuzünden. „Lass Julianna sie nur nehmen. Sie gibt dir Emma sicher gern zurück, wenn sie schreit.“
Himmel, er hat Recht, du benimmst dich wie eine ängstliche Glucke.
Kate übergab Emma mit unguten Gefühlen. Als sie sah, wie die junge Frau die Kleine knuddelte und mit ihr sprach, hätte sie ihr Emma am liebsten entrissen.
Was hat sie nur an sich, dass sich mir alle Nackenhaare sträuben, fragte Kate sich im Stillen. Warum habe ich augenblicklich eine so große Abneigung gegen sie entwickelt?
Du bist kleinlich und eifersüchtig, sagte sie sich. Negative Gefühle, die man offenbar entwickelt, wenn man zu viel Zeit allein mit einem Kind
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